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Newsmax hofiert den ehemaligen US-Präsident Donald Trump. Ob es ihnen nachhaltig nützt, ist fraglich.

© Imago/ZUMA Wire

Das neue Trump-TV?: Newsmax will zum einflussreichsten rechten US-Sender werden

Der Fernsehsender Newsmax will Fox News als Sprachrohr der radikalen Republikaner ablösen. Und heuert dafür ehemalige Trump-Vertraute an.

Ende des vergangenen Jahres prophezeite Christopher Ruddy Unheilvolles: Innerhalb eines Jahres werde sein TV-Sender Newsmax den aus seiner Sicht großen Konkurrenten Fox News „übernommen“ haben. Ruddy ist der Gründer und CEO des TV-Senders, der als einer der rechtsgerichteten in den USA gilt. Und er ist zudem ein guter Freund des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump.

Heute, ein halbes Jahr später, wissen wir: Newsmax TV verfehlte das Ziel, Fox News als reichweitenstärksten Sender abzulösen. Und doch nennt das Medienunternehmen den Fakt, dass es so kommen wird „unausweichlich“, berichtet „TheWrap“.

Die Gründe für Ruddys Prophezeiung und die hartnäckige Wiederholung liegen nah beieinander: Es waren jeweils kurzfristige Erfolgserlebnisse.

Am 7. Dezember war eine Abendshow auf Newsmax erstmals in der Geschichte des Senders in der wichtigsten Altersgruppe erfolgreicher als eine Show auf Fox News, die zeitgleich lief. In der Sendung, die dafür ursächlich war, gibt sich Showmaster Greg Kelly vom Wahlsieg Trumps überzeugt, verherrlicht und redet andere Medien schlecht.

An diesem Wochenende gelang es Newsmax mal wieder bei den Zuschauerzahlen zwischenzeitlich vor Fox News zu sein. Und natürlich auch diesmal wegen Donald Trump. Newsmax verfolgte die Rally Trumps in Wellington, im Gegensatz zu den großen TV-Sendern, groß und breit.

Dem Marktforschungsunternehmen Nielsen zufolge schauten sich insgesamt 1,9 Millionen US-Amerikaner die Newsmax-Sendungen dazu an. Weitere 1,3 Millionen Zuschauer sollen es über Streams gewesen sein, sodass sich die Zahl laut Nielsen bei mehr als drei Millionen Newsmax-Zuschauern einpendelte.

In der Zielgruppe zwischen 35 und 64 Jahren lag Newsmax mit durchschnittlich 483.000 Zuschauern pro Minute vor Fox News mit 409.000 Zuschauern. Über alle Altersgruppen verteilt lag Newsmax zwar knapp hinter Fox News mit 1,4 Millionen zu 1,53 Millionen Zuschauern pro Minute. Allerdings lag Newsmax jeweils deutlich vor CNN und MSNBC.

„Es ist ganz klar: Newsmax verzeichnet nicht nur viele Zuschauer über Kabelfernsehen, weil traditionelle Fox-News-Zuschauer zu uns überlaufen. Wir erschließen auch einen großen Markt Video- und Audioinhalten im Internet, den Fox nicht bedient und nicht erschließen kann“, sagte Christopher Ruddy dazu.

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Eine Umfrage des US-amerikanischen Public Religion Research Institute (PRRI) gewährte zuletzt einen Einblick, wie radikal ein Teil der Newsmax-Zuschauer denkt. Laut CNN gaben 40 Prozent der Befragten, die rechtsgerichteten Medien wie Newsmax am meisten vertrauen, an, überzeugt davon zu sein, dass „die Regierung, die Medien und die Wirtschaft in den USA von einer den Satan anbetenden Gruppe Pädophiler kontrolliert wird, die einen globalen Kindersexring führen“. Unter solchen Befragten, die Fox News am meisten vertrauen, sind nur weniger als 20 Prozent überzeugt davon.

Doch zur Wahrheit gehört auch, dass es nur Nadelstiche sind, die Newsmax auf dem TV-Markt setzen kann. Für den großen Schlag hat es noch nicht gereicht – was sich ebenso klar anhand von Zahlen belegen lässt, wie der kurzzeitige Erfolg am Wochenende.

Fox News liegt wieder an der Spitze der TV-Newssender

Insgesamt liegt Fox News aufs erste Halbjahr nach Trump gesehen wieder an der Spitze der TV-Newssender, nachdem CNN Fox nach der Wahl im November kurzzeitig überholt hatte. Das zeigen weitere Daten von Nielsen. Zwischen Januar und Juni erreichte Fox News durchschnittlich 1,3 Millionen Zuschauer pro Tag insgesamt und 2,3 Millionen durchschnittlich in der Primetime. Dabei lag Fox vor MSNBC (1,1 Millionen und 1,9 Millionen) und CNN (1 Millionen und 1,4 Millionen).

Allein in den vergangenen drei Monaten zwischen April und Juni wuchs der Vorsprung von Fox deutlich an. In dieser Zeit lag Fox mit durchschnittlich 1,2 Millionen Zuschauern am Tag vor MSNBC (850.000) und CNN (650.000).

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Klar ist aber auch: Die drei reichweitenstärksten TV-Sender verloren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwischen Januar und Juni 2020 deutlich. Während Fox News rund 39 Prozent an Zuschauern verliert, sehen die Verluste bei CNN mit 45 Prozent noch deutlicher aus. MSNBC verlor 30 Prozent an Reichweite. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass es vor allem daran liegt, dass große Themen wie die Präsidentschaftswahl und die Corona-Pandemie zuletzt eine kleinere Rolle spielten als 2020.

Bei Fox News könnte ein Grund aber eben auch die Konkurrenz durch Newsmax und OAN sein. Wobei Fox News von Experten vorgeworfen wird, sich genau deshalb wieder weiter nach rechts zu bewegen. Das scheint insofern geklappt zu haben, als dass die Reichweite von Newsmax sogar um fast die Hälfte auf durchschnittlich 115.000 Zuschauer am Tag gesunken ist.

Christopher Ruddy, Newsmax-Gründer und Trump-Freund
Christopher Ruddy, Newsmax-Gründer und Trump-Freund

© Imago

„Unsere Zuschauer hassen das“, sagte ein führender Fox-Mitarbeiter zum Wahlsieg von Joe Biden. „Wir haben Angst“, sagte ein Fox-Produzent CNN zufolge im Dezember angesichts der sinkenden Zuschauerzahlen und der Konkurrenz durch Newsmax und OAN.

Weil Fox News über Jahre der reichweitenstärkste Sender ist, dem die Mehrheit der US-Amerikaner vertraut, betraf dieser Wandel eben auch die Mehrheit. Dadurch wurde die Wahlniederlage Trumps zum Wendepunkt.

Es ist schwer, den genauen Zeitpunkt zu bestimmen, an dem sich Fox News so sehr erholt haben wird, dass er Sender wie CNN und MSNBC wieder überholt. Doch es gibt einen Moment, der definitiv das Potenzial dazu hatte.

Rechtsruck von Murdoch als Problem für Newsmax

Mitte Januar verbot Rupert Murdoch, der Besitzer des Fox-Imperiums, den Journalisten seiner „New York Post“, liberale Medien wie „New York Times“, „Washington Post“, CNN und MSNBC zu zitieren.

Also ausgerechnet jene Medien, die Ex-Präsident Trump in der Vergangenheit als „Fake News“ bezeichnet hat. Das Publizieren von Artikeln, die auf Informationen dieser vier Medien basieren, passe nicht zur rechtsgerichteten Identität, soll Murdoch gesagt haben.

Kurz darauf tauschte Fox News eine Primetime-Sendung aus, in der bisher Nachrichten im Vordergrund standen. Durch die neue, rechtsgerichtete Sendung führen wechselnde Moderatoren – es stehen Meinungen und nicht Fakten im Vordergrund. Es war der verzweifelte Versuch, Zuschauer sowohl von CNN als auch Newsmax zurückzugewinnen. Und ein Blick auf die heutigen Zahlen zeigt, dass es gewirkt haben muss.

Warum Fox News sich die Gelegenheit entgehen ließ, die Trump-Rally in ähnlicher Breite zu senden wie Newsmax, verwundert somit fast schon. So gab der TV-Sender der Konkurrenz am noch rechteren Rand die Möglichkeit, sich in den Mittelpunkt zu stellen. Kein Wunder, dass Newsmax die Aufmerksamkeit nutzte, um weiter an Profil zu gewinnen.

[Mehr zum Thema: Konzerte, Aufführungen, Touristen: Wie New York aus dem Pandemieschlaf erwacht ist (T+)]

Just am Wochenende gab Newsmax bekannt, dass Eric Bolling, ein Trump-Vertrauter und ehemaliger Moderator von Fox News, ab Juli eine eigene Sendung bei Newsmax moderieren wird. „Wie ich, ist auch Newsmax besorgt darüber, dass Techgiganten und große Medienunternehmen den Journalismus und unsere Nation im Griff haben“, sagte Bolling in einem Statement. Es war ein klarer Fingerzeig in Richtung Fox.

Zuvor hatte Newsmax bereits verkündet, zwei Analysten für die Abendsendungen unter Vertrag genommen zu haben: Hogan Gidley, ein ehemaliger Mitarbeiter des Presseteams unter Donald Trump, und Jenna Ellis, eine führende Beraterin der Wahlkampagne Trumps 2020.

Christopher Ruddy hatte zwar immer verneint, zum „Trump TV“ zu werden. Die Personalien und auch die Erfolgserlebnisse lassen aber immer mehr Zweifel wachsen, dass es ohne einen solchen Schritt möglich sein wird, den angekündigten, „unausweichlichen“ Schritt zu gehen. Denn noch sprechen durchschnittlich 1,3 Millionen zu 115.000 Zuschauer am Tag eine deutliche Sprache.

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