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Toxisch. Eine Freundesclique wird beim Klassentreffen mit einem Erpresserbrief und der Vergangenheit konfrontiert.

© AppleTV+

„20 Years“ auf Apple TV+: Sex, Lügen, Videotapes

Wenn die scheinbar perfekte Welt in Gefahr gerät: Die Serie „20 Years“ kann nur in einer Stadt spielen.

Miami. Die Stadt vor den Toren der Florida Everglades, der größten tropischen Wildnis der USA. Heimat von Alligatoren, Krokodilen, Panthern. Eine beliebte Film-Location, gerade auch für Krimi-Serien wie „Miami Vice“, „Dexter“ oder „Bloodline“, weil besonders aufgeladen mit dieser dräuend-schwülen Atmosphäre um die Florida Keys herum: topografisch mit der Nähe zu den Einwanderungsländern Mexiko oder Kuba, symbolisch gleichsam an der Grenze zwischen High-Tech-Zivilisation und roher Natur. Derart aufgeladen ist die Apple-TV+-Serie „20 Years“ um fünf Freunde, deren Leben durch ein Klassentreffen in Miami dramatisch verändert wird.

Das Grundmotiv ist so neu nicht. Eine Clique, deren auf Freundschaft, Vertrauen, und Loyalität beruhendes Fundament auf eine schwere Probe gestellt wird, weil es vielleicht doch ein paar Dinge, Geheimnisse gibt, die unter Freunden nicht geteilt werden.

Die nach und nach ans Tageslicht kommen, als Marcos, Ana, Dani, Sofia und Pedro beim Klassentreffen mit einem Erpresserbrief konfrontiert sind, der die näheren Umstände vom Tod des gemeinsamen Freundes Alejandro vor 20 Jahren zu kennen scheint. Die Clique hatte damals einen Unfall bei einer Beachparty vertuscht, wobei auch Drogen im Spiel waren. Eine Million Dollar sollen die fünf nun zahlen. Jeder. („20 Years“, Apple TV+, ab Freitag, acht Folgen)

Zur Aufklärung von Alejandros Unfall braucht der Zuschauer keine acht Folgen. Die Serie verrät früh, was damals passiert ist und bezieht Spannung daraus, wie das Freundes-Geflecht durch das einflößende Misstrauen immer mehr zerstört, von innen zerfressen wird.

Es kommt ein Mord hinzu, die fünf bleiben nicht fünf

Mitunter allzu plakativ veranschaulicht durch diesen Kontrast, das Setting, durch die Hochhaus-Bilder vom urbanen, kosmopolitischen Miami (worin Pedro als aufstrebender Politiker und Marcos als Schönheitschirurg Karriere machen) und den Gewässern der Florida Keys, in denen das Geheimnis der tragischen Beach Party aus dem Jahr 2000 – mit einem weg geworfenen Videotape – im wahrsten Sinne des Wortes begraben liegt.

Es kommt ein Mord hinzu, die fünf bleiben nicht fünf. Das Ganze ist dennoch eher character- denn plot-getrieben. Was der Spannung keinen Abbruch tut, zumal das Buch dem Zuschauer mit zwei hartnäckigen, gegensätzlichen Detektiven – Typ alter Hase und rookie, männlich und weiblich – Zucker gibt und vom starken Cast getragen wird (dabei die für den Oscar nominierten Schauspielerinnen Marina de Tavira und Rosie Perez sowie José María Yazpik).

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Hinter „20 Years“ steht der Regisseur und Produzent Gideon Raff, der in diesem Thriller ähnliche Fragen stellt wie in seiner Erfolgsserie „Homeland“. Welchem Freund ist zu trauen? Wer hintergeht wem? Hast du Sex mit deinem ärgsten Feind? Wessen Fassade hält? In Miami.

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