Hooligan-Alarm in Berlin: Gekommen, um zu​ prügeln!

71 Festnahmen ++ 2000 Polizisten im Einsatz ++ Gewalt-Fans aus ganz Deutschland in der Stadt ++ Verabredungen zur Jagd auf Union-Fans​

Insgesamt​ 71 angebliche​ Fußballfans​ wurden​ vorübergehend​ festgenommen

Insgesamt​ 71 angebliche​ Fußballfans​ wurden​ vorübergehend​ festgenommen

Foto: CHRISTIAN MANG/REUTERS
Von: Axel Lier, Matthias Koch, Katharina Metag und Christian Wernicke

Was hat das noch mit Fußball zu tun? Nichts!​

Denn: 2000 Berliner Polizisten waren am Donnerstagabend nötig, um vor dem Spiel zwischen Union und Feyenoord Rotterdam gewaltbereite Fans zu begleiten. 600 Beamte verhinderten bereits am Mittwochabend Ausschreitungen und Schlägereien.

71 Hooligans wurden weggesperrt. Bei den angeblichen Fußball-Freunden fanden die Ermittler neben Pyrotechnik auch Quarzhandschuhe und Zahnschutz. Sie waren gekommen, um zu prügeln!​

Auf dem Weg zum​ Olympiastadion​ werden die hollän-​ dischen Chaoten von ​ einem Großaufgebot​ der Polizei beobachtet

Auf dem Weg zum​ Olympiastadion​ werden die hollän-​ dischen Chaoten von ​ einem Großaufgebot​ der Polizei beobachtet

Foto: Jörg Carstensen/dpa

Das Match war von der Polizei als Hochrisiko-Spiel eingestuft worden. Zu recht! ​

Etwa 1500 von erwarteten 5100 Feyenoord-Fans, darunter gewaltbereite Hooligans, hatten Berliner Spezialkräfte schon am Mittwoch in der Stadt gesichtet. Am Abend versammelten sich die Niederländer in teils großen unübersichtlichen Gruppen in Mitte am Hackeschen Markt, in Kreuzberg rund um die Yorckstraße und im Treptower Park. ​

Die Hooligans brannten schon am Nachmittag Bengalos ab. Restaurantbetreiber am Hackeschen Markt alarmierten die Polizei, weil zu viele Menschen in die Lokale drängten. Das Verhalten sei aggressiv, die Situation unübersichtlich, die Fans stark alkoholisiert gewesen. ​

In Kreuzberg und Mitte versammelten sich viele Rotterdam-Anhänger im Vorfeld des Spiels zum Trinken und Eskalieren ​

In Kreuzberg und Mitte versammelten sich viele Rotterdam-Anhänger im Vorfeld des Spiels zum Trinken und Eskalieren ​

Foto: Jörg Carstensen/dpa

Zeitgleich rotteten sich an Mehringdamm und Yorckstraße etwa 130 gewaltbereite Anhänger beider Lager zusammen, die offenbar eine Auseinandersetzung planten. Die Beamten setzten die Verdächtigen fest. ​

Bei den Durchsuchungen fanden die Ermittler diverse Schutzkleidung, Schlaghandschuhe und Zahnschutz bei den Hooligans.

58 Rotterdam-Anhänger und 13 Unioner verbrachten nicht nur die Nacht, sondern auch das Spiel in Polizeigewahrsam. Aus Sicherheitsgründen blieb das Stadion an der Alten Försterei die komplette Nacht mit Flutlicht beleuchtet.​

Spielbeginn im Olympiastadion – Feyenoord-Fans tauchten den Fanblock in Bengalo-Rot

Spielbeginn im Olympiastadion – Feyenoord-Fans tauchten den Fanblock in Bengalo-Rot

Foto: ANNEGRET HILSE/REUTERS

Vor dem Spiel setze die Einsatzleitung der Polizei dann auf strikte Trennung der Lager. Bis zu 800 Feyenoord-Fans versammelten sich am Nachmittag wieder am Alex, Hackeschen Markt und Rosenthaler Platz, Pyros brannten.

Aus den Reihen der zum Teil stark alkoholisierten Anhänger flogen Flaschen auf Einsatzkräfte. Rotterdam-Fans wurden dann von der Polizei mit der U-Bahn zum Stadion begleitet. Union-Anhänger mussten S-Bahn fahren. Bis Spielbeginn blieb die Lage wegen der Polizeistrategie übersichtlich.​

Schon am Vortag des Spiels besprühten Feyenoord-Fans die East Side Gallery in Berlin

Schon am Vortag des Spiels besprühten Feyenoord-Fans die East Side Gallery in Berlin

Foto: Matthias Koch

Bundespolizei-Ermittler und Spezialisten der Berliner Polizei hatten die Gewaltbereiten im Blick. Besonders brisant: Aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland hatten sich nach den verhinderten Schlägereien und den Festnahmen am Mittwoch Hooligans anderer Vereine auf den Weg gemacht.

Das eindeutige Ziel: Gewalt! ​So rechneten die Spezialisten mit etwa 150 Hooligans aus Stettin (Polen), die gemeinsam mit Rotterdamer Schlägern Jagd auf Unioner machen wollten. Die Köpenicker erwarteten Unterstützung aus Gladbach (laut Polizei 70 Gewaltbereite), Cottbus (150 Schläger) und auch einige Ajax-Hools sollen sich angesagt haben.

Die szenekundigen Beamten beobachteten zudem Hooligans aus Rostock (50 bis 100 Gewaltbereite) und rechneten mit Hertha-Fans die „ebenfalls gegen Union mitmischen wollen“. ​Vereint waren einzig die Vereinsführungen von Union und Rotterdam. Die aßen mittags gemeinsam in Köpenick.

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