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So ist der Turm auf dem Schäferberg von Potsdam aus zu sehen.

© Andreas Klaer

Neuer Aussichtsturm in Berlin: Tourismus auf dem Schäferberg als Jahrhundertprojekt

Die Aussicht wäre grandios, das Potential ist vorhanden. Aber statt gewünschter Planungsdetails gibt es bisher vor allem Bedenken. Eine Glosse.

Die Königstraße 35A in Zehlendorf ist eine der exotischsten Adressen in Berlin: unbewohnt, einsam („Königstraße 35B ist 3 km weiter“ laut Zettel an der Zufahrt). Die gepflasterte Auffahrt führt auf einen von gerade mal sechs Berliner Gipfeln über 100 Meter Höhe. Oben steht ein Lulatsch, gegen dessen 212 Meter der Funkturm am Messegelände ein Bonsai ist. Klingt nach einem touristischen Highlight, aber wer je oben war und im Kiefernwald am verschlossenen Tor stand, weiß: Kannste vajessen.

Da das Westfernsehen mittlerweile auf anderen Wegen ins Wohnzimmer kommt und die sonstige Kommunikationstechnik in dem Turm weniger Platz benötigt als im 20. Jahrhundert, wäre eine touristische Erschließung der „Richtfunkstelle Schäferberg“ durchaus denkbar. Im Januar 2019 beschloss die Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf, das prüfen zu lassen.

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Und wie ist der Stand der Dinge, 39 Monate danach? „Die Wirtschaftsförderung Steglitz-Zehlendorf hatte im Juni 2021 erste telefonische Kontakte mit der DFMG Deutsche Funkturm GmbH zwecks Vereinbarung eines Vor-Ort-Termins“, teilt der Senat auf eine AfD-Anfrage mit. Nach dem Termin im vergangenen Juli habe das Bezirksamt das Thema „bei VisitBerlin platziert“, wo man die Sache beraten, begleiten und vermarkten wolle, falls es dereinst was zu vermarkten gibt. Prinzipiell passt die Idee ins Konzept, das vorsieht, in Zukunft verstärkt auch Attraktionen jenseits der Berliner City zu bewerben.

Und was sagt der Senat selbst? „Aussichtspunkte üben seit jeher eine große Anziehungskraft auf Menschen aus.“ Aber auch: "Ob und in welcher Größenordnung Berlinerinnen und Berliner, Brandenburgerinnen und Brandenburger sowie Touristinnen und Touristen die Richtfunkstelle Schäferberg besuchen würden, hängt jedoch letztendlich von vielen noch unbekannten Faktoren ab, z.B. der Erreichbarkeit, der Angebotsgestaltung und der Vermarktung."

Hat sonst noch irgendwer Bedenken? "Aufgrund der besonderen Zufahrtssituation und den baulichen Gegebenheiten innerhalb des Turmes bedarf es aus Sicht des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf hinsichtlich potentieller Nutzungsmöglichkeiten einer tiefergehenden Analyse und Begutachtung." Kommt also auf Wiedervorlage, für die Urenkel.

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