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Eine Stasi-Killerin auf Rachefeldzug: Jella Haase als Kleo in der gleichnamigen Netflix-Serie, einer der deutschsprachigen Neuheiten des Jahres 2022.

© Julia Terjung/Netflix

Neues von Netflix: Geschichte streamen

Stasi, Gladbeck, Sissi: Welche deutschsprachigen Filme, Serien und True-Crime-Formate Netflix in der Pipeline hat.

Die bewegendsten Geschichten schreibt offensichtlich die Historie selbst. Von den Germanen, Europas Auswanderern und Kaiserin Elisabeth von Österreich über die beiden Weltkriege bis hin zur jüngeren deutschen Geschichte mit Stasi-Killerinnen und Gladbeck-Geiselnehmern beschäftigen sich auffällig viele deutschsprachige Film- und Serienproduktionen des Streamingdienstes Netflix mit Themen aus der ferneren und näheren Vergangenheit. Insgesamt stellte Netflix am Dienstag 19 neue Produktionen vor, darunter fünf Filme, neun Serien und fünf nichtfiktionale Formate. Zehn Neuheiten wurden erstmals angekündigt.

„Wir möchten unseren Fußabdruck in Deutschland vergrößern und haben auch die Mittel dazu“, sagte Katja Hofem, Vice-President für deutsche Serien, und verwies auf die Investitionszusage von Firmengründer Reed Hastings bei der Eröffnung des Berliner Büros im vergangenen Jahr. Die Devise dabei: Think global, produce local.

Netflix reagiert auf den zunehmenden Wettbewerb auf dem Streamingmarkt vor allem mit Investitionen in neue Inhalte. Die „Financial Times“ hat unlängst berichtet, dass das Unternehmen die Mittel für neue Filme, Serien und nicht-fiktionale Produktionen in 2022 auf 17 Milliarden US-Dollar steigern will – ein Viertel mehr als 2021 und gegenüber 2020 sogar ein Plus von 57 Prozent. Damit sollen laut FT nicht zuletzt die gestiegenen Abo-Preise in den USA und Kanada gerechtfertigt werden.

Der Anspruch, deutschsprachige Inhalte für die derzeit rund 222 Millionen Netflix-Abonnenten in rund 200 Ländern zu produzieren, findet sich nicht zuletzt in den Titeln der Neuheiten. So wie in „The Empress”, einer weiteren Neuinterpretation des „Sissi“-Stoffes. Devrim Lingnau ist in der sechsteiligen Serie als Kaiserin Elisabeth zu sehen, Philip Froissant spielt Kaiser Franz Joseph. Gerade wurden die Dreharbeiten beendet.

Jella Haase als Stasi-Killerin

Jella Haase spielt in der Action-Thriller-Serie „Kleo“ eine ehemalige Stasi-Killerin, die einen Rachefeldzug durch ein anarchisches Berlin der Wendezeit startet. Dahinter steht das Showrunner-Kollektiv HaRiBo, benannt nach Hanno Hackfort, Richard Kropf und Bob Konrad. Um Rache geht es auch Anna Maria Mühe als österreichische Bestatterin in der ORF-Koproduktion „Totenfrau“ nach dem Bestsellerroman von Bernhard Aichner. Ferner dabei: Felix Klare, Simon Schwarz, Wolfram Koch und Peter Kurth.

Arminius, Tusnelda und Folkwin, die Helden der Varusschlacht aus der Netflix-Serie „Barbaren“, gehen 2022 in die Verlängerung, wiederum dargestellt von Jeanne Goursaud, Laurence Rupp und David Schütter. Die gezeigten Szenen lassen keinen Zweifel daran, dass die Römer wieder einiges von den aufsässigen Germanen einstecken müssen.

Die Serie „Dark“ der Showrunner Jantje Friese und Baran bo Odar hat den internationalen Ruf deutscher Produktionen erheblich gesteigert. Umso gespannter kann man auf deren neuestes Projekt sein. Die Mysterie-Serie „1899“ spielt auf einem Auswandererschiff, das auf seinem Weg von Europa Richtung Amerika in geheimnisvolle Ereignisse verstrickt wird. Besonders an „1899“ ist zugleich die Produktionsweise im Babelsberger Atelier für virtuelle Produktionen. Dabei kam eine neuartige 360-Grad-LED-Riesenwand zum Einsatz.

In der Netflix-Serie "Buba" spielt Bjarne Mädel eine Kleinkriminellen, der sich auf die Mafia einlässt.
In der Netflix-Serie "Buba" spielt Bjarne Mädel eine Kleinkriminellen, der sich auf die Mafia einlässt.

© Niren Mahanjan/Netflix

Immerhin wird es auch Serien jenseits historischer Ereignisse und Personen geben: In „Buba“ spielt Bjarne Mädel einen schrägen Kleinkriminellen, der ein Franchise mit der Mafia gründen will – und es dabei faustdick abbekommt.

Historisch wird es in zwei Filmprojekten von Netflix. Der Schrecken des Ersten Weltkrieges wird in einer Neuverfilmung von Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ lebendig. Regie führt Edward Berger. An amerikanischen und englischen Kriegsfilmen stört ihn, dass es darin immer um Helden geht. „Die gibt es in Deutschland nicht.“ Daraus einen Film zu machen, ergibt für ihn eine interessante Perspektive. In Gastrollen sind Daniel Brühl und Devid Striesow zu sehen.

Der zweite Weltkrieg wird im Netflix-Film „Blood and Gold“ thematisiert. Ein deutscher Soldat gerät als Deserteur auf der Suche nach seiner einzig überlebenden Tochter ins Visier einer marodierenden SS-Truppe und wird ungewollt ein Teil deren Suche nach einem jüdischen Goldschatz, der in einem abgelegenen Dorf versteckt ist. Peter Thorwarth führt Regie, das Drehbuch stammt von Stefan Barth.

[Alle Folgen des True-Crime-Podcasts Tatort Berlin des Tagesspiegels finden Sie hier]

Auch im Nonfictionbereich steht Geschichte auf dem Programm. „Gladbeck“ greift das Geiseldrama von 1988 als True-Crime-Format auf. Regisseur Volker Heise arbeitet dabei ausschließlich mit Original-Film- und Audio-Aufnahmen. So rau und roh wie möglich erzählen, lautet der Ansatz des Doku-Features.

Auch Reality-TV gehört zu Nonfiction: Am 9. März startet mit „Queer Eye Germany“ der erste internationale Ableger der erfolgreichen Netflix-Produktion. Fünf queere Protagonisten sollen mit ihrem Wissen, Einfühlungsvermögen und geballter Energie ihre Schützlinge in eine positive Richtung lenken.

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