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Ein Werk des inhaftierten Künstlers Günther Finneisen. 

© Hendrikje Klein

Ausstellung im Büro der Linken-Abgeordneten Hendrikje Klein: Kunst aus dem Knast in Berlin-Lichtenberg

Günther Finneisen hat fast sein ganzes Leben im Gefängnis verbracht - und dort mit dem Malen begonnen. Linken-Politikerin Hendrikje Klein zeigt seine Bilder in Berlin-Lichtenberg. 

Der Künstler Günther Finneisen hat viele Jahre seines Lebens im Gefängnis verbracht und auch dort mit dem Zeichnen begonnen. Nun hat er seine erste Ausstellung. Seine Karikaturen und Bilder sind minimalistisch und teilweise verstörend. 

Die Linken-Abgeordnete Hendrikje Klein zeigt einige Zeichnungen in ihrem Wahlkreisbüro in der Alfred-Kowalke-Straße 14 unter dem Titel „Verschlusssache. Gezeichnetes aus dem Gefängnis“. Finneisen sieht seine Werke als Überlebensventil, als letzte Möglichkeit, sich frei zu äußern. Nach eigenen Angaben sitzt er im Gefängnis, weil er eine Straftat geplant hatte.

Das erste Mal „hinter Gittern“ war Finneisen im Alter von 16 Jahren, wegen Autodiebstahl. Er ist mehrfach aus Gefängnissen in Hannover, Linken und Celle ausgebrochen, tauchte zeitweise in Südafrika, Frankreich, den Niederlanden und Spanien unter – wurde allerdings immer wieder gefasst. 

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1995 nahm er in der Justizvollzugsanstalt Celle einen Wärter drei Tage lang als Geisel – ein Spezialeinsatzkommando überwältigte ihn. Im Anschluss blieb er 16 Jahre lang in Isolationshaft. „Lebendig begraben“ nannte er das. Als er ein Jahr später freikam, zog er nach Berlin und wurde schon bald erneut inhaftiert. Welche Straftat er geplant haben soll, wird auf der Infotafel in der Ausstellung nicht genannt.

Justizsenatorin Lena Krec (rechts) und Linken-Abgeordnete Hendrikje Klein bei der Eröffnung. 
Justizsenatorin Lena Krec (rechts) und Linken-Abgeordnete Hendrikje Klein bei der Eröffnung. 

© Freie Hilfe

Einmal im Monat hat Finneisen Ausgang. Er verzichtete jedoch darauf, bei der Vernissage dabei zu sein. „Solange ich mir selbst noch’n Witz erzählen kann und drüber lache, is alles gut. Trinkt’n Bierchen für mich mit“, hinterließ er als Botschaft ausrichten. Klein sagte dem Tagesspiegel, sie hätten lange darüber diskutiert, ob sie diese Ausstellung machen sollen.

„Für einen Menschen wie Günther Finneisen, der viele Jahre seines Lebens nicht nur im Gefängnis, sondern dort in totaler Isolationshaft verbringen musste, sind die Bilder, Skizzen und Zeichnungen ein Überlebensventil, bis heute.“

Zur Eröffnung kam auch Justizsenatorin Lena Kreck. „Es sitzen nicht nur Menschen wegen schwerwiegender Delikte in Haft“, sagte sie. „Auch Strafgefangene sind natürlich weiterhin ein Teil der Gesellschaft, sie sind Menschen.“

Die Ausstellung „Verschlusssache. Gezeichnetes aus dem Gefängnis“ ist im Wahlkreisbüro von Hendrikje Klein in der Alfred-Kowalke-Straße 14 zu sehen. Geöffnet montags 14–18 Uhr, mittwochs 11–15 Uhr, donnerstags 10–13 Uhr.

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