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Die Villa, in der Clan-Männer die Hochzeit eines Angehörigen feiern, in Neukölln.

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Polizei beobachtet Berliner Großfamilie: Clan-Hochzeit in Neukölln - trotz Corona-Maßnahmen

Ein Mann aus dem Remmo-Clan in Berlin-Neukölln heiratet. Die Polizei will beobachten, ob sich die Hochzeitsgesellschaft an die Corona-Schutzverordnung hält.

In Berlin-Neukölln haben Polizisten am Dienstagabend eine Hochzeit im Clan-Milieu beobachtet. Ein Mann der bekannten Großfamilie Remmo heiratete nach Tagesspiegel-Informationen eine Frau eines anderen, ebenfalls bundesweit bekannten Clans. Offenbar erwägen Beamte, die Hochzeit auflösen zu lassen - die Angehörigen des Brautpaares, so unbestätigte Angaben, könnten das pandemiebedingte Abstandsgebot ignorieren.

Männer beider Familien sind wegen Eigentums-, Gewalt-, Drogen- und Waffendelikten polizeibekannt. Mitglieder der weit verzweigten Remmos wurden für den Diebstahl der Goldmünze 2017 aus dem Bodemuseum verurteilt. Derzeit befinden sich Männer des Clans wegen des Juwelen-Diebstahls in Dresden 2019 in Untersuchungshaft.

Die Kernfamilie des Clans residiert in einer Villa am Stadtrand. Das Haus hatte die Staatsanwaltschaft in einer öffentlichkeitswirksamen Aktion einst konfisziert. In jener Villa, so berichten Szenekenner, soll nun in der Nacht zu Mittwoch gefeiert werden. Die Hochzeitsgesellschaft fuhr zuvor durch Neukölln.

Haus und Grundstück sind der Polizei - auch dem Spezialeinsatzkommando (SEK) - aus diversen Einsätzen bekannt. Zuletzt waren Fahnder wegen einer Schlacht mit tschetschenischen Männer alarmiert.

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Im Jahr 2018 waren 77 Wohnungen, Häuser und Laubengrundstücke wegen Geldwäscheverdachts eingezogen worden, die dem Remmo-Clan zugerechnet werden. Berlins Kammergericht bestätigte 2020, dass zwei dieser Immobilien ab sofort dem Staat gehören, darunter die Villa am Neuköllner Stadtrand. Das denkmalgeschützte Anwesen wird nun vom Bezirksamt verwaltet.

Polizisten wollen die Hochzeitsgesellschaft beobachten. (Symbolbild).
Polizisten wollen die Hochzeitsgesellschaft beobachten. (Symbolbild).

© John MACDOUGALL / AFP

Noch wohnen Angehörige der Großfamilie in dem Haus. Der Neuköllner Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU) schlug vor, in der Villa eine Sozialeinrichtung einziehen zu lassen.

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Die Braut des Abends soll aus einer Familie stammen, in der Angehörige zuletzt wegen Überfällen aufgefallen sind. Mehrfach hatten sich Männer aus dem Clan-Milieu geweigert, sich an die Corona-Schutzmaßnahmen zu halten.

Ermittler rechnen Täter aus den Großfamilien der organisierten Kriminalität (OK) zu, wenn sie banden- und gewerbsmäßig vorgehen: Diese Clan-OK sei „von verwandtschaftlichen Beziehungen, einer gemeinsamen ethnischen Herkunft“ und „eskalierenden Gewaltdelikten“ geprägt, schreibt das Bundeskriminalamt.

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