Prozess erst fünf Jahre nach der Tat!: Angeklagter verhöhnt Berliner Bummel-Justiz

Angriffslustig: Der Angeklagte Alexander S. am Montag vor Gericht

Angriffslustig: Der Angeklagte Alexander S. am Montag vor Gericht

Foto: Olaf Wagner
Von: Anne Losensky und Johannes Malinowski

Berlin – Kaum ist der Angeklagte aus dem Saal, hebt er frech den Daumen: „Von wegen kriminell, das ist doch nur ein Einstellungsverfahren“, sagt Alexander S. (29) und verhöhnt damit die Berliner Schnarch-Justiz.

Der Raubzug im Obi-Baumarkt von Berlin-Gesundbrunnen ist bereits fünf Jahre her. Erst jetzt stehen die mutmaßlichen Täter vorm Berliner Landgericht. Die Staatsanwaltschaft ist sicher: Alexander S. war dabei, ebenso Eduard R. (29).

Josephine D. (29) soll die Männer am 27. Mai 2016 mit einem BMW zum Tatfahrzeug chauffiert haben. Sie ist wegen Beihilfe angeklagt.​

Im Baumarkt Demminer Straße sollen Alexander S. eine Machete und Kumpel Eduard eine Schreckschusspistole gezückt haben. Ein Kassierer (27) musste die Kasse öffnen. Die Räuber nahmen alles mit, was sie zu fassen kriegten: 1026 Euro und 47 Cent.​

Wenn sie überführt werden (schwerer Raub, Diebstahl, Urkundenfälschung), drohen mindestens fünf Jahre Knast. Die Angeklagten schweigen, am 2. Juli soll das Urteil verkündet werden.​

► Irre: Der Prozess startete so spät, weil die Justiz überlastet ist! Laut Sprecherin Lisa Jani fehlten lange Zeit die Strafkammern und das Personal: „Sie waren mit Verfahren beschäftigt, bei denen die Angeklagten in Untersuchungshaft sitzen.“​

In den letzten zwei Jahren wurden mehrere neue Strafkammern eingerichtet und neue Richterstellen geschaffen. Das Geld dazu gab der Haushaltsausschuss des Abgeordnetenhauses frei. ​

„Es darf nicht sein, dass ein Strafverfahren so einen langen Zeitraum in Anspruch nimmt“, schimpft Sven Rissmann (43), rechtspolitischer Sprecher der CDU. „Man merkt bis heute in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes die Spar-Politik von Wowereit.“

BILD Kaufberater: Hier gibt es die besten Produkte im Test!