Tausende tote Fische auf dem Fluss und am Ufer: Gift im Oder-Wasser?

Quelle: BILD
Von: Mareike Sophie Drünkler

Frankfurt (Oder) – Es ist ein trauriges Bild: Tote Fische treiben an der Wasseroberfläche, andere schnappen verzweifelt nach Luft. Hat Gift das Oder-Drama ausgelöst?

„Mittlerweile ist alles voll von toten Fischen“, sagt Urs Walter (54), der im brandenburgischen Lebus lebt. „In polnischen Medien habe ich gelesen, dass vor Tagen eine Chemikalie ausgetreten ist. Ich verstehe nicht, wieso das nicht bei uns kommuniziert wird. Am Dienstag sind hier noch Kinder schwimmen gegangen!“

Polnischen Medienberichten zufolge wurde das Fischsterben durch eine chemische Verunreinigung des Wassers verursacht

Polnischen Medienberichten zufolge wurde das Fischsterben durch eine chemische Verunreinigung des Wassers verursacht

Foto: Toni Feist

Eine offizielle Warnung sprachen die Behörden aber erst am Mittwoch aus. Zunächst warnte die Stadt Frankfurt (Oder) „dringend“ davor, mit dem Wasser des Flusses in Kontakt zu kommen.

„Solange keine belastbaren Informationen über die Gründe vorliegen, empfiehlt der Landkreis Uckermark, den Kontakt mit Wasser aus der Oder und aus der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße vorsorglich zu meiden und das Wasser für private oder gewerbliche Zwecke, z.B. Viehtränken, Bewässerung usw. nicht zu verwenden. Ebenso sollte auf den Verzehr von Fischen aus der Oder verzichtet werden“, hieß es dann am Donnerstag auch in einer amtlichen Warnung des Landkreises Uckermark. Auch der Landkreis Barnim gab eine solche Warnung heraus.

„Wir warten derzeit noch auf die Ergebnisse der Wasserprobe“, sagt Uwe Meier, Sprecher der Stadtverwaltung Stadt Frankfurt (Oder) und betont: „Unser Problem ist unsere Unkenntnis.“

Unkenntnis herrschte am Mittwoch auch bei der Polizei. Lediglich für die Entnahme einer Probe durch die Wasserschutzpolizei, sei man verantwortlich gewesen, hieß es auf BILD-Anfrage. Wann das Landesamt für Umwelt die Gründe des Fischsterbens aufgeklärt hat, sei ungewiss.

Auf polnischer Seite scheint man mehrere Schritte weiter. Inspektoren des Gewässeramts in Niederschlesien hatten Berichten polnischer Medien zufolge bereits Ende Juli Wasserproben an drei Stellen entnommen. Anfang August teilte das Gewässeramt in Wroclaw mit, der hohe Sauerstoffgehalt im Wasser weiche von den typischen Sauerstoffkonzentrationen im Sommer ab.

Die vielen Fische locken Biber und Vögel an, die an den Tieren verenden, berichten Anwohner

Die vielen Fische locken Biber und Vögel an, die an den Tieren verenden, berichten Anwohner

Foto: Toni Feist

Es sei möglich, dass eine Substanz mit stark oxidierenden Eigenschaften ins Wasser gelangt sei. Zudem wurde an zwei Stellen die giftige Substanz Mesitylen nachgewiesen. Die örtliche Staatsanwaltschaft ermittelt wegen eines möglichen Umweltdelikts. Neuere Wasserproben in Niederschlesien seien nach Angaben des Gewässeramts in Wroclaw (Breslau) jedoch unbelastet.

Seit dem 1. August sei die giftige Substanz Mesitylen in Proben nicht mehr nachgewiesen worden, teilte die Behörde am Donnerstag mit. Der physische und chemische Zustand des Wassers werde weiterhin täglich untersucht.

Vorsicht ist in jedem Fall geboten. Denn „sollte es tatsächlich eine hochgiftige Substanz sein, handelt es sich selbstverständlich auch um eine potenziell bedrohliche Lage“, so Uwe Meier.

Sind auch die Fische in der Spree bedroht? „Potenziell könnte belastetes Wasser durch Schleusungsvorgänge in den Oder-Spree-Kanal gelangen“, so Thomas Frey vom Landesamt für Umwelt. „Das Wasser- und Schifffahrtsamt ist in die Meldekette zur Bundeswasserstraße Oder eingebunden.“

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