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Jan Hofer im Studio des Nachrichtenjournals "RTL Direkt". Der Ex-"Tagesschau"-Sprecher moderiert sachlich und unaufgeregt.

© dpa

Eine Woche „RTL Direkt“: Der Zuschauer muss das Beste draus machen

Die neue RTL-Sendung will weniger Nachrichtenjournal sein als Betroffenen-TV. Dafür wird das Thema des Tages personalisiert

Der Neugiereffekt war schnell verpufft. Die Zahl der Zuschauerinnen und Zuschauer bei „RTL Direkt“ sank von der Premiere am Montag –1,87 Millionen – zum letzten Sendetag am Donnerstag auf 1,07 Millionen. Ein Abbruch, der die Frage provoziert, ob nur der Neugiereffekt besonders groß war oder die Enttäuschung über das neue Journal stetig gewachsen ist. Zufrieden kann der Privatsender nicht sein.

Das Publikum war es offenbar auch nicht. Eine „Nachrichtensendung wie keine andere“ war angekündigt worden, das versprach mehr als das, was dann an vier Abenden um 22 Uhr 15 für jeweils 20 Minuten über den Schirm ging. Die Premiere, die sich auf den Studiogast, die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock konzentrierte, war eine glatte Verfehlung des Tagesthemas – die überraschend schnelle Machtübernahme der Taliban in Afghanistan mit den chaotischen Folgen für die Evakuierung von Ausländern und Ortskräften.

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Am Dienstag kam der Schwenk zu diesem Thema und was mit der Interviewpartnerin von Moderator Jan Hofer, der Frauenrechtlerin Tahora Husaini, begann, schälte sich über die weiteren Ausgaben von „RTL Direkt“ als Konzept heraus: diesem Format wird es nicht um Strukturen und Systeme zu tun sein, sondern darum, wie all die (widrigen) Umstände auf Menschen einwirken. „RTL Direkt“ will als Betroffenen-TV reüssieren.

Suche nach der Rosine im News-Kuchen

Das ist niedrigschwelliges Fernsehen, und so, wie es „RTL Direkt“ macht, ist es anständiges Fernsehen. Aber ist auch interessant, attraktiv und anziehend? Da sind – zum jetzigen Stand – große Zweifel erlaubt. In der Konzentration auf ein Generalthema und wenige Nachrichten des Tages wird auf Risiko gespielt, vor allem mit dem Risiko, dass der Verdacht auftaucht, hier werde nicht das Roundup des Tages gesucht, sondern die Rosine im News-Kuchen. Das „heute-journal“ des ZDF und die „Tagesthemen“ der ARD, jeweils zehn Minuten länger, wirken in Dehnung und Spreizung des Nachrichtenstoffs nicht so vergessen „weglasserisch“.
Gerne heißt es, in der Kürze liege die Würze. Was aber, wenn es wie bei „RTL Direkt“ die Kürze ohne Würze bleibt? Jan Hofer würde jetzt empfehlen: „Machen Sie das Beste draus.“

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