Nach Öffentlichkeitsfahndung: DHL-Erpresser stellt sich der Staatsanwaltschaft
Potsdam – Wurde der öffentliche Druck zu groß? Der mutmaßliche DHL-Erpresser hat sich am Mittwochmittag der Staatsanwaltschaft in Potsdam gestellt.
Das erfuhr BILD aus Sicherheitskreisen. Offenbar hat sich der Mann gegenüber Ermittlern und Staatsanwälten ausführlich geäußert. „Wir überprüfen jetzt seine Angaben und können leider keine weiteren Aussagen dazu machen“, sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage.
Im April hatte die Polizei das Foto des Tatverdächtigen veröffentlicht. Das Foto des Gesuchten wurde am 22. Oktober vergangenen Jahres gegen 18.45 Uhr vor einem Bitcoin-Geldautomaten in einem Spätkauf in Friedrichshain aufgenommen.
► Darauf zu sehen ist ein Mann in einem hellen Kapuzenpulli, der eine rote Mund-Nase-Schutzmaske und auf dem Kopf ein dunkles Basecap trägt. Der Mann ist etwa 1,80 bis 1,85 Meter groß.
Die Brandenburger Polizei hatte die Fahndung veröffentlicht und bat die Bevölkerung um Mithilfe. 5000 Euro Kopfgeld wurden auf „OMAR“ ausgelobt – „für sachdienliche Hinweise, welche zur Ermittlung, Identifizierung oder Ergreifung des Täters führen“, hieß es in der Fahndung.
Bombenalarm!Weihnachtsmarkt in Potsdam evakuiert
Das war passiert
Am 1. Dezember 2017 war in einer Apotheke am Rande des Potsdamer Weihnachtsmarkts eine Paketbombe entdeckt worden, in der sich eine Sprengvorrichtung und Nägel befanden. Darin wurde auch ein als QR-Code verschlüsseltes Schreiben entdeckt, mit dem DHL um zwölf Millionen Euro in Bitcoins erpresst wurde.
Der Umsicht des Apothekers, der das Päckchen erhielt, war es mit zu verdanken, dass keine Menschen verletzt wurden. Er habe beim Öffnen ein Zischen gehört und bemerkt, „dass da so komische Drähte rausguckten“, berichtete der Apotheker später. Daraufhin alarmierte er die Polizei.
Später stellte sich heraus, dass schon Anfang November 2017 eine erste explosive Sendung des DHL-Erpressers im Postzentrum Frankfurt (Oder) eingegangen war. Diese geriet beim Öffnen in Brand, wodurch auch das Erpresserschreiben zerstört worden war. Weitere explosive Sendungen gingen im Januar bei einer Berliner Bankfiliale und im April bei der Handwerkskammer in Berlin ein. Danach herrschte Ruhe. „OMAR“ blieb ein digitales Phantom.
Seitdem ermittelte das LKA wegen des Verdachts des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion sowie der schweren räuberischen Erpressung. Die Soko „Quer“ wurde im August 2019 zwar eingestampft – doch die Ermittlungen liefen weiter.