Brandenburger Staatsschutz ermittelt: Polizist posiert in Nazi-Uniform

Revierpolizist Mario W. posiert hier stolz in einer Uniform in „Erbsentarnmuster“, wie sie von der Waffen-SS getragen wurde

Revierpolizist Mario W. posiert hier stolz in einer Uniform in „Erbsentarnmuster“, wie sie von der Waffen-SS getragen wurde

Foto: Privat
Von: Axel LIER, Jörg BERGMANN und Matthias LUKASCHEWITSCH

Cottbus/Lübben – Im Intranet der Brandenburger Polizei ist Mario W. gekleidet, wie man es von einem Vollzugsbeamten erwartet. Blauer Polizei-Pullover, blaues Hemd, Dienstkleidung. W. ist Revierpolizist in Straupitz, mitten im Spreewald. Ein kleiner Ort mit 990 Einwohnern.

Nach Dienstschluss wechselt der Beamte diese Uniform gern mal: gegen eine, die eine möglicherweise strafrechtliche Nähe zur braunen Nazi-Vergangenheit herstellt.

Revierpolizist Mario W.in seiner offiziellen Dienstkleidung der Brandenburger Polizei

Revierpolizist Mario W.in seiner offiziellen Dienstkleidung der Brandenburger Polizei

Foto: Privat

BILD-Reporter Jörg Bergmann sprach am Dienstag mit Revierpolizist Mario W. an seinem Haus über die Nazi-Vorwürfe

Revierpolizist Mario W. vor seinem Haus im Spreewald

Foto: Olaf Selchow

Auf Bildern, die BILD anonym zugespielt wurden, ist Mario W. in einer Tarnfleck-Uniform zu sehen, die auch die Soldaten der SS in Hitler-Deutschland trugen. Im sogenannten „Erbsentarnmuster, wie sie durch die Waffen-SS getragen wurde“, wie Polizeisprecher Torsten Herbst auf Anfrage bestätigte.

Die anstößigen Fotos eines staatlichen Ordnungshüters in Nazi-Uniform sind der Brandenburger Polizei weitergeleitet worden. Der polizeiliche Staatsschutz in Brandenburg und die Staatsanwaltschaft Cottbus leiteten nach der Presseanfrage ein Verfahren gegen Mario W. wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Waffengesetz ein.

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Quelle: BILD/A. Mühlbauer und S. Schneider

„Von Amts wegen“, wie Polizeisprecher Herbst betont. Denn auf den Bildern trägt Mario W. in einem Holster augenscheinlich auch eine Waffe, die aber offenbar keine Dienstwaffe ist. Laut Herbst besteht der Verdacht, „er könnte Schusswaffen besitzen, ohne im Besitz der dafür erforderlichen waffenrechtlichen Erlaubnis zu sein“.

Das würde zu einer Information aus dem Umfeld von Mario W. passen, in der davon die Rede ist, der Revierpolizist „besorgt im Internet Waffen, Orden und allerlei verbotenes Kriegsgut“.

Fakt ist: Staatsschutz-Ermittler durchsuchten am vergangenen Freitag die Wohnung von Mario W. in seinem Wohnort Heideblick (Dahme-Spreewald). Und was sie fanden, könnte unangenehme Folgen für den Beamten haben.

Der Polizeisprecher: „Die Durchsuchungen bestätigten den Verdacht des Verstoßes gegen das Waffengesetz. Zudem sind Uniformteile mit eindeutigem Bezug zur Waffen-SS sowie in der Öffentlichkeit verbotene Kennzeichen wie Hakenkreuz-Symbole und SS-Totenkopfabzeichen aufgefunden worden.“ Mario W. wurde sofort suspendiert, ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet.

Die SS-Uniform trug er auch bei dieser Aufnahme in einem Mini-Panzer – wo und wann das Bild entstanden ist, ermittelt die Brandenburger Polizei derzeit noch

Die SS-Uniform trug er auch bei dieser Aufnahme in einem Mini-Panzer – wo und wann das Bild entstanden ist, ermittelt die Brandenburger Polizei derzeit noch

Foto: Privat

Für den anonymen Hinweisgeber auf den Nazi-Skandal bei der Brandenburger Polizei steht fest, dass Mario W. seit einiger Zeit „mit Kumpanen heimliche Treffen in voller Nazi-Uniform abhalten“ soll. An diesen Abenden, so heißt es in dem Brief ohne Absender, werde der „Heldentaten der damaligen Kriegsverbrecher gehuldigt“.

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Quelle: Policía Nacional

Der braune Polizei-Spuk im Spreewald dürfte damit vorerst ein Ende haben. Mario W. wartet nun auf das Ende der Ermittlungen und ob ihm der Prozess gemacht wird.

Ein BILD-Reporter sprach mit Mario W. an seinem Haus. Er sagt: „Ja, das mit den Bildern stimmt. Aber die sind ja nicht in Deutschland entstanden, sondern in Polen. Ich bin mir keiner Schuld bewusst.“ Zur Sache selbst schweigt er.

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