Sie tötete vier Heimbewohner: Das kaputte Leben von Todes-Pflegerin Ines R. (52)

Die angeklagte Pflegerin (52) im Potsdamer Landgericht. Sie muss sich wegen Mordes und Mordversuchs verantworten

Die angeklagte Pflegerin (52) im Potsdamer Landgericht. Sie muss sich wegen Mordes und Mordversuchs verantworten

Foto: CARSTEN KOALL/AFP
Von: Michael Sauerbier

Die unfassbar grausamen Taten hatten ganz Deutschland schockiert: Am Abend des 28. April soll Ines R. (52) fünf Bewohnern eines Pflegeheims die Kehlen aufgeschlitzt haben. Vier von ihnen (im Alter von 31 bis 56 Jahren) verbluteten qualvoll in ihren Betten. Eine 43-jährige Bewohnerin überlebte schwer verletzt nach einer Notoperation.

Potsdam – Zierliche Gestalt, langes blondes Haar, freundliche Augen. Im Potsdamer Oberlin-Pflegeheim wurde Ines R. (52) „Mutti“ genannt. Doch die Pflegehelferin soll eine heimtückische Vierfach-Mörderin sein. Am ersten Prozesstag sprach sie nur über ihr schweres Leben.

Planvoll und listig soll Ines R. am Abend des 28. April vorgegangen sein. „Sie hat gewartet, bis ihre beiden Kollegen in anderen Teilen der Station beschäftigt waren“, so die Staatsanwältin, „dann schlich sie in die Zimmer der ersten beiden Opfer und versuchte, sie zu erwürgen.“​

Der Verhandlungssaal. Bis zum 9. Dezember sind insgesamt zehn Verhandlungstage angesetzt

Der Verhandlungssaal. Bis zum 9. Dezember sind insgesamt zehn Verhandlungstage angesetzt

Foto: CARSTEN KOALL/AFP

Mit einem Handtuch, sagt der Gerichtsmediziner. Doch das war zu anstrengend – beide Opfer lebten noch. Deshalb habe Ines R. ein Messer aus ihrem Beutel im Aufenthaltsraum geholt. Mit der 11 Zentimeter langen Keramik-Klinge sei die Pflegerin dann von Zimmer zu Zimmer geschlichen – und habe fünf Schwerbehinderten (31-56) die Kehlen durchtrennt.​

„Von einem Ohr zum anderen“, berichtet der Pathologe, „Luftröhre und Halsschlagader wurden durchtrennt. Die Opfer verbluteten innerhalb von Minuten.“ Nur eine Frau (43) überlebte dank Not-OP.

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Quelle: BILD

Das Messer fand die Polizei auf dem Heim-Parkplatz, einen ganzen Satz bei Ines R. zu Hause. Dazu Blut an Jacke und Schuhen, Blut unter den Fingernägeln.​

Und was sagt die reglose Angeklagte zu den Vorwürfen? Nichts!​ Stattdessen: anderthalb Stunden Selbstmitleid: ungewolltes Kind, keine Freunde, zwei Selbstmordversuche, eine Ausbildung, die sie nicht wollte. Ein Sohn mit Hirnhautentzündung, der andere mit Hirntumor. Ängste, Schmerzen, erfolglose Therapien.​

Dann der Traumjob als Pflegehelferin im Oberlin-Heim, 30 Jahre lang. Behinderte pflegen, waschen, anziehen, füttern. Aber mit zu wenig Personal, unter enormer Belastung.

Die Angeklagte sagte aus, dass sie zeitweise keine Medikamente, dafür aber Alkohol getrunken habe, um ihre psychischen Probleme zu dämpfen

Die Angeklagte sagte aus, dass sie zeitweise keine Medikamente, dafür aber Alkohol getrunken habe, um ihre psychischen Probleme zu dämpfen

Foto: CARSTEN KOALL/AFP

Die Pflegerin nahm Psycho-Medikamente, litt an Burnout. „Leasingkräfte wollte die Leitung nicht einstellen“, sagt Ines R., „wir mussten Baden und Kaffeetrinken streichen.“​

Warum machte sie trotzdem weiter? „Der Beruf war meine Berufung“, sagt die Pflegerin. Aber auch: „Mein Mann war arbeitslos, wir hatten 70 000 Euro Kreditschulden für das Haus. Ich konnte mit den Stunden nicht runtergehen.“ ​

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Quelle: BILD

Kein Bedauern für die Opfer, kein Mitleid mit den Angehörigen. Verteidiger Henry Timm (59): „Wegen ihres Gesundheitszustands und der Wirkung neuer Medikamente ist Frau R. nicht in der Lage, auf die Tatvorwürfe einzugehen. Vermutlich deshalb kann sie auch kein Mitleid zeigen. Eine Erklärung für das Motiv hat sie weiterhin nicht.“

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