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Diepgen & Momper

Brauchen wir zur Stimmentscheidung so viel Wahlplakate in Berlin?

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Einmal in der Woche diskutieren in der B.Z. Berlins Ex-Regierende Eberhard Diepgen (CDU) und Walter Momper (SPD) über Themen, die die Stadt bewegen. Heute geht es um die Wahl am 26. September – und die damit einhergehende Flut von Wahlplakaten.

Eberhard Diepgen (CDU): Nein, mehr Inhalte wären gut

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die/der Schönste in diesem Land. Beim Weg durch Berlins Straßen kommt mir diese ängstliche Frage der bösen Stiefmutter aus dem Märchen Schneewittchen in den Sinn.

Parteien und Kandidaten und Kandidatinnen präsentieren sich im Wahlkampf. Unbekannte Namen und Gesichter – mehr oder weniger vorteilhaft fotografiert – grüßen die Passanten. Manchmal mischt sich auch ein bekannter Name darunter.

Oft kann ich auf den ersten Blick gar nicht ergründen, um welche Wahl es bei dem Plakat geht. Bundestag, Abgeordnetenhaus, Bezirksbürgermeister? Und: Dunkel ist der Aussagen Sinn.

Es wird „mehr“ versprochen. Wovon? Respekt soll gefragt sein. Wovor? Und gegen ein würdevolles Leben im Alter kann doch keiner sein. Muss das alles sein? Müssen die Straßenränder und Straßenlaternen in dieser Menge bepflastert werden?

Die Frage stellt sich vor jedem Wahltermin. Für mich war immer die Antwort: Auch der letzte Wahlberechtigte und Ahnungslose soll aufgescheucht werden. Straßenwerbung gehört dazu. Aber täusche ich mich? Werden die Straßen in diesem Jahr besonders viel mit Konterfeis und inhaltsleeren Wahlsprüchen bepflastert? Weniger Plakate und mehr inhaltliche Aussagen wären dem Wahlkampf dienlicher.

Die vielen schönen Portraitplakate helfen einem verunsicherten Wähler sicher nicht wirklich bei seiner Wahlentscheidung. Es gibt glücklicherweise auch gut gemachte und aussagekräftige Großplakate.

Nicht immer meine Meinung. Aber das ist nicht das Thema. Bei Professionalität und Fingerspitzengefühl ihrer Werbeagenturen hatten die Parteien nicht immer eine glückliche Hand.

Nach meinen Erfahrungen müssen Wahlplakate durch Inhalt und Aufmachung provozieren oder einfach nur Aufmerksamkeit wecken. Wie „Kurzflüge nur für Insekten“. Nicht von meiner Partei, aber das Plakat hat was. In der Materialschlacht um Stimmen kann weniger mehr sein.

Walter Momper (SPD): Ja, sie haben doch Signalwert

Ich finde es gut, dass die Stadt, jedenfalls zeitweilig, durch bunte Plakate verziert wird. Plakate haben im Wahlkampf den Hauptzweck, den Menschen klarzumachen, dass demnächst wieder Wahlen sind und sie um die Abgabe ihrer Stimme gebeten werden. Das ist der Signalwert.

Darüber hinaus bringen sie manchmal noch eine Botschaft in Form eines Spruches oder eines Bildes, um Teile des Parteiprogramms klarzumachen. Manchmal sind auch nur die Köpfe der Kandidaten darauf.

Man sieht also, wie der einzelne Kandidat aussieht. Natürlich sind manche Wahlplakate langweilig, entweder weil ihre Botschaft banal ist oder weil der darauf abgebildete Kopf einem nichts sagt. Manchmal sind die Plakate aber auch ganz schön kreativ.

Natürlich ist ein Übermaß an Plakaten nie gut. Wenn alle Ausfallstraßen mit Plakaten vollgepflastert werden, ist es nicht mehr lustig. Ich finde es auch richtig, wenn die Zeit für den Aushang der Plakate begrenzt wird.

Vor allen Dingen will ich, dass nach der Wahl innerhalb einer angemessenen Frist von, sagen wir, 14 Tagen die Plakate wirklich alle verschwunden sind.

Es ist eine Unart, dass manche Parteien ihre Plakate einfach hängen lassen. Das sollte die Stadt dann auch mit Ordnungsgeldern bestrafen. Sonst finde ich aber bunte und kreative Plakate für eine vorübergehende Zeit ganz gut.

Themen: Berlin-Wahl Bundestagswahl Eberhard Diepgen Walter Momper
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