Discounter entlässt Mitarbeiter: Aldi-Kunde soll rassistisch beleidigt worden sein

Von: Katja Colmenares und Stefan Ferrari

Eine Videoaufnahme zu einem Rassismus-Vorfall in einem Berliner Supermarkt geht viral. Bis Freitagabend war es nach 21 Stunden über 4,5 Millionen Mal abgerufen worden. Es zeigt, wie ein Mann mit dunkler Hautfarbe aufgebracht beschreibt, wie er beleidigt worden sei. Ein Karton wird nach ihm geworfen.

Berlin – Der Deutsch-Ghanaer Prince Ofori (32) war am Donnerstagvormittag in einer Aldi-Filiale im Bezirk Neukölln einkaufen, als es zu dem Vorfall kam.

Die Polizei bestätigt, dass es infolge eines Streits gegen 11.40 Uhr im Supermarkt in der Grenzallee zu einem Einsatz gekommen sei.

71-Jähriger soll provoziert haben

Wie Prince Ofori bei Instagram teilt, habe ein Mann (71) mehrfach das Wort „N....küsse“ benutzt. Als er sich dagegen wehrte, kam es zum lautstarken Streit, bei dem er auch mit einem Karton geworfen wurde, wie in seinem Instagram-Video zu sehen ist.

▶︎Ofori schrieb auf Instagram, er habe mit der Aufnahme begonnen, nachdem ein älterer Herr mit Schokoküssen in der Hand seinen Sohn gefragt habe, „ob sie sich heute nicht 'N....küsse' gönnen sollten“. Der Mann habe zweimal nachgelegt mit ähnlichen Formulierungen, in denen das „N-Wort“ vorgekommen sei.

Auf dem Video ist zu sehen: Der 32-Jährige reagiert aufgebracht und fordert die Klärung der Situation – und wird dann nach Polizeiangaben vom Filialleiter aufgefordert, den Discounter zu verlassen. Eine Klärung erfolgt nicht.

Nach BILD-Informationen war der Filialleiter in zivil im Supermarkt. Er soll auch der Mann sein, der den Karton warf, wie im Video zu sehen.

Ofori verlangt Anti-Rassismus-Training für alle Aldi-Mitarbeiter

Die Polizei teilte mit, dass wegen wechselseitiger Beleidigungen und Körperverletzung ermittelt werde. „Die in den sozialen Netzwerken veröffentlichten Videos und Fotos zum Tatgeschehen werden mit in die Ermittlungen einbezogen.“

Das Video von Prince Ofori verbreitete sich rasend schnell. Auch Stars wie Bonnie Strange und Peter Fox kommentieren und verurteilen den Vorfall. Laut Polizeiangaben versammelten sich Freitag spontan 20 Personen „vor und in dem Discounter, um sich mit dem 32-Jährigen zu solidarisieren“.

Der 32-Jährige hält eine Packung „Schokoküsse“ in die Kamera

Der 32-Jährige hält eine Packung „Schokoküsse“ in die Kamera

Foto: instagram/prince.m.i.k

Ofori ist Tanzpädagoge in Berlin-Neukölln und nach eigener Aussage Mitbegründer des Schwarzen Künstlerkollektivs M.I.K. Family und Vorsitzender des Kulturvereins MINCE. Bei Instagram postet er unter dem Namen „prince.m.i.k“, er hat dort knapp 18 000 Follower.

Dort schrieb er später: „Von ganzem Herzen danke ich all der Liebe und dem wertvollen Empowerment, dass mich in den letzten Stunden erreichte! Das macht Mut! Das gibt Kraft!“

Ofori forderte außerdem die Entlassung des Filialleiters und des Security-Mitarbeiters. Außerdem verlangt er ein bundesweites Anti-Rassismus-Training für alle Aldi-Mitarbeiter und eine „angemessene Entschädigung“.

So reagiert Aldi

Aldi ist das Video bekannt, auf BILD-Anfrage teilt ein Aldi-Sprecher mit:

„Wir bedauern den gestrigen Vorfall in unserer Berliner Filiale zutiefst und möchten uns bei unseren Kundinnen und Kunden entschuldigen.

Die Unternehmensgruppe ALDI Nord spricht sich unmissverständlich gegen Rassismus und Gewalt aus. Wir schätzen die Vielfalt unserer Kolleginnen und Kollegen genauso wie die unserer Kundinnen und Kunden. Rassismus zerstört Vielfalt. Er vergiftet unser gesellschaftliches Klima, in dem es in der aktuellen Situation mehr denn je auf Zusammenhalt ankommt. Uns ist es wichtig, dass sich jeder Mensch bei uns wohl und willkommen fühlt.

Wir haben den Kunden kontaktiert, uns bei ihm entschuldigt und möchten gerne mit ihm persönlich über den Vorfall sprechen. Uns ist aber auch bewusst, dass eine Entschuldigung allein nicht reicht. Die Ereignisse in unserem Markt in Berlin werden aufgearbeitet, um weitere Schlüsse daraus ziehen zu können.

Als ersten Schritt haben wir uns von dem im Video handelnden Mitarbeiter aufgrund seines Fehlverhaltens getrennt.

Wir alle bei ALDI sind Vielfalt. Menschen aus mehr als 80 Nationen arbeiten bei uns. Daher werden wir Rassismus nicht tolerieren – weder aus den eigenen Reihen noch in der Gesellschaft.“

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