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Berliner Paartherapeut erklärt Dilemma

Darum wird die Liebe zerstört, wenn man den Partner zur Ewig-Baustelle macht

Hier und da und dort – und eigentlich überall herumzupfen am Partner? Das tut der Liebe nicht gut!
Hier und da und dort – und eigentlich überall herumzupfen am Partner? Das tut der Liebe nicht gut!

Wir verlieben uns in eine Person, versuchen aber schon nach kurzer Zeit, sie nach unseren Vorstellungen zu formen. Berliner Paartherapeut erklärt das Dilemma.

Schatz, du bist perfekt, aaaber … Die Haare lieber ein bisschen mehr nach hinten kämmen, die Krawatte fester ziehen, ein bisschen Sport würde dir auch nicht schaden, vielleicht lieber Tee als Cola trinken, hier eine kleine To-Do-Liste, falls du dir das alles nicht merken kannst. Puh!

Warum tun wir das, das ständige Verändernwollen? Haben wir uns in diesen Mann nicht gerade deshalb verliebt, weil er so ist wie er ist?

„Dieses Verhalten ist erst einmal nichts Ungewöhnliches“, erklärt der Berliner Paartherapeut und Buchautor Dr. Wolfgang Krüger („So gelingt die Liebe – auch wenn der Partner nicht perfekt ist“, 13,90 Euro, Books on Demand). „Nach einer anfänglichen Verliebtheitsphase kommt immer eine Phase der Desillusionierung. Das ist normal und damit müssen wir uns arrangieren. In dieser Phase juckt es uns regelrecht in den Fingern, den anderen verändern zu wollen.“

Die Pandemie hätte dieses Bedürfnis nur noch verstärkt, so der Experte. Denn je mehr wir zusammenhocken, desto schneller kommt die Desillusionierung. Desto mehr störende Dinge fallen uns überhaupt erst auf. Dr. Wolfgang Krüger: „Änderungswünsche kommen öfter von Frauen, sie sind in einer Beziehung anspruchsvoller und halten häufiger an einem Idealbild des Partners fest. Und was nicht passt, wird passend gemacht. Wer damit übertreibt, zerstört allerdings die Liebe.“


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Den anderen komplett so zu lassen, trotz störender Eigenschaften, ist natürlich auch nicht die Lösung. Denn es gibt bestimmte Dinge, die uns in einer Partnerschaft so sehr nerven, dass wir sie einfach nicht ignorieren oder schönreden können. Weil sie einiges kaputt machen können. Wenn der Partner zum Beispiel unzuverlässig ist oder sich sehr ungesund ernährt.

Das sollten aber immer Nebenaspekte sein, man kann eine Person nie komplett verändern. „Wer aus einem verfallenen Gutshaus ein Schloss machen möchte und die Beziehung dabei zu einer Ewig-Baustelle macht, ruiniert die gesamte Partnerschaft“, so Wolfgang Krüger.

Drei Regeln, um eine Veränderung erreichen zu können

1) Nur einen Konflikt ansprechen und einen konkreten Wunsch äußern, statt eine grundsätzliche Unzufriedenheit an allem zu signalisieren. Sonst kommt irgendwann die Resignation des Partners, weil er denkt, ohnehin nichts recht machten zu können. Und macht dann lieber nichts. Die Kritik wird zur selbsterfüllenden Prophezeiung.

2) Den Partner vor dem Ansprechen des Problems immer loben! Kritik sollte in einer Beziehung sowieso die Ausnahme sein. 80 Prozent der Paare sagten in einer Umfrage, Anerkennung vom Partner sei ihnen sogar wichtiger als Sexualität. Beim ständigen Herumnörgeln schießt der Partner irgendwann gegen oder zieht sich schweigend zurück. Dann kommt eine Frustrationsschleife in Gang, man vergisst wichtige Jahrestage, küsst sich weniger, behält schöne Erlebnisse für sich… Das darf nicht passieren.

3) Wenn man Kritik am Partner äußert, immer sagen: „Dafür hast du einen Punkt gut, in dem ich versuchen werde, mich zu verbessern.“ So bleibt es immer eine Win-Win-Situation. Man signalisiert, dass man eben auch nicht perfekt ist, aber bereit ist, gemeinsam an der Sache zu arbeiten.

„Die Arbeit an sich selbst ist ohnehin ein wichtiger Punkt, bevor man versucht, den anderen perfekt zu formen“, sagt Wolfgang Krüger. „Die Freude am Erreichen der eigenen Ziele, die Stimmung, die dabei entsteht, reißt den anderen immer mit und motiviert.“

Und vielleicht sollte jeder Partner wieder öfter so sein wie am Anfang der Beziehung: fröhlich, höflich, großzügig – vor allem im Umgang mit den Fehlern des anderen.

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