Inzidenz unter 100 – Außengastronomie soll bald öffnen: Das ist der Corona-Fahrplan in den Berliner Super-Mai

Gestapelte Stühle auf dem Berliner Gendarmenmarkt – aber wie lange noch?

Gestapelte Stühle auf dem Berliner Gendarmenmarkt – aber wie lange noch?

Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Von: Hildburg Bruns, Miriam KRekel und Isabel Pfannkuche

Berlin – Auf geht’s. Wenn die Inzidenz so wie Freitag (98,6) weiterhin schön unter der entscheidenden 100er-Grenze bleibt, kann in Berlin schon am kommenden Freitag die Außengastronomie wieder öffnen.

Es gilt die Regel: Fünf Tage stabil unter der Inzidenz von 100 (Sonntage zählen nicht mit!) – dann ersetzt Berlin die scharfe Bundes-„Notbremse“ wieder durch eine eigene Corona-Verordnung. Die gilt dann zwei Tage später. Für diesen Fall hat der Regierende Bürgermeister Michael Müller (56, SPD) Lockerungen für die Bereiche Sport, Kultur und Außengastronomie angekündigt.

Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (43, Grüne) hat ihr Konzept für die Senatssitzung am Dienstag schon in der Tasche.

Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne)

Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne)

Foto: Jörg Carstensen/dpa

BILD nennt Details für das Comeback der Open-Air-Lokale

► Abstandsgebot (1,50 m) und Kontaktbeschränkungen (2 Haushalte) gelten ebenso wie sonstige Hygienevorschriften.

►Terminbuchung, Test oder Impfnachweis müssen vorliegen – wobei z.B. Plätze im Biergarten auch spontan vor Ort vergeben werden. Vollständig Geimpfte oder Genesene brauchen keinen Test.

► Kontaktnachverfolgung muss möglich sein, z.B. über die Luca-App auf dem Handy.

► Sperrstunde 23 bis 6 Uhr.

Pop zu BILD: „Die Gefahr einer Corona-Infektion lauert in den Innenräumen und weniger unter freiem Himmel.“ Die Senatorin weiter: „Mit Hygienekonzept, Tests und Kontaktnachverfolgung wollen wir Gastronomiebetrieben bei einer Inzidenz unter 100 ermöglichen, nach dem langen Lockdown wieder ihre Außenbereiche zu öffnen.“

Christian Wemhoff (52) vom „Hoffgarten“ (Charlottenburg): „Es ist für uns, als würden wir das Restaurant komplett neu eröffnen. Wir versuchen, auf der Terrasse möglichst viele Plätze anzubieten, vielleicht weichen wir auch noch auf den Bürgersteig aus. Für schlechtes Wetter bauen wir Heizpilze und Schirme auf“

Christian Wemhoff (52) vom „Hoffgarten“ (Charlottenburg): „Es ist für uns, als würden wir das Restaurant komplett neu eröffnen. Wir versuchen, auf der Terrasse möglichst viele Plätze anzubieten, vielleicht weichen wir auch noch auf den Bürgersteig aus. Für schlechtes Wetter bauen wir Heizpilze und Schirme auf“

Foto: © Parwez

FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja (37) kritisiert allerdings die hohen Hürden für die Bewirtschaftung: „Die gängigen und bekannten AHA-Regeln reichen für die Öffnung der Außenbereiche vollkommen aus, das belegen nicht nur der Sommer 2020, sondern auch führende Aerosol-Forscher.“

Heike Seebaum (54) von der „Fischerhütte“ (Zehlendorf): „Wir freuen uns riesig. Wir haben renoviert und für die Terrasse 350 Sitzkissen selbst genäht. Jetzt wird alles geputzt, Ware bestellt und die Speisekarte geschrieben“

Heike Seebaum (54) von der „Fischerhütte“ (Zehlendorf): „Wir freuen uns riesig. Wir haben renoviert und für die Terrasse 350 Sitzkissen selbst genäht. Jetzt wird alles geputzt, Ware bestellt und die Speisekarte geschrieben“

Foto: Sven Darmer

Sieben Monate im zweiten Lockdown, das hat Berlins Wirten enorm zugesetzt. Laut einer Blitzumfrage des Branchenverbandes Dehoga hatten die Betriebe jetzt im April 85 Prozent weniger Umsatz als im April 2019 – und mit den staatlichen Hilfen hakt es. Jeder dritte Unternehmer zieht eine Betriebsaufgabe in Erwägung.

Schaubild/Statistik: Berliner Senat beschließt Corona-Ampelsystem – Infografik

Bis zu drei Tage Vorlauf braucht Jan Brinkmann (41), Chef der „Ständigen Vertretung“, um seinen Betrieb hochzufahren: „Das Bier muss in den Keller und zwei Tage durchkühlen, Buletten müssen gebraten werden, Spargel vorgegart, die Schweinshaxe 24 Stunden in einen Sud plus anbraten. Einen Tag vor Eröffnung machen wir ein All-Staff-Meeting, um Dienstpläne zu besprechen.“

Jan Brinkmann (41) von der „Ständigen Vertretung“ (Mitte) eröffnet mit den Preisen vom Januar 2020 – trotz der gestiegenen Kosten. „Der Druck neuer Speisekarten würde 4000 Euro kosten. Im Zweifel sollten die Gäste einen Euro mehr Trinkgeld geben, das Personal hat am meisten gelitten“

Jan Brinkmann (41) von der „Ständigen Vertretung“ (Mitte) eröffnet mit den Preisen vom Januar 2020 – trotz der gestiegenen Kosten. „Der Druck neuer Speisekarten würde 4000 Euro kosten. Im Zweifel sollten die Gäste einen Euro mehr Trinkgeld geben, das Personal hat am meisten gelitten“

Foto: © Parwez

Da er von seinen 300 Außenplätzen wegen des Abstands-Gebots nur jeden zweiten nutzen darf, kann er zunächst nur die Hälfte der 60 Mitarbeiter aus der Kurzarbeit holen.

Trotzdem ist Brinkmann optimistisch: „Ich glaube, wir bekommen so etwas wie die Goldenen 20er-Jahre. Der Nachholeffekt wird riesig sein.“

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