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Die Halle des Corona-Impfzentrums Messe Berlin.

© Christoph Soeder/dpa

Länger offen als geplant: Warum Berlin seine Impfzentren nach Ende September noch braucht

Die Anfangsphase der Immunisierungskampagne gegen Corona ist zwar längst vorüber, aber die Berlins Impfzentren arbeiten immer noch. Nun wird darüber diskutiert, wie lange noch.

Berlins Corona-Impfzentren sollen länger als bisher geplant offen bleiben. „Wir haben in den vergangenen Monaten erlebt, wie wichtig die Impfzentren und mobilen Impfteams für den Impferfolg sind“, twitterte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Montagabend. „Daher sollen sie nach dem 30.09. nicht vollständig geschlossen werden und können in reduzierter Form weiterhin im Einsatz bleiben.“ Außerdem solle sichergestellt werden, dass die Kapazitäten bei Bedarf schnell wieder hochgefahren werden könnten.

Das könnte etwa bei Auffrischungsimpfungen der Fall sein, die womöglich ab Herbst anstehen. Beschlüsse dazu gibt es noch nicht. Gleichwohl blieben vor diesem Hintergrund auch die mobilen Impfteams wichtig, die wie die Impfzentren „einen unverzichtbaren Teil zur Pandemiebekämpfung beigetragen“ hätten, so Kalayci.

Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin (KV) sieht einen Weiterbetrieb der Impfzentren über den September hinaus „sehr kritisch“, wie KV-Sprecherin Dörthe Arnold am Dienstag der dpa sagte. „Die KV Berlin hat immer wieder betont, dass die Impfzentren aufgrund der immensen Kosten geschlossen werden müssen, sobald ausreichend Impfstoff vorhanden ist“, unterstrich sie. Die Situation entspanne sich von Woche zu Woche, und es stünden immer mehr Impfdosen zur Verfügung.

„Darüber hinaus nimmt der Anteil der Impfungen in der ambulanten Versorgung stetig zu“, so Arnold weiter. „Stand heute wurden bei den Berliner Haus- und Fachärzten seit Ostern rund 1,2 Millionen Menschen gegen Covid-19 geimpft. Mehr als 450 000 Personen haben bereits ihre Zweitimpfung erhalten.“

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Zum Vergleich: Insgesamt wurden in Berlin laut Robert Koch-Institut (RKI) bislang knapp 2 Millionen Menschen mindestens einmal geimpft, darunter 1,25 Millionen vollständig. Das entspricht einem Anteil an der Gesamtbevölkerung 54,1 Prozent beziehungsweise 34,2 Prozent.

Die FDP begrüßt, dass die Impfzentren noch länger betrieben werden

In Berlin wird derzeit in sechs große Zentren geimpft. Wie genau diese ab Herbst arbeiten sollen, ließ Kalayci zunächst offen. Ungeklärte Punkte sieht sie auch bei der Frage, die Impfungen generell den niedergelassenen Ärzten zu überlassen. „Es gibt noch viele offene Fragen, wie das Impfen in das Regelsystem überführt wird“, twitterte ihr Ressort.

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Die FDP-Fraktion begrüßte, dass die Corona-Impfzentren noch länger betrieben werden. „Natürlich kosten sie den Steuerzahler Unmengen an Geld, aber als zusätzliches und ergänzendes Impfangebot ist es absolut richtig“, sagte der Sprecher für Gesundheit der Fraktion, Florian Kluckert, der dpa.

„Der Senat muss aber weiterhin das Impfen über die Hausärzte und die mobilen Impfteams bewerben, da hier schneller und fokussierter geimpft werden kann.“ Gerade mit der möglichen Ausbreitung der Delta-Variante müsse Rot-Rot-Grün die Impftaktung und Aufklärung weiter erhöhen. Noch sei Berlin weit von einer Impfquote von 70 Prozent entfernt.

Auch mobile Impfteams wird es weiterhin geben

Die Gesundheitsminister der Bundesländer hatten sich am Montagabend darauf verständigt, im Herbst den Betrieb der Impfzentren zurückzufahren. Jedoch soll es auch über den 30. September hinaus staatliche oder kommunale Impfangebote zur Eindämmung der Corona-Pandemie geben, mit dem Schwerpunkt auf mobilen Impfteams.

Die weitere Vorhaltung mobiler Impfteams bewertet die KV denn auch positiv. „Diese sind wichtig und sinnvoll, um die Menschen in den Senioren- und Pflegeheimen anzufahren, sollte eine dritte Impfung notwendig sein“, sagte KV-Sprecherin Arnold. (dpa)

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