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Der blonde Hans (Ken Duken) und seine große Liebe, die jüdische Schauspielerin Hansi Burg (Picco von Groote).

© NDR/Zeitsprung Pictures/

„Die Liebe des Hans Albers in der ARD: Held nur auf der Leinwand?

Das Dokudrama „Die Liebe des Hans Albers“ wirft einen neuen Blick auf den Schauspieler und Sänger. Den "Blonden Hans" bringt der Film aber nicht zurück.

Er war ein Bild von einem Mann, seine Stimme brachte Frauenherzen zum Schmelzen, sein Ego war sogar noch größer als seine breite Brust: Der Schauspieler und Sänger Hans Albers war eines der größten Idole Deutschlands. Auch das Dokudrama „Die Liebe des Hans Albers“, das die ARD am Mittwoch ausstrahlt, stellt gleich zu Beginn klar, dass man nicht beabsichtigt, den „Blonden Hans“ von diesem Sockel zu stoßen. Ein paar gehörige Kratzer bekommt das Bild des gebürtigen Hamburgers, dem sein Schauspielberuf in Nazi-Deutschland wichtiger war als ein Leben im Exil mit seiner jüdischen Lebensgefährtin Hansi Burg, dennoch ab.

Das Dokudrama von Regisseur Carsten Gutschmidt – das Drehbuch schrieb Dirk Eisfeld nach einer Vorlage von Nina Koshofer – setzt 1946 an. Hansi Burg kehrt nach achtjährigem Exil in London in britischer Offiziersuniform an den Starnberger See zurück, wo Albers ein Anwesen besitzt. Als Erstes schmeißt sie seine damalige Geliebte hinaus, Hans und Hansi landen im Bett und der selbstbewusste Ausnahmeschauspieler glaubt, nun sei alles wieder in Ordnung. Weit gefehlt: Hansi zwingt Hans zu einer Aussprache, in der er seine Fassade endlich herunterlassen muss. Dieses Gespräch wird ihr gesamtes weiteres Lebens bestimmen.

[„Die Liebe des Hans Albers“, ARD, Mittwoch, 21 Uhr 45]

Doch wie authentisch kann ein Film über eine Begegnung sein, die hinter verschlossenen Türen stattfand? Die Netflix-Serie „The Crown“ über das Leben der Windsors wird gerade massiv dafür kritisiert, in ihrer Fiktionalisierung weit über das Ziel hinaus zu schießen. Und auch die Faktenlage in der Beziehung zwischen Hans Albers und Hansi Burg ist begrenzt. Im Presseheft räumen die Macher des Dokudramas ein, dass Albers sehr zurückgezogen lebte und die Klatschspalten ebenso mied wie offizielle Termine mit NS-Größen wie nicht zuletzt Propagandaminister Joseph Goebbels.

Es gibt auch keine Zeitzeugen mehr, die aus erster Hand über das Verhältnis der beiden berichten könnten. Der Film muss sich darum auf die Briefe von Hans Albers und Hansi Burg sowie auf Quellen von Wegbegleitern und Zeitzeugen stützen, aus denen „ein dichtes Gewebe für eine Erzähl- und Dialogebene“ gesponnen wird. Die Frage ist nur, wie reißfest dieses fiktionale Gewebe ist.

Was wirklich bekannt ist

Einiges ist allerdings tatsächlich allgemein bekannt. Der jüdische Schauspieler Eugen Burg hatte Albers gefördert, später revanchierte sich Albers dafür. Tochter Hansi Burg war nicht nur Albers’ Lebensgefährtin, sondern wurde auch seine Managerin. Sie habe nicht sein Talent, aber Disziplin für zwei, sagte sie einmal – ohne diese Disziplin wäre er nicht so erfolgreich geworden.

Hans Albers hielt auch nach der Machtübernahme der Nazis zu seiner Lebensgefährtin, die offizielle Trennung Jahre später erfolgte nur zum Schein. Doch für die Jüdin Hansi Burg wurde das Leben in Deutschland zu gefährlich. Ihre Eltern – die später im Konzentrationslager Theresienstadt starben – waren bereits nach Amsterdam emigriert, sie selbst verließ Deutschland 1939. Laut Wikipedia sorgte Albers dafür, dass sie über die Schweiz nach England flüchten konnte, im Film wird das anders dargestellt. 1946 kehrte sie jedenfalls zurück, zunächst für eine Nacht und jene Aussprache. Was darauf folgte, soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Die Präsenz des gebürtigen Hamburgers wird im ARD-Dokudrama "Die Liebe des Hans Albers" allerdings nur durch historische Aufnahmen spürbar.
Die Präsenz des gebürtigen Hamburgers wird im ARD-Dokudrama "Die Liebe des Hans Albers" allerdings nur durch historische Aufnahmen spürbar.

© picture-alliance / obs

Für die Rolle des Hans Albers wurde Ken Duken ausgewählt, der ebenfalls für seine markanten Rollen geschätzt wird und auch schon früher als Frauenschwarm besetzt wurde. Hansi Burg wird von Picco von Groote verkörpert. Duken und von Groote standen bereits für „Duell der Brüder – Die Geschichte von Adidas und Puma“ gemeinsam vor der Kamera.

Doch die Anziehungskraft, die zwischen Hans Albers und Hansi Burg bestanden haben muss, ist im Fernsehfilm nur in wenigen Momenten spürbar. Und die Präsenz eines Hans Albers lässt Ken Duken vermissen. Bei aller Distanz eines Dokudramas hätte ein wenig mehr davon nicht geschadet. Die beeindruckende Aura von Hans Albers, seine überbordende Selbstsicherheit, mit der er glaubte, sogar den Nationalsozialisten immer wieder eine Nase drehen zu können, findet sich dafür in den Rückblenden zu einigen Stationen im Leben von Albers. Und in den dokumentarischen Aufnahmen aus Bühnenauftritten und Filmszenen wie „Der blaue Engel“ zusammen mit Marlene Dietrich (mitsamt einer Erklärung, warum er selbst eine Emigration nach England oder Amerika für sich ausschloss), „Münchhausen“ oder „Große Freiheit Nr. 7“.

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Ken Dukens Meinung über Hans Albers hat sich durch die Beschäftigung mit seinen Rollenfigur jedenfalls stark gewandelt. „Sein Verhalten war stellenweise schon von einer unentschuldbaren Rücksichtslosigkeit. Sein Umgang mit Frauen mag dem damaligen Zeitgeist entsprochen haben, aber das entschuldigt nichts von dem, was er anderen Frauen an Erniedrigung und Leid zugefügt hat“. Wenn man weniger hart über Albers urteilen möchte, könnte man sagen, dass der Film ihn zu erklären versucht, nicht aber ihn zu verteidigen.

Picco von Groote wiederum kann sich gut erklären, warum Hansi Burg zu Albers zurückkehrte: Weil er ihr trotz allem wichtig war. „Das ist der wunderbare psychologische Kniff dieses Films: ein gnadenloser Seelenstrip – aus Liebe. Für Männer vielleicht schwer nachzuvollziehen.“

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