zum Hauptinhalt
Sanierungsbedürftig. Das Café Einstein in der Kurfürstenstraße in Tiergarten.

© imago/Schöning

Legendäres Kaffeehaus muss saniert werden: Berliner Café Einstein schließt vorübergehend

Das Café Einstein an der Kurfürstenstraße schließt für anderthalb Jahre – dringende Sanierungsarbeiten stehen an. Der Betreiber plant zwei Ersatzstandorte.

Flaneure und Literaten haben im Café Einstein an der Kurfürstenstraße eine ziemlich große Chance, auf Seelenverwandte zu treffen. Doch das Kaffeehaus alter Schule ist in die Jahre gekommen und dringend sanierungsbedürftig. Deshalb muss es von November an für etwa anderthalb Jahre schließen.

Ersatz ist immerhin schon in Sicht. Geschäftsführer Philipp Hasse-Pratje will im Herbst gleich zwei neue Restaurants eröffnen. Ein kleines Lokal namens Amon mit etwa 50 Plätzen, das die Bar im oberen Geschoss ersetzen soll, hat er an der Charlottenstraße 35 in Mitte gemietet.

Das zweite Restaurant wird die noch etwas dürre Infrastruktur in der neuen Europacity aufwerten. Dafür hat er Räume gemietet an der Heidestraße 15 im Gebäude der Zentralen Autobahn GmbH des Bundes. Dort wird es, nordwestlich ausgerichtet, eine Terrasse zum Park hin geben und eventuell im kommenden Sommer auch Tische auf dem breiten, nach Süden gelegenen Gehweg.

Insgesamt wird das Restaurant, das der Geschäftsführer nach eigenen Vorstellungen ohne die Hilfe von Innenarchitekten modern einrichtet, 150 Plätze haben. In Anlehnung an die Initialen seines Namens wird es schlicht PHP-Restaurant heißen. Dorthin zieht auch die Konditorei, die bislang im Keller der alten Villa untergebracht war und für ständigen Nachschub an Apfelstrudel, Kuchen, frischen Brötchen und Brot zuständig war.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Es gibt dort zudem endlich genug Platz, um einen regulären Außer-Haus-Verkauf einzurichten. Im alten Einstein hat das systematisch nie geklappt, ein Verkaufsstand passte stilistisch einfach nicht zu den Räumlichkeiten. Mit etwa 15 000 Büroarbeitsplätzen in der Nachbarschaft sollte an Abnehmern für hochwertige Backwaren in der Heidestraße kein Mangel sein.

Mietvertrag für 20 Jahre

Philipp Hasse-Pratje hat den Mietvertrag vorsichtshalber auch gleich über 20 Jahre abgeschlossen, das heißt, das PHP-Restaurant bleibt der Europa-City auch dann erhalten, wenn das Kaffeehaus in der Kurfürstenstraße seine Türen wieder öffnet.

„Ich wollte auf keinen Fall meine 60 Mitarbeiter entlassen“, sagt er. Die beiden neuen Standorte bieten nun nicht nur den Stammgästen die Möglichkeit, altvertraute Spezialitäten auch während der Schließzeit weiter zu genießen.

Zusätzlich bekommt Philipp Hasse-Pratje, der das Kaffeehaus 2005 übernommen hat, durch die neuen Standorte die Möglichkeit, verdiente Mitarbeiter auch mal zu befördern. Der klassische Stil soll erhalten bleiben, die Kellner tragen weiter Uniform und duzen ihre Gäste frühestens dann, wenn diese als Stammkunden sich das wirklich wünschen.

Das Café mit dem schönen verwunschenen Garten in der denkmalgeschützten alten Villa, in der unter anderem Filmdiva Henny Porten ein- und ausgegangen sein soll, wird nach der Sanierung wiederzuerkennen sein, verspricht Philipp Hasse-Pratje. Es geht vor allem darum, Elektrik und Rohre zu sanieren. Manchmal gab es in den vergangenen Jahren schon Ausfälle zur Unzeit.

Interieur soll verkauft werden – Erlös geht an den Berliner Zoo

Zunächst habe er gemeinsam mit dem Vermieter, dem Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen BBU, überlegt, die Sanierung häppchenweise durchzuführen, also über einen längeren Zeitraum immer mal für jeweils ein paar Wochen zu schließen. Aber am Stück lässt sich das wohl besser machen.

Die Speisekarten in den neuen Restaurants werden ähnlich sein wie im alten Einstein. Ein Schwerpunkt wird auf deutsch-österreichischer Küche mit mediterranen Einsprengseln liegen. Wenn die Villa in der Kurfürstenstraße fertig saniert ist und als Kaffeehaus nach Wiener Art wieder eröffnet, will er in den neuen Restaurants die österreichischen Elemente herunterfahren. Allerdings mischt er sich in die Gestaltung der Speisekarte möglichst wenig ein. Das überlässt er lieber seinen Mitarbeitern, „weil die am besten wissen, was die Gäste mögen“.

Das Interieur will er weder mitnehmen noch einlagern. Tische, Stühle, Teller und Tassen sollen wahrscheinlich im November bei einem Event verkauft werden. So können Stammgäste noch ein paar einschlägige Weihnachtsgeschenke erwerben und gleichzeitig etwas Gutes tun, denn der Erlös geht als Spende an den Berliner Zoo.

Erst einmal will Philipp Hasse-Pratje mit seinen Mitarbeitern eine große Party feiern, wenn der vorerst letzte Gast Ende Oktober seine Rechnung beglichen hat. Das Amon will er wahrscheinlich am 4. Oktober eröffnen. Und im PHP-Restaurant dürfen voraussichtlich vom 7. November an Schnitzel und Strudel geschlemmt werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false