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Auch Kinder gefährdet

Nervengift in Berliner See! Blaualgen-Mutation tötet Hund

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Im Frühjahr, wenn das Wasser noch kühl ist, aber die Sonne ihre Strahlen schon in die Tiefe schickt, wird der idyllische Tegeler See zum Ort der Angst.

Hunde, die mit ihren Besitzern spazieren gehen, sind hier nicht mehr sicher. Erste Symptome: Würgen, Zittern, Muskelkrämpfe. Dann brechen die Tiere mit Schaum vorm Maul zusammen, die Gliedmaße sind gelähmt. Erst am Mittwoch traf es zwei Mischlinge.

Ordnungsstadtrat Sebastian Maack (AfD): „Ein Hund war im Wasser, hatte getrunken und einen Baumstamm abgeleckt, ein anderer sich nur im Uferbereich bewegt, vielleicht etwas Sand aufgenommen.“ Trotz umgehender nottierärztlicher Versorgung verstarb das eine Tier, das andere konnte gerettet werden.

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Sven D. (40) mit Bulldogge Sunny: „Ich halte Sunny vom Ufer fern. Ich habe Angst um sie“ (Foto: Sven Meissner)

Blaualge produziert Nervengift

Seit 2017 tritt das mysteriöse Phänomen auf. 18 Hunde erlitten eine Vergiftung, 16 starben. Ursache: die Blaualge Tychonema, eine Cyanobakterien-Art (siehe unten). Sie fühlt sich bei bis zu 20 Grad Wassertemperatur am wohlsten, produziert das Nervengift Anatoxin A.

Bei mehreren verstorbenen Hunden hatten es Pathologen im Magen nachgewiesen. Die Veterinäre entwickelten sogar selbst während der Obduktion Vergiftungserscheinungen – Kopfschmerzen, Schwindel.


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In keinem anderen Gewässer Berlins wurde Tychonema jemals nachgewiesen, bundesweit in nur einem in Bayern. Wieso kommen Tychonema hier im Norden Berlins vor?

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Bo Johnsson (74) mit Mischling Paul: „Ich habe ihn immer an der Leine. So passiert nichts“ (Foto: Sven Meissner)

An dieser Frage forscht Jutta Fastner, Biologin des Umweltbundesamtes. „Diese Cyanobakterien sind mit Quellmoos vergesellschaftet – und davon gibt es im Tegeler See viel“, sagt sie.

Ihre Vermutung: „Nach einem Sturm im Frühjahr 2017 schwammen erstmals Quellmoosberge auf der Wasseroberfläche. Sie wurden vom Boden abgerissen. In ihnen wurden große Mengen Cyanobakterien gefunden. Seitdem vermehrt sich das Moos hier – und die Cyanobakterien auch.“

Der Bezirk warnt: Kinder und Hunde sollten vom Ufer ferngehalten werden!

Das droht bei Kontakt mit dem Algengift

Cyanobakterien zeigen sich meist als blaugrüne Schicht im Wasser, weswegen sie Blaualgen genannt werden. Die meisten sind harmlos, einige wenige gefährlich.

Die Art Tychonema bildet das hochwirksame Nervengift Anatoxin A. Bei Hunden führt die Aufnahme zumeist zum Tod. Für kleine Kinder kann der Kontakt mit dem Gift schwere Folgen haben: Haut- und Schleimhautreizungen, Bindehautentzündungen, Ohrenschmerzen, Durchfall, Fieber, Atemwegserkrankungen und allergische Reaktionen.

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Quellmoos, das mit Blaualgen vergesellschaftet ist, schwimmt im südöstlichen Uferbereich des Tegeler Sees (Foto: Sven Meissner)

Für Erwachsene sind die Bakterien kaum gefährlich. Trotz der Belastung darf das Strandbad Tegel öffnen. Laut Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) ließen sich keine gesundheitsrelevanten Konzentrationen von Blaualgen-Toxinen im Nichtschwimmerbereich der Badestellen nachweisen.

Der Uferbereich würde von an Land gespülten Pflanzenresten fachmännisch gereinigt. Das Lageso rät allgemein: Vermeiden Sie den Kontakt mit Algenansammlungen, das Verschlucken von Wasser. Weichen Sie mit Kleinkindern an andere ausgewiesene Badestellen aus.

Themen: Aktuell Tegel Tegeler See
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