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Nicht jede Mail lesen, empfahl Olivia Jones (rechts) dem an Covid-19 erkrankten Günther Jauch (Mitte), der am Mittwoch in die von Steffen Hallaschka moderierte Sendung "stern tv" aus der Quarantäne zugeschaltet wurde.

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Covid-19-erkrankter Günther Jauch: Massenhaft Hassbriefe wegen Impfkampagne

Hassbriefe und Todesdrohungen wie bei Uschi Glas. Wegen seines Engagements für die Impfkampagne wird Günther Jauch zur Zielscheibe der Corona-Leugner.

Der seit über zwei Wochen an Covid-19 erkrankte TV-Moderator Günther Jauch erhält während seiner Quarantäne massenhaft Hassbotschaften. Seit Jahren steht der Potsdamer bei Umfragen über die beliebtesten TV-Gesichter Deutschlands auf Spitzenplätzen, doch seine Teilnahme an der Impfkampagne der Bundesregierung unter dem Slogan „Ärmel hoch“ macht ihn nun offenbar zur Zielscheibe von Corona-Leugnern und der Querdenker-Bewegung.

Am Mittwoch berichtete Jauch bei einer Schalte in die RTL-Sendung „stern tv“ von übelsten Hass-Zuschriften. Durch sein Engagement bei der Impfkampagne sei er „freiwillig ein Systemling geworden, der sich Frau Merkel und ihren Schergen andient“, zitierte er aus einer Zuschrift. In einer weiteren Hass-Botschaft heißt es: „Sollte es zu Tribunalen wie bei den Nürnberger Prozessen kommen, sind Sie auch mit dabei wegen Beihilfe zum Völkermord.“ Unterschrieben gewesen sei der Brief mit „Der Souverän“.

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An der Aktion nehmen neben bekannten Gesichtern auch normale Bürger und Bürgerinnen teil. Zur Zielscheibe werden offenbar aber vor allem Personen wie Günther Jauch und Uschi Glas. Massive Kritik, Beleidigungen und Hass-Zuschriften hatte zuvor auch schon die Schauspielerin erhalten, die als erste Prominente für die Impfkampagne der Bundesregierung geworben hatte. Die 77-jährige Münchnerin wurde beschuldigt, eine Mörderin zu sein, und dass sie Menschen veranlasse, „dass sie sich Gift in den Arm spritzen lassen“. Zudem wurde ihr angekreidet, dass sie eine Aufwandsentschädigung bekommen hat. Honorare werden bei „Ärmel hoch“ nicht gezahlt.

Mit vollem Namen und Berufsbezeichnung

Günther Jauch berichtete am Mittwoch von massenhaften Zusendungen dieser Art. So sei ihm vorgeworfen, sich „am größten Verbrechen an der Menschheit, das je stattgefunden hat, mitschuldig zu machen“. Er wundere sich zum einen, dass es so viele sind, und zum anderen dass „die das in glasklarem Deutsch“ und in grammatikalisch korrekten Sätzen formulieren könnten. „Und dass sie sich überhaupt nicht scheuen, das mit vollem Namen und Berufsbezeichnung zu machen.“

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Zu den Hass-Zuschriften gehörten auch solche mit klar antisemitischer Ausrichtung. „Mit ihrer Fake-Propaganda für eine gesundheitsschädliche und tödliche Gen-Behandlung, die den Bürgern zum vermeintlichen Schutz eines nicht existenten Virus nahegebracht werden soll und ihnen als Impfung verkauft wird, machen Sie sich der Anstiftung zum Mord schuldig. Was hier stattfindet, ist Euthanasie zum Aufbau eines zionistisch geführten totalitären Systems“, las Jauch eine weitere Zuschrift wieder. „Da sind sie wieder“, kommentierte Jauch.

Als Grund für diese offene Form von Hass und Falschnachrichten vermutet Jauch, dass „insbesondere durch Twitter, Facebook et cetera und diese informelle Müllhalde jeder sich das raussuchen kann, was ihm irgendwie gerade plausibel erscheint und das vor allem gegen die schulmedizinische Meinung, den Staat und das Establishment geht“.

"Ich werde das Virus tatsächlich nicht los"

Jauch ist inzwischen seit mehr als zwei Wochen an Covid-19 erkrankt und befindet sich nach wie vor in Potsdam in häuslicher Quarantäne. „Es geht mir im Prinzip ganz gut, aber ich werde das Virus tatsächlich nicht los. Ich teste und teste und teste und es ist immer noch da“.

Am vergangenen Samstag hatte er zum zweiten Mal nur kurz in die Jauch-Gottschalk-Schöneberger-Show zugeschaltet werden können und berichtete von einer weiterhin sehr hohen Viruslast bei ihm. Auch jetzt könne er noch nicht sagen, ob es am nächsten Samstag mit einem Live-Auftritt in „Denn sie wissen nicht, was passiert“ klappt. „Stand heute geht es nicht, aber vielleicht kann ich mich freitesten. Aber es ist tatsächlich völlig offen“, sagt der TV-Moderator.

Jauch räumte ein, dass er die Krankheit anfangs unterschätzt und damit gerechnet habe, dass sie schneller vorbeigeht als man in der Zeitung liest. „Ist aber nicht.“ Auf ärztliches Anraten kontrolliert er nun täglich seine Gesundheitswerte, besonders die Lungenleistung und die Sauerstoffsättigung des Blutes.

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Sorgen mache er sich nicht, auch wenn er nun schon über zwei Wochen erkrankt sei. „Ich bin von Natur aus angstfrei“. Zudem sehe er sich in bester Gesellschaft, als es mittlerweile über drei Millionen Infizierte gibt. „Es geht einigen besser als mir, aber auch vielen – darunter auch Jüngeren – schlechter als mir“. Umso mehr wundere ich mich über die, die die Krankheit leugnen. „Völlig absurd.“

Insgesamt machte Jauch in der „stern tv“-Sendung einen angegriffenen, aber nicht besorgniserregenden Eindruck – inklusive einiger Scherze mit Moderator Hallaschka. Zu den guten Quoten von „Und sie wissen nicht, was passiert“ auch ohne ihn sagte er: „Es heißt ja schon ,Ohne Jauch geht auch‘. Wenn die Quoten wieder runtergehen, wenn ich wieder dabei bin, muss ich mir Gedanken machen.“

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