Homeoffice-Pflicht und Shoppen nur noch mit Test: Verstehen Sie Berlins neue Corona-Regeln noch?
Berlin – Ohne Bremsspur in die dritte Corona-Welle. Michael Müller (56) und sein SPD-Grüne-Linke-Senat machen trotz steigender Neu-Infektionen keine der bisherigen Lockerungen wieder rückgängig!
Eigentlich hatten Bund und Länder eine Notbremsung ab einem stabilen Inzidenz-Wert von über 100 verabredet. Aber Rot-Rot-Grün nimmt stattdessen die Wirtschaft mit der Pflicht zu Test-Angeboten und 50 Prozent Homeoffice in Büros an die Kandare.
Alle neuen Berliner Hü-und-hott-Regeln gelten ab Mittwoch!
► Test-Pflicht
Vor dem Shoppen müssen Kunden beim Betreten des Geschäftes ein tagesaktuelles, negatives Testergebnis vorweisen (Ausnahme Supermarkt, Bäcker, Metzger, Drogerie, Apotheke etc.). Dafür muss man aber beim Einkaufsbummel vorab keinen Termin mehr vereinbaren.
Betreiber von Kaufhäusern und Malls sollen möglichst Testmöglichkeiten organisieren – darüber hinaus gibt‘s 190 Zentren, Apotheken etc. für den „Bürger-Test“, der jedem einmal wöchentlich gratis zusteht.
Vorgeschrieben wird im Einzelhandel künftig eine Handy-App zur Kontaktnachverfolgung (z.B. Luca-App). „Das sind best-denkbare Beschlüsse“, freut sich Nils Busch-Petersen vom Handelsverband.
Beim Friseur und anderen körpernahen Dienstleistungen (z.B. Kosmetik) braucht man künftig nicht nur einen Termin, sondern auch einen Test. Gleiches gilt für Besuche in Museen, Galerien, Gedenkstätten.
Alle Arbeitgeber müssen ihren Mitarbeitern künftig mindestens zweimal pro Woche einen Test anbieten und auf Wunsch eine Bescheinigung ausstellen.
► Homeoffice-Pflicht
Arbeitgeber müssen dafür sorgen, dass nur jeder zweite Büroarbeitsplatz genutzt wird – wie beim Wechselunterricht in der Schule können die Kollegen aber tauschen. Bisher hatte der Senat lediglich für Zuhause-Arbeit geworben, was allerdings die Anwesenheitsquote nur von 70 auf 67 Prozent senkte.
Ausnahmen: z.B. Notrufzentralen, Überwachung betrieblicher Anlagen, Kunden- oder Patientenkontakte. Übrigens: Im Roten Rathaus liegt die Zuhause-Quote bei 75 Prozent.
„Die Beschlüsse wirken wie ein Misstrauensvotum gegenüber der Wirtschaft und produzieren Bürokratie“, schimpft Alexander Schirp vom Unternehmensverband (UVB), denn täglich müssten Listen abgehakt werden. Und die wöchentlich benötigten zwei Millionen Tests seien kaum verfügbar.
► FFP2-Maskenpflicht
In geschlossenen Räumen werden sie Pflicht (blaue OP-Masken reichen nicht mehr), u.a. in Bussen und Bahnen, Arztpraxen, Kliniken, Pflegeeinrichtungen, Geschäften, Museen. Selbst bei privaten Zusammenkünften sollen die Berliner möglichst FFP2- oder zumindest OP-Masken tragen, etwa wenn zu Hause Besuch kommt.
Warum Berlin nicht wie verabredet die Notbremse bei den Lockerungen zieht?
► Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (54, SPD) forderte nach BILD-Informationen bei der Senats-Sitzung am Wochenende jedenfalls, Kontakte wieder auf einen Haushalt plus 1 Person zu verringern (statt 2 Haushalte mit max. 5 Personen) und eine Ausgangssperre light (nur notwendige Gänge).
► Auch SPD-Gesundheitsexperte Thomas Isenberg (54) sagt: „Die Notbremse wird noch stärker anzuziehen sein, befürchte ich anhand der Zahlen der dritten Welle.“
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► Dagegen Senatskanzleichef Christian Gaebler (56, SPD) zur neuen Strategie: „Mit einer Testpflicht erreichen wir mehr, als wenn wir wieder alles zumachen. Wir gehen intelligenter ran.“
► Aber selbst der Regierende Michael Müller gibt offen zu: „Ich kann nicht versprechen, dass wir es 100 Prozent gut gemacht haben.“