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Erst die Zuckertüte, dann der „Ernst des Lebens“.

© imago images/U. J. Alexander

ABC mit Pandemie: Eltern und Kinder feiern mit gemischten Gefühlen den Schulanfang

Am Sonnabend werden in Berlin rund 36 000 Kinder eingeschult. Unstimmigkeiten bei den Corona-Regeln frustrieren viele Eltern.

Die Zuckertüten sind gefüllt, die Ranzen gepackt und die Vorfreude bei den Kindern ist groß: Am Sonnabend werden rund 36.000 Erstklässler:innen in Berlin eingeschult. Eine von ihnen ist die sechsjährige Eva Thies aus Köpenick. „Ich freue mich schon auf die Feier“, sagt sie sichtlich aufgeregt. Mit ihren Kuscheltieren hat sie oft zu Hause Schule gespielt, einen lila Ranzen hat sie schon, und jetzt will sie endlich richtig in die Schule gehen und „alles“ lernen.

Wenn da nur nicht Corona wäre. Die Sorgen wegen der andauernden Pandemie trüben bei vielen Eltern die Freude über den Schulstart ihrer Kinder. „Manche Eltern fürchten, dass bald wieder Unterricht ausfällt, andere haben Angst, ihre Kinder überhaupt in die Schule zu schicken“, sagt Corinna Balkow. Sie war bis März Vorsitzende im Landeselternausschuss Kita und ist deshalb gut in der Elternschaft vernetzt. Jetzt wird ihre Tochter in einer Grundschule in Charlottenburg eingeschult.

„Viel Zorn, viel Erschöpfung“ nehme sie bei den Eltern wahr. Ein weiteres Schuljahr, in dem es immer wieder zu Schließungen kommt, das würden viele Eltern nicht mehr schaffen, sagt Balkow. Sie und andere empört, dass für Erwachsene laschere Regeln gelten als für die Kinder – und diese dann aber womöglich wieder durch Schulschließungen benachteiligt werden. „In Betrieben gibt es keine Masken- und Testpflicht, aber die Schüler müssen sich mehrmals pro Woche testen und Masken tragen.“ Sie wäre dafür, dass sich alle Erwachsenen regelmäßig testen müssen – auch die Geimpften, da es zu Impfdurchbrüchen kommen könne.

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Und für die Schulen müsse jetzt ein Plan gemacht werden, falls sich die Lage im Herbst verschlechtert. Sie hat auch ein paar Vorschläge: Statt auf Wechselunterricht zu setzen, bei dem eine Gruppe die Hälfte der Zeit zu Hause bleibt, sollte es möglich sein, jederzeit die Klassen in kleinere Gruppen zu teilen. Die Gruppen könnten dann beispielsweise Räume in Museen nutzen, wenn man diese vormittags nur für Kitas und Schulen öffnet. Natürlich müsste dafür mehr Personal eingestellt werden, aber kleinere Gruppen kämen letztendlich allen Kindern und Pädagog:innen zugute. „Das alles müsste man aber jetzt planen“, sagt Balkow.

Für die Einschulungsfeiern gilt ein strenges Hygienekonzept

Auch die Einschulungsfeiern selbst werden – im zweiten Jahr in Folge – von Einschränkungen wegen der Pandemie bestimmt. Oft finden die Feiern im Freien statt – und zeitlich gestaffelt in mehreren Gruppen. Welche Regeln genau für die Feiern gelten, das können die Schulen unterschiedlich handhaben, bestätigte ein Sprecher der Senatsbildungsverwaltung. Das hängt auch von den Bedingungen vor Ort ab. Generell gilt die aktuelle Infektionsschutzverordnung.

An vielen Schulen gibt es Beschränkungen bei der Teilnehmerzahl. Manchmal dürfen pro Kind nur zwei Gäste mitkommen, an manchen Schulen auch mehr. In der Regel müssen zumindest bei Feiern in Innenräumen alle Gäste einen aktuellen Nachweis mitbringen, dass sie geimpft, genesen oder getestet sind, außerdem müssen sie sich über Teilnehmerlisten oder die Luca-App registrieren. Und es gilt Maskenpflicht.

Masketragen ist für viele Kinder bereits Alltag

Bei Corinna Balkow und ihrer Familie dürfen nur zwei Personen mit. „Wahrscheinlich gehen mein Mann und mein Sohn, denn der große Bruder soll unbedingt mit, wünscht sich meine Tochter.“ Bei Eva Thies in Köpenick dürfen vier Personen mit, deshalb können auch die Großeltern dabei sein, erzählt Evas Vater Bastian Thies. Er hat zwar keine Angst vor dem Schulstart, „aber ganz entspannt ist es natürlich nicht, wenn das Kind dreimal pro Woche getestet wird.“

Für ein sechsjähriges Kind sind eineinhalb Jahre Pandemie ein beträchtlicher Teil seines Lebens. Das Maskentragen ist für Kinder normal, bestätigen Corinna Balkow und Bastian Thies. Zum Schulstart hat Thies einen 50er-Pack rosa Masken gekauft. „Das findet Eva toll.“

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