Zwei Tote nach Tauchunglück im Werbellinsee: Das rettende Ufer war nur wenige Meter entfernt

Quelle: Michael Hübner
Von: Lena Zander

Zwei Sporttaucher tauchten am Sonntagmittag bei herrlichem Winterwetter in einem Brandenburger See zu einem Schiffswrack – doch dann ging irgendetwas fürchterlich schief.

Berlin – Schreckliches Tauchunglück am Werbellinsee, das sich niemand erklären kann.

Martina (49) und André (53) aus Berlin waren erfahrene freiberufliche Tauchlehrer. Am Sonntag trieben ihre leblosen Körper in etwa sechs Metern Tiefe, als zwei junge Männer, die ebenfalls tauchen waren, sie entdeckt haben sollen.

Andreas Schildmann kennt die beiden verunglückten Taucher und sah alles mit an

Andreas Schildmann kennt die beiden verunglückten Taucher und sah alles mit an

Foto: Michael Hübner / nurfotos.de

Andreas Schildmann (55), Rentner aus Werbellin, schildert, was dann passierte. „Schnell haben die beiden gemerkt, dass da etwas nicht stimmt und sie geistesgegenwärtig aus dem Wasser gezogen und um Hilfe gerufen.“ Das Ufer war nur wenige Meter entfernt. Eine Ärztin, die privat vor Ort war, half dann beide zu reanimieren. Nach etwa 15 Minuten kam dann auch der Notarzt, reanimierte die beiden weiter. Sie kamen in Kliniken nach Berlin und Bernau, teilte die Polizei mit, wo sie jedoch verstarben.

Zwei Kerzen stehen an der Einstiegsstelle „Am Dornbusch“, wo zwei Taucher aus Berlin ums Leben kamen

Zwei Kerzen stehen an der Einstiegsstelle „Am Dornbusch“, wo zwei Taucher aus Berlin ums Leben kamen

Foto: Jörg Bergmann

Schildmann kannte die beiden seit gut zwei Jahren und ist fassungslos, wie eine solche Tragödie passieren konnte: „Das waren doch erfahrene Taucher, warum haben sie keinen Notaufstieg gemacht? Ich bin geschockt und unfassbar traurig!“

Auch Wilfried Kroneder, Besitzer der Tauchschule am Werbellinsee, kannte die beiden gut. „Es ist eine Tragödie“, sagt er. Die beiden seien erst zwei Tage vor ihrem Tod Großeltern geworden.

Hinweisschilder weisen den Spot zum Tauchen aus

Hinweisschilder weisen den Spot zum Tauchen aus

Foto: Jörg Bergmann

Was genau im Wasser passierte, ist noch unklar. Jeder Taucher hat einen kleinen Tauchcomputer, auf dem alle Daten ablesbar sind. „Die Ermittlungen und Auswertungen zu Ausrüstung und Datenträgern laufen noch“, so ein Polizeisprecher.

Auch für andere Taucher ist das Unglück ein Rätsel. Vermutungen reichen von eingefrorenen Atemgas-Geräten bis hin zu „zu wenig Luft gehabt“. „Alles möglich, aber erfahrene Taucher können mit einer Havarie unter Wasser eigentlich umgehen …“, sagt ein Taucher vor Ort.

Kaffenkähne im Werbellinsee

Der Werbellinsee ist weit über die Grenzen Brandenburgs und sogar Deutschlands für seine Tauchspots mit Namen wie „Märchenwiese“, „Puddingberge“ oder „Kap Horn“ bekannt. Hervorragende Bedingungen durch klares Wasser zum einen, Abenteuer durch jede Menge Schiffswracks zum anderen, locken jährlich viele Taucher an den See – auch im Winter.

Insgesamt sollen zwölf Kaffenkahn-Wracks auf dem Grund des Werbellinsees liegen. Diese zu kartografieren liegt seit 2007 in den Händen des Kaffenkahn e.V. Allein fünf Wracks sollen vor dem „Kap Horn“ liegen. Das bekannteste Wrack ist das „Am Dornbusch“.

Dorthin waren auch die beiden verunglückten Berliner in einer Sechser-Gruppe unterwegs, wollten „Am Dornbusch“, einer der bekanntesten Tauschstellen im zweittiefsten See Brandenburgs (55 Meter), zum Wrack eines sogenannten „Kaffenkahns“ tauchen.

Im Werbellinsee wird auch im Winter getaucht

Der Werbellinsee ist nach dem Stechlinsee der zweittiefste See Brandenburgs. Bis zu 55 Meter kann man hier abtauchen. Das Wasser ist klar, bis zu 15 Meter beträgt die Sichtweite

Foto: Jörg Bergmann

Dort liegt das Wrack eines wahrscheinlich 1886 gesunkenen Kahns, recherchierte der Kaffenkahn e.V., der vermutlich bei starkem Gewitter volllief und sank. Damals starb eine dreiköpfige Familie beim Versuch, ihre Wertgegenstände zu retten. Eine Person habe einem Zeitungsbericht des „Teltower Kreisblatts“ aus der Zeit zufolge überlebt. Heute liegt das Wrack schräg abfallend in einer Tiefe von bis zu 35 m. Der Kahn selbst ist etwas mehr als 30 m lang und aus Holz.

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