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Letzte Ausfahrt Stillstand: Mitglieder der "Letzten Generation" am 4. Juli in Berlin.

© Reuters/Christian Mang

Protest der „Letzten Generation“: Die Blockierer ärgern die Falschen

Die „Letzte Generation“ ist zum Dauer-Ärgernis für Autofahrer geworden. Dabei bräuchte man gerade sie für den Kampf gegen den Klimawandel. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Julius Betschka

Sicher, sie blockieren SUV-Fahrer auf dem Weg zum Kudamm-Shopping oder verhindern mit ihren Blockaden auch überflüssige Autofahrten zum Bäcker. Aber „Die letzte Generation“ verhindert mit ihrem Anti-Alles-Protest zugleich den Weg zum Arzt und blockiert die Mutter mit drei Kindern auf dem Weg zur Kita.

Täglich sorgen die Aktivisten für stundenlange Blockaden in deutschen Großstädten. Viele kriegen ein Stück ab von der Untergangsangst – aber der Kampf gegen einzelne Autofahrer verändert nicht die Strukturen. Und die Wut der Vielen wächst. Wem hilft das?

Berlins Regierungschefin Franziska Giffey und ihre Innensenatorin Iris Spranger (beide SPD) fordern ob der Wut schon härtere Strafen – die Berliner Justiz weist die politische Einmischung zurück. Gut so. Der Rechtsstaat gilt auch für all jene, die ihn bis zur Grenze herausfordern.

Den Regierenden sollte langsam dämmern, dass Menschen, die große Angst vor lebensfeindlichen Klimaverhältnissen haben, nicht mit einem Bußgeld beizukommen ist. Es reicht ein Blick auf die brennenden Wälder und die Berliner Dürrestatistik, um zu erkennen, dass die Alarmszenarien der Klima-Aktivisten wohl glaubwürdiger sind, als die ewigen Beschwichtigungen. Doch auch das richtige Ziel braucht viele Verbündete.

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Ziviler Ungehorsam darf spalten

Selbst Organisationen, die vehement für Klimaschutz eintreten, kritisieren die Blockierer inzwischen. Die Aktionen würden zur „Spaltung“ führen. Das greift allerdings zu kurz: Natürlich darf ziviler Ungehorsam spalten. Die braven Klima-Proteste von Fridays for Future hatten letztlich zu wenig Durchschlagskraft. Nur ergibt es für das Ziel, drastischer Klimaschutz, wenig Sinn, ausgerechnet all jene gegen sich aufzubringen, die man für den Kampf braucht.

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Ein Blick in die Geschichte offenbart den Unterschied etwa zu erfolgreichen Arbeitskämpfen: Oft blockierten Werktätige die Tore großer Fabriken oder zerstörten Produktionsmaschinen.

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Wären die Arbeiter in derselben Logik vorgegangen wie „Die letzte Generation“, hätten sie sich vor die Haustüren ihrer Kollegen geklebt, damit diese nicht arbeiten gehen können. Es wäre ein Arbeitskampf ganz im Sinne der Großunternehmer gewesen – gegen den Einzelnen, nicht gegen die Verantwortlichen.

Besser wäre Protest gegen Autohersteller

Viele brauchen mangels Alternativen noch das Auto. Daher bringt es nichts, einzelne Autofahrer zu bekämpfen.

Sinnvoller wäre es, gegen Audi, VW und Co. zu protestieren, die Hersteller immer größerer Autos, oder vor das Verkehrsministerium zu ziehen, wo die FDP eine echte Verkehrswende verhindert. Aber neben den klimapolitischen Dauerbremsern haben sich anscheinend auch einige Klimaschutzkämpfer aus dem Bereich der Logik verabschiedet. Dem Klima hilft das nicht.

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