Flimmerstunde im Clan-Prozess: Großes Kino mit Bushido im Gerichtssaal

Bushido war am 69. Prozesstag nicht in Person anwesend, zu sehen war er trotzdem (Archivfoto)

Bushido war am 69. Prozesstag nicht in Person anwesend, zu sehen war er trotzdem (Archivfoto)

Foto: Paul Zinken/dpa

Flimmerstunde im Clan-Prozess, der Gerichtssaal wird zum Kino.

Berlin – 69. Prozesstag gegen Arafat Abou-Chaker (46) und seine drei Brüder.

Der Clan-Chef soll mehrere Millionen Euro von Anis „Bushido“ Ferchichi (43) verlangt haben für das Ende ihrer jahrelangen, lukrativen Geschäftsbeziehung, in der beide zu Multimillionären wurden. Klage wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung. Der Rapper soll auch eingesperrt, mit einer Flasche und einem Stuhl beworfen worden sein (gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Beleidigung).

Die Clan-Brüder sitzen gelangweilt auf der Anklagebank. Nebenkläger Bushido ist im Urlaub. Trotzdem flimmert der Rapper überlebensgroß über die Bühne: Hinter Oberstaatsanwältin Petra Leister (57) ist eine Leinwand aufgebaut, gezeigt wird ein Teil der Doku-Serie „Unzensiert – Bushidos Wahrheit“ (Amazon Prime).

Bis zum Prozessbeginn im August 2020 hatte sich Bushido zwei Jahre lang von einem Filmteam begleiten lassen. Arafat Abou-Chaker lehnt sich im Stuhl zurück. Im Film geht es um Bushidos Polizeischutz. Damals, im November 2018, gab es den schlimmen Verdacht, Bushidos Kinder sollten entführt und auf Ehefrau Anna-Maria (40, Schwester von Sarah Connor) ein Säureanschlag verübt werden. Im Film erinnert sich Bushido an diese schwere Zeit.

Im Saal verschränkt Arafat Abou-Chaker genüsslich die Arme vor der Brust, lässt den Leinwandhelden nicht aus den Augen.

Das sagt Bushido in der Doku:

▶︎ „Ich weiß bis heute nicht, von wem die Gefährdung ausgehen soll konkret, was den letzten Stein für den Personenschutz ins Rollen brachte … “

▶︎ „Ich dachte, ich könnte mir aussuchen, wie’s läuft. Wahrscheinlich konnte ich es noch nie …“

▶︎ „Ich bin der Letzte, der Leute verrät. Die Zeit für Spielchen war einfach vorbei.“

▶︎ „Ich dachte, ich müsste den Kindern eigentlich sagen, dass Onkel Arafat dahintersteckt.“ Tochter Aaliyah erfuhr es dann von anderen Kindern. „Sie hat die Zeitung zerrissen, ist darauf herumgetreten. Sie sagte: Arafat ist ein böser Mann. Ich dachte: Krass, sie springt auf ihm rum.“

▶︎ „Ich traf die Entscheidung, bei der Polizei auszusagen. Er hat’s drauf angelegt – und er hat sich mit dem Falschen angelegt.“

▶︎ Erstmals belastete Bushido damals Arafat. „Das war ’ne Kontinentalverschiebung.“ Rapper Capital Bra trennte sich danach von Bushidos Label EGJ mit der Begründung, Bushido arbeite mit der Polizei zusammen. Bushido: „Er hat sehr großen Schaden angerichtet. Diese ganzen Schwanzkünstler … Auf 1,2 Millionen Euro Beteiligung an Capital Bra verzichtete ich, damit er, wenn er in den Spiegel guckt, sieht: Er ist komplett die Fotze.“

Ein Musik-Manager: „Bushido hat Mitschuld, dass er in der Rap-Szene nicht mehr viele Verbündete hat. Wenn du zwanzig Jahre andere Leute unterdrückst …“

Ein Ermittler: „Wer sich mit Kriminellen einlässt, wird am Ende selbst zum Opfer – und ist froh, wenn ihn die Polizei schützt.“

Weiter am 30. Mai. Urteil am 26. Oktober.

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