Auch Tage nach der Eishockey-WM hat Eisbären-Stürmer Marcel Noebels die Halbfinal-Niederlage gegen Finnland noch nicht verarbeitet – obwohl für ihn und das gesamte deutsche Team die WM mit Platz vier ein grandioser Erfolg war.
Mit der B.Z. sprach Marcel Noebels (29) über das Finnland-Spiel, die Niederlage gegen die USA im Bronze-Spiel und wie gefährlich seine Verletzung war. Noebels über …
Die Halbfinal-Niederlage gegen Finnland: Über das Spiel muss ich noch einige Nächte schlafen. Das Ergebnis hat uns emotional sehr viel Kraft geraubt. Ich finde, wir hätten in dem Duell den Sieg einfach verdient gehabt.
Mental angeschlagen nach Finnland-Niederlage
… das Spiel um Platz 3: Nur einen Tag nach dem Finnland-Spiel waren wir dann gegen die USA mental noch zu angeschlagen, um eine Medaille zu holen. Aber trotzdem denke ich, dass wir Deutschland zwei Wochen lang begeistert haben.
… seine Verletzung vorm Viertelfinale: Ich stand eher vor dem Aus als auf dem Eis. Ich habe mir im Spiel gegen Lettland zwei Bänder angerissen. Dazu hatte ich, und das war noch schlimmer, eine Einblutung, die vom Rücken kam und in die Schulter reinging. Die Nerven und Muskeln waren komplett eingeklemmt. Das hat die Schmerzen verursacht. Die Frage, ob ich spiele oder nicht, war enger als eng.
… die Entscheidung zu spielen: Das war eine Entscheidung, die ich nicht alle Tage so getroffen hätte. Aber es war ein Viertelfinale und es stand sehr viel auf dem Spiel. Deshalb wollte ich mit aller Macht spielen. Ich bin sehr glücklich über die Entscheidung. Aber es gibt natürlich auch Tage, an denen so etwas schiefgeht. Wo es schlimmer wird oder Spieler sogar ihre Karriere damit beendet haben.
… den deutschen Teamarzt: Ich habe ihm sehr viel zu verdanken, der hat sich unglaublich um mich gekümmert hat. Er hat sich mit Spritzen und allem möglichen Können wieder fit gemacht. Das werde ich ihm nie vergessen.
… die Anerkennung für das Team: Seit der Olympia-Quali in Riga geht es nur noch nach oben. In Riga fing alles an. Und jetzt sind wir in der Weltspitze angekommen. Platz Fünf – das hat es noch nie gegeben. Und wir stehen da oben nicht ohne Grund. Wir haben es uns hart erarbeitet, dahin zu kommen. Jetzt spielen wir Selbstbewusstsein gegen die großen Nationen. Und andere Nationen tun sich sehr schwer, gegen uns zu gewinnen.
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… die Zukunft: Es geht nicht nur mit einem oder zwei Spielern, es geht nur als Mannschaft. Wenn sich jeder aufopfert und mit so großem Herz spielt, dann mache ich mir um das deutsche Eishockey keine Sorgen. Genug Talent und Können haben wir. Der Wille und das Herz ist bei jeden da gewesen.
… die WM-Gruppe 2022: Für mich hat in Finnland alles angefangen, da habe ich meine erste WM gespielt. Ein unglaubliches Eishockeyland, das habe ich selten erlebt. Und es wird richtig schöne sein, in Helsinki zu spielen – auch wenn wir verdammt schwere Gegner haben. Es ist die schwerere Gruppe. Und die Schweiz hat mit uns noch eine Rechnung offen, die werden alles dafür geben, um gegen uns zu gewinnen. Aber wenn es einfach wäre, dann könnte es ja jeder.