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Da waren’s wieder drei. Aline Abboud (rechts) wird Caren Miosga und Ingo Zamperoni in der Moderation der „Tagesthemen“ vertreten.

© Hendrik Lüders/NDR

Neue Moderatorin bei „Tagesthemen“: Kind der Einheit, Kind des Libanon

Aline Abboud arbeitet von Samstag an als Moderatorin der „Tagesthemen“ - und möchte mit ihrer Migrationsbiografie Vorbild sein.

In Hamburg-Lokstedt tanzen sie jetzt Polonaise. Hamburg-Lokstedt ist der Standort, wo ARD-aktuell die „Tagesschau“ und die „Tagesthemen“ produziert. Beim Nachrichtenmagazin gab es eine personelle Lücke, seitdem Pinar Atalay zum Privatsender RTL abgewandert ist.

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Diese wird nun geschlossen und zwar dergestalt, dass mit dem Neuzugang Aline Abboud zwei vom Ersten gewünschte Merkmale aufscheinen, wie sie Marcus Bornheim, Erster Chefredakteur von ARD-aktuell, beschreibt: Aline Abboud „bringt durch ihre Biografie die ostdeutsche Perspektive mit ein“. Außerdem habe sie eine große Expertise für den Nahen Osten.

Die Journalistin wird in der Spätdämmerung der DDR 1988 in Ost-Berlin geboren. Sie hat deutsch-libanesische Familienwurzeln, sie sagt: „Ich wollte eigentlich immer Journalistin werden, um über den Nahen Osten zu berichten.“ Deshalb habe sie auch Arabistik in Leipzig studiert. „Aber ich hatte auch gemerkt, dass mir die Arbeit vor der Kamera Spaß macht.“

[„Tagesthemen“, ARD, am Samstag um 23 Uhr 30]

Abboud kennt bereits die Arbeit für öffentlich-rechtliche Fernsehsender, die 33-Jährige wechselt vom ZDF zur ARD. Zuletzt moderierte sie im Zweiten die Nachrichtensendung „heuteXpress“. Abboud war auch Redakteurin der „heute“-Nachrichten, zudem war sie als Reporterin für das „Auslandsjournal“ unterwegs. Auch für das digitale Inhalte-Netzwerk Funk von ARD und ZDF, das sich speziell an jüngere Leute richtet, arbeitete sie.

Aline Abboud wird bald gefühlt jeder TV-Nachrichtenzuschauer in Deutschland kennen. Sie ist die Neue im „Tagesthemen“-Team, sie rückt auf in das Moderatorenteam mit Ingo Zamperoni und Caren Miosga. Ihre Premiere hat sie in den „Tagesthemen“ am kommenden Samstag um 23 Uhr 30.

Schwarzes Loch im Teleprompter

Mit dem Druck und der Gewissheit, dass Millionen ihr beim Job zuschauen werden, geht Abboud so um: „Ich schaue einfach nur in ein schwarzes Loch im Teleprompter und habe das Gefühl, ich bin alleine und meine Oma guckt zu.“ Die Journalistin ergänzte im dpa-Gespräch: „Ich habe in den letzten Jahren gelernt, entspannter vor der Kamera zu stehen.“

Den Moderationsjob beschreibt sie als körperlich sehr anstrengend. „Nach jeder Schicht ist man k. o.“ Das liege daran, dass man von einem Moment auf den anderen Präsenz zeigen müsse. Über die künftige Moderation der „Tagesthemen“ spätabends sagte sie, herausfordernd sei dies: „Man ist auf Adrenalin und muss den Körper anknipsen. Und sich danach sozusagen wieder abschalten und sagen: Jetzt gehe ich ins Bett.“

Auf das Ritual eines von TV-Kollegen gern verwendeten eigenen Schlusssatzes wird die neue „Tagesthemen“-Frau wohl verzichten. „Ich bin nicht so ein Freund von Floskeln, die den Schwenk hin zu ,Alles wird gut‘ machen. Ich motiviere gerne Menschen, aber nicht mit solchen Sätzen“, sagte die 33-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. „Ich glaube nicht, dass ich da irgendetwas einführen werde. Wenn, dann spontan, oder wenn es gerade passt.“

Ich bin ein Einheitskind

Schlusssätze haben bei so manchem TV-Moderator Tradition. Abbouds „Tagesthemen“-Kollege Ingo Zamperoni etwa sagt „Bleiben Sie zuversichtlich“. Im Ohr ist vielen sicher auch noch der frühere „Tagesthemen“-Moderator Ulrich Wickert, der stets eine „geruhsame Nacht“ wünschte. Und Ex-„Tagesschau“-Sprecher Jan Hofer verabschiedet sich vom Publikum von „RTL Direkt“ mit dem Finalsatz „Machen wir alle das Beste daraus“.

Auf die Frage, wofür sie mit ihrem neuen „Tagesthemen“-Job stehen möchte, sagt Abboud: „Viele junge Leute, die eine ähnliche Migrationsbiografie haben wie ich, schreiben mir, dass ich für sie ein Vorbild sei. Weil man denkt: Das kann ich dann auch schaffen. Das freut mich.“ Sie hoffe zugleich, nicht nur Menschen mit Migrationsbiografie, sondern auch Menschen, die eine Ost-West-Vergangenheit haben, Impulse zu geben. „Ich bin Libanon-sozialisiert, ostdeutsch sozialisiert und ich bin ein Einheitskind. Ich versuche, die Chancen und Perspektiven zu nutzen, um andere zu motivieren und Dinge voranzutreiben.“

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