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Mehrere Tausend Menschen haben am Freitag in Berlin beim Klimastreik der Bewegung Fridays for Future demonstriert.

© IMAGO/epd/Christian Ditsch

Update

Globaler „Klimastreik“: 10.000 Teilnehmer bei „Fridays-for-Future“-Demo in Berlin

In vielen Städten sind Menschen am Freitag für den Klimaschutz auf die Straße. In Berlin kamen 10.000 Teilnehmern zum Brandenburger Tor - mit prominenten Rednern.

Unter dem Motto „#PeopleNotProfit“ sind am Freitag in zahlreichen Städten Menschen für stärkere Bemühungen beim Klimaschutz auf die Straße gegangen. Die Klimabewegung „Fridays for Future“ hatte zum zehnten globalen Klimastreik aufgerufen.

In Berlin kamen rund 10.000 vor allem junge Demonstrant:innen im Regierungsviertel zusammen, wie die Polizei mitteilte. Laut Fridays for Future nahmen 22.000 Menschen teil.

Um 12 Uhr begann der Protest im Invalidenpark in Mitte. Der Park befindet sich zwischen Wirtschafts- und Klimaschutzministerium sowie Verkehrsministerium in der Nähe des Hauptbahnhofs.

Zum Auftakt gab es Musikeinlagen und Redebeiträge von ukrainischen und russischen Antikriegs-Aktivist:innen sowie einer LGBTQI+-Aktivistin. Die Demonstration stand vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs für Klimagerechtigkeit und Frieden.

Der Tenor der Reden: Fossile Energie bedeute Abhängigkeit von Autokratien, man müsse jegliche Abhängigkeit vermeiden, statt neue Verträge mit anderen Staaten zu knüpfen. Die Ärmeren litten am meisten unter den jetzigen hohen Energiepreisen. Und die Menschen profitieren nicht von der ungerechten und klimaschädlichen Politik, die den Krieg in der Ukraine finanziere. Berlin als Ort der Freiheit solle Ort des Handelns sein.

„Hey Ampel, schaltet endlich auf grüne Klimapolitik“

Nach einem rund einstündigen Programm zogen die Demonstrant:innen los in Richtung Brandenburger Tor. Unter ihnen waren viele Schüler:innen, die der Schule fernblieben. Auf Plakaten stand: „Klimagerechtigkeit für die Zukunft und Frieden“ und „Hey Ampel, schaltet endlich auf grüne Klimapolitik“. Die 14-jährige Ivana zeigte ein Transparent in blau-gelb, den Farben der ukrainischen Flagge, mit der Aufschrift: „Peace and Justice“. Der Block der Schüler:innen befand sich ganz vorne im Demonstrationszug.

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Die Demonstrierenden skandierten Parolen wie „We are unstoppable, a peaceful world is possible“ und „Hoch mit dem Klimaschutz, runter mit der Kohle!“. Zahlreiche Organisationen wie Greenpeace, Seebrücke, Bürgerenergie Berlin, Grüne Liga und BUND-Jugend waren vertreten. Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer:innen trug Maske.

„Wer nicht will, findet Gründe. Wer will, findet Wege“

Bei der Kundgebung am Brandenburger Tor gab es Musik und Redebeiträge. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert von Scientists for Future forderte einen Stopp von russischem Gas. Die Energiewende sichere Frieden und Freiheit: „Wer nicht will, findet Gründe. Wer will, findet Wege“. Es gäbe einfache Mittel, schnell zu handeln: Öl- und Gasheizungen dürfen nicht mehr eingebaut werden, erneuerbare Energien müssen schneller ausgebaut werden, und insgesamt müsse mehr Energie eingespart werden.

Der argentinische Aktivist Esteban Servat von Scientists for Future forderte ebenfalls, diesen historischen Moment zu nutzen, um zu handeln. Europa müsse als Vorbild aus der Gasenergie aussteigen. Frackinggas sei noch viel schädlicher als das Verbrennen von Kohle, weitere Förderung würde das Todesurteil für den Globalen Süden bedeuten.

Auch die Aktivistin Luise Neubauer nahm an der Demo in Berlin teil.
Auch die Aktivistin Luise Neubauer nahm an der Demo in Berlin teil.

© IMAGO/Mauersberger

„Die Krisen warten nicht, also worauf warten wir?"

Auch die Klimaaktivistin Luisa Neubauer sprach zu den Protestierenden: „Die Krisen warten nicht, also worauf warten wir? Krisen bilden nicht den Charakter eines Landes, sie zeigen ihn“, sagte Neubauer.

„Jeder Tag, an dem wir zusätzlich Rohstoffe von Putin kaufen, ist ein Tag, an dem wir nicht dort stehen, wo wir uns verorten: fest an der Seite der Ukraine, hinter Demokratie und Menschenrechten.“ Sie richtete sich schließlich an Bundeskanzler Olaf Scholz persönlich: „Wie schwer kann es sein? Wie viele Bomben sollen noch fallen, Klimakatastrophen passieren ? Worauf warten Sie noch?“

Es stimme zwar, dass es schon Schritte in die richtige Richtung gibt, aber „wenn man auf einem reißenden Fluss ist, reißt es einem auf einem Floß trotz richtiger Schritte nach hinten“. Es gäbe keine Krise, die nicht mit dem Klima zusammenhinge, führte sie weiter aus, es könne kein Frieden in einer Welt herrschen, die Lebensgrundlagen bekriegt und Angriffe von Autokraten finanziert. „Nie war offensichtlicher, warum echte Freiheit nur durch radikalen Klimaschutz möglich ist und warum jede Verzögerung von echtem Wandel uns tiefer in die Krise treibt“.

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Bei dem Klimastreik am Freitag wollten nach Angaben von Fridays for Future Menschen überall auf der Welt für Klimagerechtigkeit und Frieden demonstrieren - von Taiwan über Nigeria bis nach Australien. Allein in Deutschland waren Aktionen an 240 Orten geplant.

Auch wenn in Deutschland mittlerweile eine neue Koalition regiere, hätten sich die Forderungen der Klimaschutzbewegung nicht geändert, hieß es im Aufruf zu Demo: „Wir kämpfen für ein konsequentes Einhalten der 1,5-Grad-Grenze und somit für die Bewahrung einer lebenswerten Zukunft der heutigen und vor allem der künftigen Generationen.“

Zu der Demonstration hatte neben zahlreichen Organisationen auch der evangelische Bischof Christian Stäblein und der katholische Weihbischof Matthias Heinrich aufgerufen. (mit dpa, epd)

Lisa Rakowitsch

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