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Arsène Lupin ist das große Vorbild für Assane Diop (Omar Sy, rechts). Die Faszination für die Romanfigur von Maurice Leblanc hat er an seinen Sohn Raoul (Etan Simon) weitergeben. Als Assane in Raouls Alter war, verlor er seinen Vater – weil dieser für ein Verbrechen bestraft wurde, das er nicht begangen hat.

© Emmanuel Guimier/Netflix

Netflix-Serie „Lupin“: Die Rückkehr des Meisterdiebs

„Ziemlich beste Freunde“-Star Omar Sy erweckt für Netflix „Lupin“ zu neuem Serien-Leben.

Er ist ein Sprachengenie und ein Verwandlungskünstler, er kennt sich mit Kunst und mit Kampfsport aus, und er ist ein Mann zahlreicher Pseudonyme, kurzum ein Gentlemen-Verbrecher, der Spaß am Katz- und Mausspiel mit der Polizei hat. Würde er dazu noch wie sein großes Vorbild Zylinder, Monokel und Umhang tragen, sähe er auch äußerlich aus wie Arsène Lupin, die Romanfigur von Maurice Leblanc, die durch zahlreiche Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke beinahe ebenso so populär wurde wie Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes – auch wenn die beiden Romanfiguren auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes standen.

Ober besser gesagt stehen. Denn sowohl der britische Privatdetektiv als auch der französische Meisterdieb erleben in Film und Fernsehen immer neue Abenteuer, inzwischen gehen ihre Taten sogar in Serie, ob nun wie bei „Sherlock“ bei der BBC oder jetzt „Lupin“ beim Streamingdienst Netflix. Am Freitag startet die erste Staffel mit fünf Folgen. Die Serie gehört zu den interessantesten Neuerscheinungen im Januar.

[„Lupin“, Netflix, erste Staffel mit fünf Folgen, ab Freitag]

Der neue „Lupin“ geht mit der Zeit. Die moderne Inkarnation von Arsène Lupin heißt Assane Diop und stammt aus dem Senegal. Dargestellt wird der Meisterdieb von Omar Sy, der seit seiner Rolle als Fahrer und Pflegehelfer Driss in „Ziemlich beste Freunde“ (2011) zu den auch international erfolgreichsten französischen Schauspielern gehört. Und der in „Lupin“ erneut mit gekonnter Leichtigkeit zu Höchstform aufläuft.

Ein Leblanc-Roman trägt den Namen „Arsène Lupin: Le Collier de la Reine“. Die Halsbandaffäre, in die 1785 sogar Königin Marie-Antoinette geriet, spielt darin eine Rolle. In der Netflix-Serie wird dieses Collier jetzt im Louvre ausgestellt, bevor es auf einer Auktion verkauft werden soll. Wie nicht anders zu erwarten ist, scheitert der Verkauf. Die näheren Umstände sollen hier nicht verraten werden – darin liegt ja gerade der Reiz der Serie.

So viel sei gesagt: Für Assane Diop hat dieses Colliers eine ganz besondere Bedeutung. Sein Vater Abakar Diop (Fargass Assande) war davor 25 Jahre zuvor ins Gefängnis gesteckt worden, weil er es angeblich gestohlen hatte. Der Vater hat das Verbrechen sogar gestanden, doch Assane war immer von der Unschuld seines Vaters überzeugt. Auch als Abakar Selbstmord in seiner Zelle beging und Assane im Alter von 14 Jahren Waise wurde.

Kapitalisten ohne Skrupel

Zentraler Gegenspieler von Assane ist der skrupellose Großunternehmer Hubert Pellegrini (Hervé Pierre), bei dem Abakar Diop angestellt war. Die Rolle von Kommissar Gabriel Dumont (Vincent Garanger), der sowohl damals gegen Assanes Vater ermittelte als auch nun den aktuellen Diebstahl aufklären soll, muss sich erweisen.

Zur weiteren Besetzung gehört Claire (Ludivine Sagnier), die Mutter von Assanes Sohn Raoul (Etan Simon), die trotz Trennung nach wie vor seine älteste und beste Freundin ist. Juliette Pellegrini (Clotilde Hesme), die Tochter des windigen Geschäftsmanns, ist die andere Frau in Assanes Leben.

Showrunner George Kay (Killing Eve, Criminal) hat bei „Lupin“ mit Drehbuchautor François zusammengearbeitet. Regie führten Louis Leterrier und Marcela Said, die die Episoden unter sich aufteilten. Produziert wurde die Serie von Gaumont, dem ältesten heute noch tätigen Filmproduktionsunternehmen der Welt.

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Zum einen lebt die Serie von seinem sympathischen Hauptdarsteller. Zum anderen von der Faszination perfekt konstruierter Verbrechen. Je genialer, desto besser. Davon kann das Publikum offenbar nie genug bekommen. Wie oft war Thomas Crown nicht zu fassen? Was folgt nach der „Ocean’s“-Trilogie und „Ocean’s 8“ noch? Hauptsache möglichst komplizierte Verbrechen. Impossible Missions eben.

Doch genauso spannend wie die Konstruktion nahezu unmöglicher Verbrechen ist die Darstellung von deren Dekonstruktion – siehe Sherlock Holmes. Nur wenn der Fall komplex genug ist, lässt der Meisterdetektiv das Spiel beginnen.

Konstruktion und Dekonstruktion

Die neue Netflix-Serie ist beides zugleich: Konstruktion und Dekonstruktion. Indem Assane Diop Verbrechen begeht, will er ein nicht gesühntes Verbrechen aufklären und geschehenes Unrecht rächen. Entsprechend reiht sich in „Lupin“ nicht ein außerordentliches Verbrechen an das nächste.

Dieser „Lupin“ konzentriert sich voll und ganz darauf, die Ehre von Abakar Diop wiederherzustellen und den wahren Verbrecher zur Verantwortung zu ziehen. Genügend Platz für spektakuläre Twists gibt es dennoch.

Dabei bleibt die Story trotz vieler Rückblenden in Assanes Jugend angenehm konventionell. Wer hier gut und wer böse ist, steht in jedem Fall außer Frage, auch wenn einige Beteiligte etwas länger brauchen, um das zu begreifen. Auch dass es eine zweite Staffel mit fünf weiteren Folgen geben wird, steht bereits fest. Allerdings noch ohne ein Datum.

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