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Protestplakat in Berlin gegen den Putin-Krieg in der Ukraine.

© Reuters/Lisi Niesner

„Klassischer Fall von Einschüchterung“: Sabotiert Russlands Geheimdienst Ukraine-Helfer in Berlin?

Nach einem Einbruch bei einem Ukraine-Helfer ermittelt der Staatsschutz, die Behörden prüfen Verbindungen zu Russlands Geheimdienst. Nicht der einzige Vorfall.

Deutsche Sicherheitsbehörden prüfen, ob russische Geheimdienste gezielt gegen Menschen in Berlin operieren, die sich für die Menschen in der Ukraine und Kriegsflüchtlinge einsetzen. Berliner Helfer in Berlin sind wegen mehrerer Vorfälle besorgt, ins Visier prorussischer Gruppen geraten zu sein.

In einem Fall ermittelt inzwischen der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz des Landeskriminalamtes Berlin. Die Polizei bestätigte einen entsprechenden Bericht von „Süddeutscher Zeitung“ und WDR.

In diesem Fall geht es um einen Einbruch in eine Wohnung eines Mannes, der beim Netzwerk „Allianz Ukrainischer Organisationen“ für die Logistik von Hilfstransporten in die Ukraine und nach Polen verantwortlich war. Am 14. März war in seine Berliner Wohnung eingebrochen worden.

Gestohlen wurde aus der Wohnung nichts, es wurden aber Dinge in der Wohnung verändert und weißes Pulver verstreut. Zudem wurden Kassenbons aus dem Mülleimer genommen und zu Röllchen geformt. Einbruchspuren gab es an der Tür nicht.

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Das weiße Pulver und die gerollten Zettel könnten eine Anspielung auf Kokainkonsum sein, mutmaßen die Aktivistinnen. „Das passiert bei Journalisten in Russland häufig“, sagte eine der Frauen. Tatsächlich war im Jahr 2019 der Investigativ-Journalist Iwan Golunow wegen Drogenhandels inhaftiert worden. Er bestritt die Vorwürfe.

Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ hatte damals vermutet, dass der für seine kritischen Reportagen bekannte Golunow mit dem fingierten Vorwurf zum Schweigen gebracht werden sollte.

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Für die Aktivistinnen sind die Spuren nach dem Einbruch in die Berliner Wohnung eines Ukraine-Helfers klar. „Wir glauben, dass damit gezeigt werden sollte: Wir waren hier, wir wissen, wer du bist, wir wissen, was du machst“, sagte eine Aktivistin des Vereins Vitsche dem Tagesspiegel.

Der Verein junger Ukrainer aus Berlin organisiert Proteste und Hilfe für Menschen aus der Ukraine. Zu dem Einbruch sagte die Aktivistin: „Ein ganz klassischer Fall von Einschüchterung.“

Putin, Russland und Berlin - die langen Arme des Geheimdienstes

Am Rande einer Impfgegner-Demonstration war vergangene Woche auch eine Ukrainerin mit Ukraine-Sticker attackiert worden. Zudem berichten mehrere Aktivistinnen von Vorfällen im Pilecki-Institut, in dem die Allianz Ukrainischer Organisationen ihr Hauptquartier bezogen hat.

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„Hier sind in der Vergangenheit Menschen reingekommen und haben Fotos von den freiwilligen Helfern gemacht. Wir vermuten, dass prorussische Strukturen dahinterstehen, die verhindern wollen, dass wir in der Ukraine humanitäre Hilfe leisten“, sagte eine Aktivistin.

Die Polizei hält sich bislang dazu aus ermittlungstaktischen Gründen bedeckt und möchte sich zu möglichen Hintergründen nicht äußern. Bislang hat die Polizei vor allem mit Straftaten gegen Russen zu tun.

Seit Beginn des Angriffskriegs sind bis Dienstag 155 Straftaten registriert worden, mehrheitlich Beleidigungen und Sachbeschädigungen gegen Russen und russische Einrichtungen.

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