zum Hauptinhalt
Servus Bürgermeister. Wolfgang Wöller (Fritz Wepper) hatte immer neue Ideen, wie er das Kloster beseitigen und aus dem Baugrund Kapital schlagen könnte. Nonne Hanna (Janina Hartwig) leistete stets Widerstand und löste dabei noch menschliche Probleme.

© ARD/Barbara Bauriedl

Abschied von „Um Himmels Willen“: Die Welt als Wöller und Vorstellung

Zum Abschied einer sehr erfolgreichen ARD-Serie: Warum wir Bürgermeister Wöller vielleicht noch vermissen werden.

Von wegen „Underground Railroad“ oder „4 Blocks“ – gerade in den vergangenen Monaten der Pandemie lag die Gefahr auf der Hand: sich rein eskapistisch auf Serien einzulassen, bei denen versöhnliche Ausgänge garantiert waren. Heile-Welt-Fernsehen. Hier ein bisschen „Der Bergdoktor“ oder „Die Bergretter“ (wer kann das unterscheiden?), dort „In aller Freundschaft“ oder „Um Himmels Willen“. Rein in die Welt von Bürgermeister Wöller alias Fritz Wepper, der seit 20 Jahren seinen Kampf mit den Nonnen von Kaltenthal führt. Am Dienstag ist Schluss, nach 260 Folgen.

Ein letztes Mal spinnt Bürgermeister Wolfgang Wöller Intrigen, um in der fiktiven niederbayerischen Mittelstadt Kaltenthal das Kloster loszuwerden oder es seinen „dem Wohl Kaltenthals dienenden Plänen“ umzufunktionieren. Ein letztes Mal kämpft Schwester Hanna dagegen an. Ein letztes Mal steigt die Benefizgala, die Krönung jedes Staffel-Endes einer der erfolgreichsten ARD-Serien aller Zeiten. Ein letztes verschämtes Einschalten, („Um Himmels Willen“, Dienstag, ARD, 20 Uhr 15) kurz vor dem EM-Spiel der Deutschen.

Sicher: Das war und ist kein Kandidat für den Deutschen Fernsehpreis. Es ist einfach, darüber die Nase zu rümpfen. Aber das „Traumschiff“ oder „Dallas“ will auch niemand gesehen haben. Fritz Wepper, 79, als Wöller und Janina Hartwig, 60. als Nonne Hanna haben sich über die Jahre in die Herzen des Fernsehpublikums gespielt hat.

Wepper hat sein Krebserkrankung öffentlich gemacht

„Um Himmels Willen“ hatte etwas Tröstliches und Vertrautes, auch weil die Staffeln stets das gleiche Muster hatten. Der Bürgermeister hatte immer neue Ideen, wie er das Kloster beseitigen und aus dem Baugrund Kapital schlagen könnte. Die Nonnen leisteten Widerstand und lösten eine Fülle menschliche Probleme. Angst, Armut, Trauer, Einsamkeit, Liebe, na klar.

Wir Zuschauer werden den Abschied überleben. Es gibt ein Fernseh-Leben nach Corona. Aber was macht Fritz Wepper? Den Fernsehstar, der mit seinen Karrierehighlights im Kinoklassiker „Die Brücke“, im „Kommissar“ und „Derrick“ Sympathiebonus genießt, erinnerte die Serie an eine legendäre Filmreihe: „Ich habe in meiner Jugend in den 1950er Jahren die Filme mit Don Camillo und Peppone gesehen“, schwärmt er gegenüber der dpa von den Geschichten, bei denen sich ein kommunistischer Bürgermeister und ein energischer Pfarrer ständig in den Haaren liegen.

[Wenn Sie die wichtigsten Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.

„Da ging es auch um himmlische und um weltliche Macht.“ Als das Aus der Serie verkündet wurde, war es ein Schock. „Da spielt alles mit, Wehmut, Enttäuschung. Aber das muss man einfach annehmen, es ist halt so“, sagte Wepper, der im Frühjahr eine Krebserkrankung öffentlich gemacht hatte.

Vielleicht hat Wepper mit seinem Wöller ja auch einen (bayerischen) Politikertypus sympathisch gemacht, der sonst eher dislike war. Wöllers Schlitzohrigkeit ist kaum angebracht, wenn man so ein Amt ausübt, schon mal gar nicht, wenn es ums gute Renommee der Kommunalpolitik(er) geht.

Eine Art deutscher Serien-J.R. in den Kulissen von Landshut. Wöller hätte mit FFP2-Masken gehandelt, wenn Corona in der Serie vorgekommen wäre. Dem war und ist nicht so – Dienstagabend im Ersten. Serien mit versöhnlichem Ende soll es dort, heißt es bei der ARD, weiter geben. Gott sei dank.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false