Todespflegerin gestand ihrer Psycho-Ärztin​: „Ich könnte meine Klienten massakrieren“

++ Heimleiterin bricht immer wieder in Tränen aus ++ Angeklagte zeigt erste erkennbare Regung

Ines R. am Donnerstag im Gericht

Ines R. am Donnerstag im Gericht

Foto: Michael Sauerbier
Von: Michael Sauerbier

Potsdam – Tag der Tränen im Prozess um die vier Toten im Potsdamer Oberlin-Pflegeheim. Die Leiterin und frühere Kolleginnen von Todespflegerin Ines R. (52) weinte im Zeugenstand.

„Heimtückisch“ soll die Pflegehelferin ihren Schützlingen am 28. April die Kehlen durchgeschnitten haben, so die Anklage. Doch das Bild von der durchtriebenen Mörderin bekam am Mittwoch Risse.​

Ein Rettungswagen steht vor dem Oberlinhaus in Potsdam

Ein Rettungswagen steht vor dem Oberlinhaus in Potsdam

Foto: Spreepicture

Heimleiterin Heike G. (50) beschrieb Ines R. als „liebevoll und mütterlich. Sie hat ihre Arbeit immer gut gemacht.“ Als sie von der Tatnacht erzählt, bricht sie in Tränen aus: „Die Pflegeleiterin ging von Zimmer zu Zimmer, sagte mir am Telefon: ‚Die ist tot, der ist tot, die ist auch tot...’“​

Auch zwei Ex-Kolleginnen sagten über Ines R. „Sie hat die Bewohner geliebt – und die Bewohner sie“. Beide Krankenschwestern kannten ihre psychischen und familiären Probleme. „Aber die Pflege war ihr Leben.“ Trotz schlimmer Bedingungen.​

Trauer um vier TotePotsdam steht unter Schock

Quelle: BILD

Zu wenige Pfleger, viele Krankschreibungen, hohe Fluktuation, berichten die Zeuginnen. Nur Ines R. hielt durch. „Sie musste bis zu 14 Tage mit nur einem freien Tag arbeiten“, sagte Franziska S. (37).

Heimbewohner hätten wochenlang im Bett gelegen – es gab keine Zeit, sie in den Rollstuhl zu setzen. „Beschwerden bei der Leitung waren sinnlos.“

Am Tattag habe sie Ines R. besuchen wollen, sei aber umgekehrt. „Ich habe sie im Stich gelassen“, sagt Franziska S. unter Tränen. Da beginnt auch die Angeklagte heftig zu weinen.

Ihre erste erkennbare Regung seit Prozessbeginn.​ Was niemand ahnte, sagte Ines R. ihrer Psychoanalytikerin schon vor Jahren: „Ich habe schreckliche Gedanken. Ich könnte meine Klienten massakrieren.“​

Fortsetzung am Dienstag.

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