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Nächste Frage, Basti. Jessy Wellmer und Bastian Schweinsteiger. Joachim Löw (Mitte) hört zu.

© imago images/Matthias Koch

EM-TV in der Analyse: Die Zwille nach dem Schluss

Wellmer, Schweinsteiger, Löw, eine stellt die Fragen, nur einer sollte antworten: Was sich aus der Medienarbeit der ARD bei der EM für die Zukunft lernen lässt.

Es war irgendwann nach der „Tagesschau“. Jessy Wellmer und Bastian Schweinsteiger wollten im Ersten die x-te Fehleranalyse an den Zuschauer bringen. Basti, Deutschland hat gegen England verloren, wie konnte das passieren? Doch, halt, da kommt der Bundestrainer und stört die Fachsimpeleien.

Jessy Wellmer und Bastian Schweinsteiger waren und sind Wiederholungstäter bei dieser Fußball-EM.

Liebe ARD, noch einmal, überdenkt dieses Konzept. Eine Frageviertelstunde zwischen der Moderatorin, dem TV-Experten und dem Mann, um den es in dem Moment eigentlich geht, dem Bundestrainer, sieht so aus: Die Moderatorin stellt dem Trainer eine Frage, um alsbald den danebenstehenden Experten in ein Gespräch zu verwickeln. Erkenntnisgewinn dabei? Gegen Null. Der Bundestrainer hört zu. Und hört zu.

Schweinsteiger hat dann mal zu schweigen

Warum? Schweinsteiger stand der ARD und ihren Millionen Zuschauern schon die ganzen drei, vier Stunden ums Spiel herum Rede und Antwort. Löw hat den wichtigsten und letzten Medienauftritt seiner Bundestrainer-Karriere, da sollte es in den direkten Dialog gehen. Eine stellt die Fragen, nur einer antwortet, und das kann in so einem Moment nur der sichtliche konsternierte Bundestrainer sein.

Schweinsteiger hat dann mal zu schweigen. Nebenbei: Dass sich die Engländer "wie Tiere" gefreut haben, gehört auch nicht zu den rhetorischen Meisterleistungen des TV-Experten, um es mal sehr vorsichtig auszudrücken.

Bedeutsamer und besser für die ARD wird es dann auch nicht, wenn sich Löw von Schweinsteiger in dessen xter Analyse eine Danksagung für 15 Jahre erfolgreiche Arbeit abholen darf, wie einen Ritterschlag. Löw murmelt, kaum hörbar, pflichtschuldigst "Danke". Die Schraube eines unglückseligen Gesprächs dreht immer mehr durch.

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Von der Qualität der Fragen ganz zu schweigen. Zum Schluss des Fast-Trialogs, Löw scheint nach seinem "Danke" immer mehr in die Ferne zu rücken, die Ohrstöpsel sitzen auch nicht mehr, fragt Jessy Wellmer: „Wie sagt man: Ende gut, alles gut. Oder Ende gut, nicht alles gut?“

Autsch. Nein, nicht gut. Man kann nur hoffen, dass sich Hansi Flick auch das vorm Fernseher angeguckt hat. Der neue Bundestrainer hat eine bessere Fragerunde vor Kameras verdient. Vielleicht sollte der DFB einen neuen Medienvertrag mit den übertragenden Sendern aushandeln.

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