Im Prozess gegen Abou-Chaker: Rapper Kay One: „Ja, gab Stress, kann mich nicht genau erinnern“

Kay One (r.) im Berliner Landgericht. Am Mittwoch sagte er aus

Kay One (r.) im Berliner Landgericht. Am Mittwoch sagte er aus

Foto: michael koerner
Von: Anne Losensky

Berlin – Der 72. Prozesstag gegen Arafat Abou-Chaker (46) und seine drei Brüder. Am Mittwoch ist ein weiterer Zeuge geladen – Kenneth Brodowski alias „Kay One“ (37, „Senorita“).

Ein Deutsch-Rapper ohne obligatorische Designer-Sneaker, dafür edle Luxus-Budapester an den Füßen (lebt in München). Bushido und er galten lange als ziemlich beste Freunde. Danach war nur noch Krieg. Kay One: „Niemand ist bei Bushido geblieben.“ Der Rapper über:

Bushido: „Er hat mich runtergemacht, weil ich aus Berlin weg bin. Hat probiert, sich meinen Namen zu patentieren! Ich musste mir meinen Namen erst zurückholen!“

„Ich habe viel erzählt. Heute kann ich mich an vieles nicht erinnern. Ich will nicht lügen“, so der Rapper

„Ich habe viel erzählt. Heute kann ich mich an vieles nicht erinnern. Ich will nicht lügen“, so der Rapper

Foto: Jörg Carstensen/dpa

Diss-Tracks: „Im Rap mischt sich Wahrheit mit überzogenen Beleidigungen und lächerlichen Witzen. Ich habe Bushido was mit Hunden unterstellt. Natürlich hatte er keinen Sex mit seinen Labradoren! Aber wenn man jemanden sehr mochte, ist man verletzt und neigt zur Übertreibung. War es übertrieben zu sagen, Bushido war Sklave des Abou-Chaker-Clans? Nicht alles war künstlerisch frei erfunden. Ich habe auch von mafiöser Struktur der Großfamilie gesprochen. Ich war voll enttäuscht und voller Hass. Aber irgendwann ist gut. Bushido hat mich kontaktiert. Wir haben gesprochen, lass uns einfach neutral sein.“

Arafat: „Ich habe viel erzählt. Heute kann ich mich an vieles nicht erinnern. Ich will nicht lügen.“

Das hatte der Rapper noch bei der Polizei gesagt

2012/13 klang das noch ganz anders bei der Polizei. Da war von „Angst vor Arafat“ die Rede. Er habe „gewusst, dass er auch zuschlagen“ könne. Geglaubt, er komme da „nicht mehr lebend raus“. Da hieß es, er habe „niemals mit ihm ausgemacht, dass er die Hälfte von meinen Gagen bekommt“.

Bushido war am Mittwoch im Prozess um die Villen in Kleinmachnow

Bushido war am Mittwoch im Prozess um die Villen in Kleinmachnow

Foto: Soeren Stache/dpa

Da soll Kay One auch von Kontakten des Clan-Chefs zu den Hells Angels erzählt haben. Und er soll auch einen Angriff durch Arafat mit einem Baseballschläger in einem Keller in der Katzbachstraße berichtet haben, eine Viertelstunde lang sei er geschlagen worden auf Kopf, Arme und Beine.

Arafat soll dazu gesagt haben: „Wie kommst du dazu, mit der Familie zu schlafen? Willst du mein Geschäft kaputt machen!“

Heute kann er sich nicht mehr „genau erinnern“

Heute sagt Kay One dazu: „Ja, gab Stress, kann mich nicht genau erinnern. Aber Arafat hat sich auch entschuldigt bei mir, was ich nicht erwartet hatte. Das habe ich alles seit zehn Jahren verdrängt…“

Die Oberstaatsanwältin droht dem Rapper an, ein Verfahren wegen Falschaussage gegen ihn einzuleiten.

Weiter geht's am 27. Juni. Urteil am 26. Oktober.

Darum geht's in dem Prozess

Der Clan-Chef soll mehrere Millionen Euro von Anis „Bushido“ Ferchichi (43) verlangt haben für das Ende ihrer jahrelangen, lukrativen Geschäftesbeziehung, in der beide zu Multi-Millionären wurden. Angeklagt ist versuchte schwere räuberische Erpressung. Der Rapper soll auch eingesperrt, mit einer Flasche und einem Stuhl beworfen worden sein (gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Beleidigung).

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