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Thalliumsulfat in Cola geschüttet

Frau (55) soll Ex Rattengift gegeben haben – damit er sie nicht verlässt

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Sie gab ihrem Ex Rattengift - aus Liebe. Ein schier unglaublicher Fall beschäftigt seit gestern das Landgericht. Auf der Anklagebank: Michaela P. (55), eine dreifache Mutter aus Reinickendorf wegen versuchten Mordes. Sie soll ihrem früheren Lebensgefährten Tayfur C. (48) heimlich eine tödliche Dosis Thalliumsulfat in die Cola geschüttet haben. Dass er überlebte, grenzt an ein Wunder.

„Ich wollte ihn nicht töten. Ich wollte ihn zurückgewinnen. Wollte, dass er wieder erkrankt und ich wieder seine Retterin bin“, beteuerte die Angeklagte. Wieder? Der Staatsanwalt wirft der kaufmännischen Angestellten vor, dem Mann schon zwischen 2017 und 2019 mehrfach dieses Gift verabreicht zu haben. Was sie allerdings „ausdrücklich bestreitet“.

„Ich wollte mich damals aus unserer Beziehung herauslösen“, erinnerte sich der Erwerbsunfähigkeitsrentner an diese Zeit. Als plötzlich diese extremen Bauchschmerzen anfingen. Er dachte ans Sterben. „Michaela aber tat alles, mir zu helfen.“ Ihre Recherchen hätten den Ärzten bei der Ursachenforschung geholfen: Thallium! „Ich habe sie nie verdächtigt.“

1995 hatten sich beide über eine Anzeige kennengelernt. „Er war die große Liebe“, sagt sie. Er dagegen: „Ich wollte einfach keine tiefe Beziehung.“ Ein On-Off-Verhältnis über Jahre. Mit Streits, mehreren Trennungen … Ganz anders nach seiner ersten Gift-Erkrankung, als es ihm so schlecht ging. Sie: „Er war mir so dankbar.“ Er: „Sie war ständig an meiner Seite.“ Er habe damals wirklich Gefühle für sie entwickeln wollen. „Aber es ging nicht.“ Michaela habe nicht loslassen wollen. Er habe sie rauswerfen müssen. Mehr als ein Jahr war danach Funkstille.


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Bis die Angeklagte (zufällig?) erfuhr, dass ihr Ex über Ebay eine Smartwatch verkaufen wollte. Sie heuerte einen Scheininteressenten an. Der ahnungslose Tayfur C. und der junge Mann trafen sich auf der „Brauhaus“-Terrasse am Südstern zum Verkaufsgespräch. Sie bestellten Cola. Die Angeklagte: „Ich hatte mich dort so hingesetzt, dass er mich nicht sah.“ Bevor die Kellnerin die gewünschten Getränke servierte, mischte sie in das eine mit dem Strohhalm 2, 11 g Thalliumsulfat. Der Ex: „Ich trank. Bis ich den Bodensatz sah – komische weiße Körner. War das wieder Gift?“ Er rief die 110.

Der vermeintliche Tatort der Vergiftung: das Brauhaus Südstern in Kreuzberg (Foto: Ralf Lutter)
Der vermeintliche Tatort der Vergiftung: das Brauhaus Südstern in Kreuzberg (Foto: Ralf Lutter)

Die gesundheitlichen Folgen waren diesmal noch verheerender: Verfolgungsängste, Konzentrationsstörungen, Verdauungsprobleme, Taubheit und Kribbeln in Fingern und Zehen. Und Schmerzen ohne Ende.

Die Angeklagte: „Es war ein furchtbarer, sehr egoistischer Plan. Aber ich glaubte an den Erfolg.“ Im Gerichtssaal würdigte Tayfur C. sie keines Blickes.

Übrigens: Was die früheren Giftanschläge betrifft, soll es laut Interpol Warschau eine Thalliumbestellung von 2017 geben. Unter den Namen der Angeklagten. Fortsetzung: Mittwoch (24. Februar).

Themen: Berliner Kriminalgericht Menschen vor Gericht
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