Für Ukraine-Flüchtlinge, die endlich in Sicherheit sind: Berlin plant zweites Ankunftszentrum

Großvater Alexander und seine Familie aus Dnipro (Ostukraine) sind nachts um 2 Uhr angekommen: „Wir mussten raus. Überall Bomben und Raketeneinschläge. Wir waren drei Tage unterwegs. Vor der polnischen Grenze standen wir 30 Kilometer im Stau. Mein Sohn und meine Frau wurden zurückgeschickt, um im Krieg zu helfen“

Großvater Alexander und seine Familie aus Dnipro (Ostukraine) sind nachts um 2 Uhr angekommen: „Wir mussten raus. Überall Bomben und Raketeneinschläge. Wir waren drei Tage unterwegs. Vor der polnischen Grenze standen wir 30 Kilometer im Stau. Mein Sohn und meine Frau wurden zurückgeschickt, um im Krieg zu helfen“

Foto: Ralf Günther
Von: Mary-Lou Künzel und Hildburg Bruns

Berlin – Sie versuchen zu lächeln, obwohl ihnen zum Weinen zumute ist. Aber sie sind in Sicherheit!

Angst und Schrecken, stundenlange Staus an der Grenze zu Polen liegen hinter ihnen: Die aus der Ukraine geflüchteten Frauen, Kinder und Senioren haben nach ihrer langen Reise mit Bahn oder Auto endlich das Ankunftszentrum in Berlin–Reinickendorf erreicht.

Mutter Victoria Wosczno (37) und Sohn Kirio (7) aus Lwiw (Westukraine): „Wir sind gerade angekommen und ganz auf uns allein gestellt. Mein Mann musste in der Ukraine bleiben. Wir sind traurig und kaputt und wissen nicht weiter. Die Unterkünfte sind sehr voll. Wer Familie oder Freunde hier hat, soll dorthin, um den Platz anderen zu lassen. Wir kennen hier aber niemanden“

Mutter Victoria Wosczno (37) und Sohn Kirio (7) aus Lwiw (Westukraine): „Wir sind gerade angekommen und ganz auf uns allein gestellt. Mein Mann musste in der Ukraine bleiben. Wir sind traurig und kaputt und wissen nicht weiter. Die Unterkünfte sind sehr voll. Wer Familie oder Freunde hier hat, soll dorthin, um den Platz anderen zu lassen. Wir kennen hier aber niemanden“

Foto: Ralf Günther

Allein am Montag wurden nach Angaben von Sozialsenatorin Katja Kipping (44, Linke) 350 Kriegsflüchtlinge vom Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten untergebracht.

Ankunft in der Sicherheit. Alles wird ausgeladen und nach dem schlafenden Kind geschaut. Wenigstens einer konnte die Augen schließen und den Krieg zu Hause für einen Moment vergessen

Ankunft in der Sicherheit. Alles wird ausgeladen und nach dem schlafenden Kind geschaut. Wenigstens einer konnte die Augen schließen und den Krieg zu Hause für einen Moment vergessen

Foto: Ralf Günther

20 000 Flüchtlinge erwartet

Berlin richtet sich zunächst darauf ein, 20 000 Flüchtlinge aus der Ukraine unterzubringen. Erste Anlaufstelle: Oranienburger Straße 285 in Reinickendorf. Von dort werden sie per Bus in Unterkünfte, wie z.B. reaktivierte Containerdörfer, verteilt. Dort erhalten sie ein Zimmer, Hygieneartikel, drei Mahlzeiten täglich. Ein zweites Ankunftszentrum ist geplant – wo, ist noch offen.

Erschöpft nach den Strapazen der Flucht, aber tapfer in die Zukunft blickend: eine Gruppe von Flüchtlingen auf dem Weg zur Anmeldung für eine Unterkunft. Vor Bombenangriffen müssen sie jetzt keine Angst mehr haben

Erschöpft nach den Strapazen der Flucht, aber tapfer in die Zukunft blickend: eine Gruppe von Flüchtlingen auf dem Weg zur Anmeldung für eine Unterkunft. Vor Bombenangriffen müssen sie jetzt keine Angst mehr haben

Foto: Ralf Günther

„Wir warten voller Ungeduld auf die aufenthaltsrechtliche Einstufung“, sagte Sozialsenatorin Kipping nach der Senatssitzung. Kriegsflüchtlinge oder Asylbewerber – darüber entscheiden EU und Bund. Die Vorteile für Kriegsflüchtlinge nach der sogenannten Massenzustrom-Definition: vorübergehender Schutz ohne langwieriges Asylverfahren, Arbeitsmöglichkeiten, Wahl des Wohnortes außerhalb von Heimen, Sozialleistungen durch die Bezirke.

Geflüchtete Kinder sollen zügig in Kitas und Schulen untergebracht werden. „Ein Stuhl mehr, das verkraftet jede Klasse“, so Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (43, SPD). Als private Bettenbörse empfiehlt der Senat hilfe@unterkunft-ukraine.de. Das Hotel „Berlin“ nimmt nach einem Rundruf des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) 120 Anreisende auf.

Oma Alla Silka weint, als sie in Reinickendorf ankommt. Enkelkinder und ihre Tochter begleiten sie. Sie kann noch immer nicht glauben, was in ihrer Heimat passiert

Oma Alla Silka weint, als sie in Reinickendorf ankommt. Enkelkinder und ihre Tochter begleiten sie. Sie kann noch immer nicht glauben, was in ihrer Heimat passiert

Foto: Ralf Günther

► Weitere Hilfe: Flüchtlinge aus der Ukraine können mit allen Bussen und Bahnen in Berlin und Brandenburg kostenfrei fahren.

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