Russen-Fahnen und laute Musik: Auto-Korso der Schande in Berlin

An dem Tag, an dem die Welt vom Massaker in Butscha erfuhr

Der Autokorso nahe Treptower Park in Berlin. Rund 900 Personen nahmen daran teil

Der Autokorso nahe Treptower Park in Berlin. Rund 900 Personen nahmen daran teil

Foto: Florian Boillot
Von: Ole Kröning und Stefan Peter

Berlin – Es ist der Tag, an dem die Bilder massakrierter Zivilisten im ukrainischen Butscha die Welt erschüttern. Doch diese in unserer Demokratie lebenden Berliner Putin-Versteher missbrauchen das Versammlungsrecht für ihre Propaganda-Show!

Mit wehenden Russlandfahnen und Sowjet-Flaggen versammelten sich am Sonntag 900 Menschen zum Autokorso der Schande! Und stellen sich als Opfer dar.

Der Umzug mit mehreren hundert Fahrzeugen war unter dem Motto „Keine Propaganda in der Schule – Schutz für russischsprechende Leute, keine Diskriminierung“ angemeldet worden, so die Berliner Polizei. Verbunden mit der Frage „Bald auch wir?“ soll sich der Versammlungsleiter sogar einen David-Stern plus das Wort Russe auf sein Auto geklebt haben. Das musste er auf Anweisung der Polizei wieder entfernen.

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Auf einem weiteren Schild hieß es: „Stop hating Russians“ (Hört auf, Russen zu hassen). Die meisten Wagen im Korso, der an der Märkischen Allee in Ahrensfelde startete, führten die Trikolore Russlands. Von der Stadtgrenze ging es zum Sowjetischen Ehrenmal in Treptow, dann zum Olympischen Platz (Westend). Anmelder des Konvois war laut Polizei eine Einzelperson.

Die Grünen-Abgeordnete Gollaleh Ahmadi (40) twitterte: „Das ist ein Vorgeschmack auf das, was uns am 9. Mai erwarten wird. Wir dürfen hier in Berlin keine kriegstreiberische faschistische Propaganda dulden – weder heute noch sonst wann.“

Am 9. Mai feiert Russland die Kapitulation Hitler-Deutschlands.

► Die SPD-Bundestagsabgeordnete Derya Türk-Nachbaur (48) twitterte: „Ich bin fassungslos. Rechtfertigen diese Menschen also Gräueltaten und Kriegsverbrechen? Nutzen sie hier das Demonstrationsrecht, das Menschen in Russland verwehrt wird, um sich solidarisch mit einem menschenverachtenden Diktator zu zeigen? Mir ist schlecht.“

► Der Berliner CDU-Generalsekretär, Stefan Evers (42), kommentierte die Bilder vom Russen-Konvoi auf Twitter so: „Widerwärtig. Und das in der Stadt der Freiheit.“ 

Das Massaker von Butscha

Das Massaker von Butscha„Scharfschütze schoss auf Menschen“

Quelle: BILD, Foto: Giorgos Moutafis

Nach dem Rückzug russischer Truppen aus dem Gebiet rund um die ukrainische Hauptstadt Kiew hatten Fotos von getöteten Menschen in der zurückeroberten Stadt Butscha am Sonntag für Entsetzen gesorgt.

Im Vorort Butscha wurden nach dem Abzug der russischen Armee zahlreiche Leichen auf den Straßen entdeckt – erschossene Zivilisten, verscharrte Leichen, Frauen, die vor ihrer Ermordung vergewaltigt worden waren. Kriegsverbrechen!

Bilder, die auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) tief treffen. Er will jetzt die Sanktionen gegen Russland verschärfen. „Dieses furchtbare Kriegsverbrechen kann nicht unbeantwortet bleiben“, so Habeck gegenüber BILD. „Ich halte eine Verschärfung der Sanktionen für angezeigt. Das bereiten wir mit unseren Partnern in der EU vor.“

Ein toter Zivilist liegt auf einer Straße bei Butscha

Ein toter Zivilist liegt auf einer Straße bei Butscha

Foto: action press

Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) sprach am Sonntag von „furchtbaren und grauen-erregenden Aufnahmen“ aus der Ukraine.

„Diese Verbrechen des russischen Militärs müssen wir schonungslos aufklären. Ich verlange, dass internationale Organisationen wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz Zugang erhalten zu diesen Gebieten, um die Gräueltaten unabhängig zu dokumentieren. Die Täter und ihre Auftraggeber müssen konsequent zur Rechenschaft gezogen werden.“ Der Krieg in der Ukraine „muss aufhören“, so der Kanzler weiter.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko schickt eine deutliche Forderung Richtung Deutschland: „Für die ganze Welt und insbesondere Deutschland kann es nur eine Konsequenz geben: Kein Cent darf mehr nach Russland gehen, das ist blutiges Geld, mit dem Menschen abgeschlachtet werden. Das Gas- und Ölembargo muss sofort kommen.“

Klitschko wirft russischen Truppen im von ukrainischen Soldaten zurückeroberten Butscha Kriegsverbrechen vor. „Das, was in Butscha und anderen Vororten von Kiew passiert ist, kann man nur als Völkermord bezeichnen“, sagte er gegenüber BILD.

Es seien grausame Kriegsverbrechen, die der russische Präsident Wladimir Putin zu verantworten habe. Es seien Zivilisten mit verbundenen Händen erschossen worden.

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