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Umstieg: Auf der Strecke des Prignitz-Express kommen künftig batterieelektrische Züge zum Einsatz.

© Bernd Settnik/dpa

Abschied vom Diesel: Regionalverkehr in Berlin und Brandenburg soll bis 2037 komplett emissionsfrei werden

Berlin und Brandenburg steigen auf Züge ohne Verbrennungsmotor um. In der Prignitz sollen Batteriefahrzeuge rollen.

Der Regionalverkehr in Berlin und Brandenburg soll bis 2037 komplett emissionsfrei werden. Am Mittwoch stellten Berlins Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne), der Brandenburger Infrastrukturminister Guido Beermann und Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn, dazu die gemeinsame Diesel-Ausstiegsstrategie für den Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB) vor. Darin listen die Partner erstmals umfassend auf, wann die einzelnen Teilnetze im Verbund ohne Triebwagen mit Verbrennungsmotor auskommen sollen.

Auf der Strecke des Prignitz-Express kommen dafür künftig batterieelektrische Züge zum Einsatz. Zu diesem Schluss kommt ein Gutachten im Rahmen von i2030, dem gemeinsamen Großprojekt von Berlin, Brandenburg, dem Bund und der Deutschen Bahn zum Ausbau des Schienennetzes in der Hauptstadtregion (T+). „Ich freue mich, dass der Prignitz-Express bald im Akkubetrieb unterwegs sein kann“, sagte Verkehrssenatorin Jarasch. Damit man die Klimaziele erreiche, müssten auch auf der Schiene mehr Alternativen zu fossilen Antriebsarten genutzt werden.

Um zu ermitteln, welcher Antrieb sich besser für die Strecke eignet, hatte die Planungsgesellschaft Ramboll in einer Studie im Auftrag des VBB Batteriezüge mit Wasserstoffbahnen vergleichen. Die Akkufahrzeuge sind demnach auf Sicht von 30 Jahren deutlich günstiger. Mit 518 Millionen Euro liegen die ermittelten Kosten um 122 Millionen Euro unter jener Summe, die für einen Betrieb von wasserstoffbetankten Zügen notwendig wäre, heißt es in dem Gutachten.

Auf der Prignitz-Express genannten Strecke fahren die Linien RE6 und RB55 von Wittenberge über Neuruppin und Wittstock/Dosse nach Hennigsdorf und von dort mit einem Bogen über Spandau ins Berliner Zentrum. Heute ist sie die längste Schienenverbindung in Brandenburg ohne Oberleitung – und deshalb bislang auf Dieselzüge angewiesen. Um künftig auf Dieselzüge zu verzichten, müsste jedoch nicht mehr die gesamte Strecke elektrifiziert werden, erklärte der Bahn-Bevollmächtigte Kaczmarek. Für den Betrieb mit Batteriebahnen reiche es aus, wenn nur Teilabschnitte mit elektrischen Leitungen ausgestattet werden. „Der Zug hopst dann von einer Insel zur nächsten“, sagte Kaczmarek.

Zum Einsatz kommen sollen die Batteriezüge ab Dezember 2028

Ganz ohne die Oberleitungen geht es bislang allerdings nicht, so das Ergebnis des Gutachtens. Die Gesamtdistanz von Berlin bis Wittenberge wäre „ohne zusätzliche Nachlademöglichkeit im Fahrtverlauf mit den am Markt verfügbaren Schienenfahrzeugen nicht möglich“. Das Konzept sieht daher vor, auf den knapp 96 Kilometer langen Abschnitten zwischen Velten und Neuruppin West sowie Wittstock und Wittenberge einen Fahrdraht zu errichten. Gut 36 Kilometer Strecke zwischen Neuruppin West und Wittstock sowie südlich von Velten bewältigten die Züge mit der Energie aus ihrem Batteriespeicher.

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Zum Einsatz kommen sollen die Batteriezüge idealerweise ab Dezember 2028, mit dem Neustart des Betriebs nach der kommenden Ausschreibung des Teilnetzes. Voraussetzung ist, dass bis dahin die neuen Oberleitungen stehen. Schon bis 2026 soll der Abschnitt zwischen Neuruppin und Hennigsdorf so ausgebaut werden, dass die Züge auf der Strecke im 30-Minuten-Takt fahren können. „Die Strecke verbindet wichtige Mittelzentren in Brandenburg“, sagte Infrastrukturminister Beermann. Dies solle klimaneutral und mit den modernsten Technologien gelingen. „Hier geht es nicht mehr um Luftschlösser sondern um marktreife Alternativen.“

Der neue Weltrekord für Batteriezüge liegt bei 224 Kilometern Distanz

Wie weit die Technik ist, zeigte der Hersteller Stadler, der für eine Sonderfahrt von Berlin-Gesundbrunnen nach Hennigsdorf seinen ersten Batteriezug zur Verfügung stellte. „Das ist ein sehr erprobtes Fahrzeug“, sagte Jure Mikolcic, CEO von Stadler Deutschland. Seit 2018 sei das Fahrzeug zugelassen. Ausgelegt sei es für eine Distanz von 80 Kilometern im Batteriebetrieb. Damit ließen sich 80 Prozent der Netzlücken in Deutschland überbrücken. Tatsächlich kann der Zug deutlich mehr. Im Dezember 2021, so Mikolcic, habe man mit 224 Kilometern Distanz einen neuen Weltrekord für Batteriezüge aufgestellt. „Schreiben Sie den Einsatz der Fahrzeuge aus, technisch wird es gelingen“, sagte der Manager.

Ab Dezember 2024 werden auch im VBB im Netz Ostbrandenburg die ersten 31 Batteriezüge fahren – dann jedoch vom Hersteller Siemens. Zum gleichen Zeitpunkt läuft auch der Betrieb der Heidekrautbahn mit sieben Wasserstoffzügen an.

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