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Das Phantombild des mutmaßlichen Täters. Im Hintergrund der Tatort in Kleinmachnow: das Panzerdenkmal.

© Montage: Thilo Rückeis/PD West

Update

„Ich ging auf sie zu, würgte sie und zog sie in den Wald“: 14 Jahre Haft für Serienvergewaltiger in Berlin und Brandenburg

14 Jahre Haft und anschließende Sicherungsverwahrung verhängte das Landgericht gegen Sinisa K. Er hat sieben junge Frauen überfallen und vergewaltigt.

Die Richter blieben nur knapp unter der möglichen Höchststrafe gegen den Serien-Vergewaltiger: 14 Jahre Gefängnis hat das Landgericht am Montag verhängt und eine anschließende Sicherungsverwahrung angeordnet. Sinisa K. habe innerhalb eines Monats sieben Frauen, 14 bis 27 Jahre alt, attackiert – „zum Teil mit besonderer Brutalität, bis zu drei Stunden lang“. Die Opfer litten bis heute unter psychischen Folgen. Der 30-jährige K. sei weiterhin gefährlich für die Allgemeinheit.

Die Tatserie begann am 12. Juni vorigen Jahres. „Die Bevölkerung ist in Angst und Schrecken versetzt worden“, so der Vorsitzende Richter Ralf Vogl. Sinisa K. sei „sehr gezielt, überlegt und kontrolliert vorgegangen.“ Der habe die Frauen, die ihm nicht bekannt waren, entweder zunächst freundlich angesprochen oder er sei sofort über sie hergefallen.

Die Opfer waren zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. K. hatte überwiegend in Waldgebieten im Berliner Südwesten und in Brandenburg zugeschlagen. Wie aus dem Nichts, am helllichten Tag. Sechs der Frauen habe er vergewaltigt, in einem Fall hätten Hilferufe der 18-Jährigen und die Anwesenheit eines Campers die Vollendung der Tat verhindert. Zudem wurde K. der gefährlichen Körperverletzung und – weil er einmal Geld verlangte – der versuchten räuberischen Erpressung schuldig gesprochen.

Das Landgericht folgte mit dem Urteil den Anträgen von Staatsanwaltschaft und Nebenklage. Für Anwalt Roland Weber, der eine der Nebenklägerinnen vertritt, ist die Entscheidung ein deutliches Zeichen. „Den Opfern wurde klar signalisiert, dass der Rechtsstaat sich so etwas nicht bieten lässt, mit entsprechender Härte reagiert.“

Sinisa K., der aus Serbien stammt, saß äußerlich regungslos hinter Panzerglas, als das Urteil verkündet wurden. Ein schlanker Mann, der Kopf fast kahl. Er hatte keinen festen Wohnsitz in Deutschland, als er sich vermutlich ab Sommer 2019 in Berlin aufhielt.

Angeklagter gestand seine Taten

Er hat im Prozess gestanden - erst pauschal, dann am zweiten Tag detailliert. „Ich schäme mich für meine Taten“, erklärte er über seinen Verteidiger, er bereue. Die Anwälte hatten auf eine Strafe von maximal zehn Jahren Haft plädiert und sich gegen eine Sicherungsverwahrung ausgesprochen.

Für den Angeklagten spreche einzig sein Geständnis, durch das den Geschädigten eine intensive Befragung im Prozess erspart geblieben sei, sagte der Vorsitzende Richter. Gegen K. spreche auch, dass er einschlägig vorbestraft ist. Mehr als fünf Jahre Haft wegen Vergewaltigung habe K. in seiner Heimat bis Oktober 2018 verbüßt. Er hatte eine 15-Jährige zu einem Fluss geschleift und dann vergewaltigt.

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„Über die Persönlichkeit des Angeklagten ist wenig bekannt“, so der Richter. K. hatte sich in dem zweimonatigen Prozess und zuvor bei der Polizei dazu nicht weiter geäußert. Er sei Elektromechaniker, gab er zu Protokoll. Als er in Berlin war, soll der verheiratete Serbe bei einer Frau gelebt haben. Seine Freundin sei kurz vor den Taten in die serbische Heimat zurückgefahren, hieß es. Die Frau sei schwanger gewesen.

„Es ging ihm auch darum, Macht und Dominanz auszuüben“

K. habe „intensiv Vergewaltigungspornografie“ angesehen, hieß es weiter in Urteil. „Welche Faktoren aber Auslöser waren, die Taten zu begehen, ist unbekannt.“ Das Gericht sei überzeugt, es ging dem Angeklagten nicht nur um Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse. „Es ging ihm auch darum, Macht und Dominanz auszuüben.“

Mit diesem Foto vom Bahnhof Bernau wurde nach Sinisa K. gefahndet.
Mit diesem Foto vom Bahnhof Bernau wurde nach Sinisa K. gefahndet.

© Polizei Berlin

Am 12. Juni die erste Tat. Gegen 17.45 Uhr überholte ihn eine 14-Jährige mit ihrem Fahrrad in Grunewald. Auch er war per Rad unterwegs. Er sprach das Mädchen an, fragte auf Englisch, ob sie aus Berlin käme. Die 14-Jährige fuhr weiter. Er drängte sie vom Weg ab. „Er verschleppte sie in den Wald“, sagte der Richter. K. habe unter Vorhalt eines Schraubendrehers auch Geld verlangt, sie dann sexuell misshandelt. „Es war ihre erste sexuelle Erfahrung überhaupt.“ Es folgten Taten in Berlin, Bernau und Kleinmachnow.

Seine letzte Tat begann mit der Frage nach dem Weg zum S-Bahnhof Wannsee, so der Angeklagte. Dann habe er die Frau am Hals gepackt, mit dem Tode bedroht. Das war am 14. Juli. Kurz nach der Vergewaltigung einer 20-jährigen Joggerin konnte der Serientäter von der Polizei gefasst werden – in einer Verfolgungsjagd wie in einem Krimi, schilderten Beamte im Prozess. Tief sitzt die Angst bei den Opfern. „Es steht zu befürchten, dass einige Opfer möglicherweise ein Leben lang unter den Folgen leiden“, so ein Nebenklage-Anwalt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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