Räumpanzer stehen bereit: Aufgeheizte Stimmung kurz vor „Köpi“-Räumung

Quelle: BILD / Spreepicture

Am Freitag ist Tag X – der Tag, an dem die Wagenburg „Köpi“ geräumt werden soll.

Berlin – Seit Tagen laufen sich linksradikale Autonome für ihre „Schlacht“ um das umkämpfte Wagenburg-Projekt „Köpi“ warm! In der vergangenen Nacht kam es dann zur Randale. Am späten Donnerstagabend hatte die Berliner Polizei die Lage noch als „überwiegend störungsfrei“ eingeschätzt. Doch gegen 1 Uhr morgens war es mit der Ruhe vorbei. Unbekannte schlugen im Stadtteil Kreuzberg in der Ritterstraße die Scheiben von Autos ein und bewarfen Häuser mit Farbbeuteln, wie ein Polizeisprecher erklärte.

Eine Demonstration zur Erhaltung der Wagenburg „Köpi“am Donnerstagabend verlief weitestgehend friedlich

Eine Demonstration zur Erhaltung der Wagenburg „Köpi“am Donnerstagabend verlief weitestgehend friedlich. Am frühen Freitagmorgen knallte es jedoch

Foto: Christoph Soeder/dpa
Nach der Demo begann die Randale: Ein Feuerwehrmann löscht einen in Brand gesteckten Wagen

Nach der Demo begann die Randale: Ein Feuerwehrmann löscht einen in Brand gesteckten Wagen

Foto: spreepicture
Schmierereien an einem Gebäude in der Prinzenstraße (Berlin-Kreuzberg)

Schmierereien an einem Gebäude in der Prinzenstraße (Berlin-Kreuzberg)

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Feuerwehrleute löschen am Lausitzer Platz einen brennenden Müllcontainer

Feuerwehrleute löschen am Lausitzer Platz einen brennenden Müllcontainer

Foto: spreepicture

In Rummelsburg und Kreuzberg brannten Bauschuttcontainer, außerdem gingen zahlreiche Mülltonnen, Autoreifen sowie mehrere Pkw in Flammen auf. Zudem versuchte eine Gruppe von 50 bis 100 vermummten Personen, eine Barrikade am Erkelenzdamm (Kreuzberg) zu errichten, um die Räumung zu verhindern. Immer wieder hallten „Köpi, Köpi“-Rufe durch die Nacht. Verletzte habe es laut Polizei in der Köpenicker Straße jedoch nicht gegeben.

Karte/Map: Demoroute Berlin-Kreuzberg - Infografik
Rund um das Wohn-Projekt wurde eine Sperrzone eingerichtet

Rund um das Wohn-Projekt wurde eine Sperrzone eingerichtet

Foto: Paul Zinken/dpa

Am Freitagmorgen war die Lage laut Polizei ruhig. Ab 5 Uhr morgens waren drei Demonstrationen rund um das Grundstück mit der Hausnummer 137 angemeldet.​ Ab 5 Uhr seien aber nur einige wenige Unterstützer des „Köpi“ zu den angemeldeten Kundgebungen an dem von der Polizei abgeriegelten Gelände gekommen.

Bei einer Kundgebung an der Melchiorstraße Ecke Adalbertstraße kam es am Morgen zu ersten Rangeleien zwischen Polizisten und Demonstranten. Genau an dieser Stelle beginnt die Sperrzone, die die Polizei eingerichtet hat.

► Die größte Demo mit 500 Teilnehmern unter dem Motto „Köpi bleibt! Keine Räumung in Berlin!“ startet dann am Abend um 20 Uhr am Kottbusser Damm und soll am „Köpi“ vorbeiführen.​

Umzäunt von Polizeigittern und einer Art Bannmeile durften schon am Donnerstag nur noch Anwohner in ihre Häuser rund um das Areal.​ Eine Demo mit 400 Teilnehmern machte sich dann am Abend vom Hermannplatz auf den Weg Richtung Kreuzberg.

Die Polizei war mit 400 Beamten im Einsatz, um die rote Sperrzone zu sichern.​

Eine Soli-Demo am Vorabend der Räumung blieb überwiegend friedlich

Eine Soli-Demo am Vorabend der Räumung blieb überwiegend friedlich

Foto: Spreepicture

Ab 10 Uhr wird der Gerichtsvollzieher am Freitag vor dem Eingang am „Köpi“ erwartet, um den Räumungstitel an die Bewohner zu übergeben.​

Von den eingeplanten 2000 Polizisten kommen nach Angaben einer Polizeisprecherin 700 aus anderen Bundesländern oder von der Bundespolizei. Die Beamten würden nicht nur am Gelände eingesetzt, sondern auch an anderen „signifikanten Örtlichkeiten“, etwa zum Schutz von Parteibüros.

► Erwartet werden Auseinandersetzungen mit Bewohnern auf dem rund 2600 Quadratmeter großen Grundstück. Unterstützer mobilisieren sich seit Tagen in sozialen Netzwerken und Chatgruppen.

Der Eigentümer hatte mit Hinweis auf eine Baugenehmigung im Juni erfolgreich auf Räumung geklagt. Einen Eilantrag der Bewohner zum Stopp der Zwangsvollstreckung hatte das Berliner Kammergericht am Mittwoch abgewiesen.

Das Wagencamp auf einem Gelände an der Köpenicker Straße gilt als eines der letzten Symbolprojekte der linksradikalen Szene in Berlin. Die Bewohner hatten Widerstand gegen die Räumung angekündigt und den Zaun um das Gelände in den vergangenen Tagen zusätzlich gesichert.

Zu „Köpi“ gehört auch ein großes Hinterhaus, das aber nicht geräumt werden soll. Auf dem daneben liegenden Grundstück mit alten Bauwagen leben nach Angaben des Bewohner-Vereins etwa 30 Menschen

Zum „Köpi“ gehört auch ein großes Hinterhaus, das aber nicht geräumt werden soll. Auf dem daneben liegenden Grundstück mit alten Bauwagen leben nach Angaben des Bewohner-Vereins etwa 30 Menschen

Foto: Christoph Soeder/dpa

Jede Nacht brannten Autos, Reifen und Müll in Berlin

► An der Boppstraße standen in der Nacht zu Donnerstag erneut zwei Autos in Flammen. Um 2 Uhr bemerkte eine 47-jährige Anwohnerin das Feuer. Ein Renault brannte lichterloh. Der S-Klasse-Mercedes dahinter war ebenfalls betroffen.​ Die Feuerwehr konnte den Renault nicht mehr retten. Der Mercedes wurde erheblich beschädigt. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.

Am Donnerstag brannte es auch in anderen Kiezen: Gegen 6.30 Uhr bemerkte eine Passantin an der Köpenicker Straße mehrere brennende Mülltonnen und rief Feuerwehr sowie Polizei.​ Ein Zeuge sah dann, dass es auch an der Adalbertstraße brennt. An der Kreuzung Ecke Melchiorstraße standen auf der Fahrbahn mehrere Autoreifen in Flammen. Durch den Brand wurde die Fahrbahn beschädigt.

► In der Nacht zu Mittwoch beschädigten Unbekannte sechs Eingangstüren des Bürgeramtes in Berlin-Mitte. Daneben wurde der Spruch „Köpi bleibt“ ans Gebäude gesprüht.

► In der Nacht zu Dienstag brannten auf dem „Dorfplatz“ an der Rigaer Straße Ecke Liebigstraße Reifen. Die Feuerwehr musste unter Polizeischutz löschen. Später wurde ein Einsatzwagen der Polizei massiv mit Steinen beworfen.

Karte/Map: Hier brannte es in der Nacht in Berlin - Infografik
Die Feuerwehr löscht brennende Reifen unter Polizeischutz in der Rigaer Straße

Die Feuerwehr löscht brennende Reifen unter Polizeischutz in der Rigaer Straße

Foto: spreepicture

Fast zeitgleich brannten in Berlin-Lichtenberg auf einem Parkplatz Autos des Ordnungsamtes. Weitere Autos wurden im Stadtgebiet angezündet.

► Bei einer Solidaritäts-Demo für die Wagenburg „Köpi“ am Samstagabend kam es zu Randale. Personen hatten sich vermummt, Pyro-Technik gezündet und Flaschen geworfen.

Die Demo zog von Berlin-Friedrichshain nach Berlin-Kreuzberg

Die Demo zog von Berlin-Friedrichshain nach Berlin-Kreuzberg

Foto: spreepicture
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