Razzia in 12 Bundesländern: Hier wird der Berliner Boss der Schleuserbande verhaftet
Luxus-Autos, Immobilien, Bargeld und Konten beschlagnahmt
Berlin – Der Zugriff der Elite-Truppe GSG 9 war blitzschnell! Doch die Durchsuchung der 150 Quadratmeter großen Luxuswohnung im Stadtteil Schmargendorf zog sich über Stunden hin.
Viel Aufwand, weil viele Spuren gesichert werden mussten. Riesen-Razzia gegen eine deutsch-russische Schleuser-Bande!
► Die Razzia
Am Mittwoch stürmten Bundespolizei, GSG 9 und Zoll in zwölf Bundesländern über 50 Wohnungen, Büros, Logistikzentren sowie Unterkünfte für Leiharbeiter.
2200 Einsatzkräfte vollstreckten zehn Haftbefehle, beschlagnahmten Autos, Immobilien, Bargeld, Wertgegenstände und mehr als 80 Konten in Höhe von 19 Millionen Euro.
Bundespolizei-Sprecher Jens Schobranski: „Die Ermittlungen richten sich gegen 20 Beschuldigte.“ Allein in Berlin und Brandenburg wurden 18 Objekte durchsucht und sechs Haftbefehle vollstreckt.
► Die Vorwürfe
Es geht um gewerbsmäßiges Einschleusen von Ausländern, Urkundenfälschung, Schwarzarbeit, Geldwäsche und illegale Beschäftigung.
► Die Methode
Über ein Firmen-Netzwerk in Deutschland und im Baltikum schleuste die Bande Nicht-EU-Ausländer zum Arbeiten nach Deutschland. Mit Hilfe gefälschter Ausweise wurden aus den Leiharbeitern – zumeist Ukrainer oder Moldawier – plötzlich EU-Bürger, die für große Logistikunternehmen legal arbeiteten.
Die Schleusung, die gefälschten Dokumente und die Unterbringung ließ sich die Bande bezahlen. Und: Sie sparten sich Sozialabgaben, zweigten sogar noch vom Lohn der bis zu 1000 Arbeiter ab.
Der jährliche Gewinn: Millionen!
► Das Netzwerk
An der Spitze der streng hierarchischen Organisation steht eine Person, die in jeder Region wiederum einen Statthalter eingesetzt hat. Der mutmaßliche Kopf der Bande, ein 49-jähriger Mann, sowie ein 62-jähriger Steuerberater, konnten in Bremen festgenommen werden.
In Berlin residierte der mutmaßliche Statthalter in der Plöner Straße. Der US-Bürger (55) und seine Frau (42) wurden verhaftet, ihre Eigentumswohnung in Schmargendorf durchsucht.
Die Polizei beschlagnahmte zwei Luxus-Mercedes im Wert von rund 300 000 Euro. Ein Nachbar zu BILD: „Die Familie reist oft nach New York, er ist Zahnarzt.“
Wie die Schleuser bei den Arbeitern abkassierten
Die Routine half: Laut Andreas Graf, Sprecher des Hauptzollamts Potsdam, kamen die Ermittler bei der Bekämpfung der Schwarzarbeit auf die Spur der Schleuser. Bei der Groß-Razzia am Mittwoch waren auch speziell ausgebildete Spürhunde, die Bargeld erschnüffeln können, im Einsatz. Zudem unterstützte das Technische Hilfswerk die Fahnder bei ihrer Befragung von hundertern Arbeitern mit beheizten Zelten und anderen Unterbringungsmöglichkeiten.
Die Bande schleuste bis zu 1000 Menschen aus ärmeren Ländern wie der Ukraine, Moldawien oder Georgien nach Deutschland – mit dem Versprechen auf ein besseres Leben. Mit gefälschten Dokumenten (darunter auch gefälschte Impfpässe) gerieten die Arbeitnehmer in ein extremes Abhängigkeitsverhältnis zu den Schleusern, ohne Chance sich zu wehren.
Von ihrem Lohn sahen sie dabei oft aber nur einen Bruchteil. In einem Extremfall seien gerade einmal etwa 750 Euro von dem rund 6700 Euro Monatsverdienst bei einem der Leiharbeiter angekommen.
Wird es gefährlich, kommt die GSG 9
Die GSG 9 kommt immer dann zum Einsatz, wenn es für normale Polizisten zu gefährlich wird. Wird bei Tatverdächtigen mit Waffen oder erheblichem Widerstand gerechnet, rücken die Elite-Polizisten aus.
Bis zu 60 Einsätze absolvieren die Männer pro Jahr – bundesweit.
Die Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Länder haben im Vergleich dazu zwar oft viel mehr Einsätze, die GSG 9 wird deshalb mitunter als „Trainingsweltmeister“ bezeichnet.
Dennoch hat die GSG 9 nicht nur in Deutschland, sondern auch international einen sehr guten Ruf.