Fünf Tote in Brandenburger Wohnhaus: Vater ermordete seine Familie im Schlaf

Ermittler: Seine Opfer haben sich nicht gewehrt

Das Haus, in dem der Vater seine Frau und seine drei Kinder tötete. An der Auffahrt wurden Kerzen und Kuscheltiere abgelegt

Das Haus, in dem der Vater seine Frau und seine drei Kinder tötete. An der Auffahrt wurden Kerzen und Kuscheltiere abgelegt

Foto: Jörg Bergmann
Von: Michael Sauerbier

Am vergangenen Samstag fand die Polizei fünf Leichen in einem Einfamilienhaus im brandenburgischen Senzig: Vater Devid R. (40) tötete dort seine drei Töchter (10, 8, 4), seine Frau Linda (40) und sich selbst.

Königs Wusterhausen – Die Ermittler gehen davon aus, dass der Familienvater Kinder und Frau im Schlaf erschossen hat, erfuhr BILD.

Laut Obduktionsergebnis sollen alle fünf Todesopfer an Kopfschüssen aus nächster Nähe gestorben sein.

Weil man keine Anzeichen von Gegenwehr wie Blutergüsse, Kratzspuren oder Hautreste unter Fingernägeln bei der Frau und den Kindern fand, gehen die Beamten davon aus, dass sie im Schlaf getötet wurden. Jedes Kind in seinem Zimmer. Danach richtete sich der Vater selbst mit einem Schuss in den Kopf. Die Tatwaffe wurde neben ihm gefunden.

Devid R. nannte in seinem Abschiedsbrief das unfassbare Motiv

Devid R. nannte in seinem Abschiedsbrief das unfassbare Motiv

Foto: privat
Linda R. hatte bei ihrem Arbeitgeber ein gefälschtes Impfzertifikat vorgelegt

Linda R. hatte bei ihrem Arbeitgeber ein gefälschtes Impfzertifikat vorgelegt

Foto: privat

Die Cottbuser Staatsanwaltschaft will die BILD vorliegenden Erkenntnisse derzeit weder bestätigen noch dementieren, denn die Ermittlungen dauern noch an.

Bislang hatte Oberstaatsanwalt Gernot Bantleon (57) nur mitgeteilt, dass alle Opfer an Schussverletzungen starben und die Bluttat in der Nacht zu vergangenem Freitag stattgefunden hat. Entdeckt wurden die Leichen erst anderthalb Tage später. Am Samstagmittag hatte ein Nachbar leblose Körper durch ein Fenster gesehen. Er rief die Polizei.

Bei der aufgefundenen Tatwaffe handelt es sich nach BILD-Informationen um eine Pistole, für die Devid R. keinen Waffenschein besaß.

Die Familie war in Corona-Quarantäne.

In dem mehrere Seiten langen handschriftlichen Abschiedsbrief, den Ermittler im Haus fanden, beschrieb Devid R. das irre Motiv seiner Tat: Eine wahnhafte Angst vor Konsequenzen, nachdem er seiner Frau ein gefälschtes Impfzertifikat besorgt hatte, das bei ihrem Arbeitgeber aufgeflogen war.

Linda R. sollte dazu eine schriftliche Stellungnahme abgeben. Die Frist lief in dieser Woche ab. Welche Konsequenzen ein falsches Gesundheitszeugnis für die langjährige Mitarbeiterin gehabt hätte, beantwortete die Technische Hochschule Wildau nicht.

Devid R. befürchtete laut Abschiedsbrief seine Festnahme und die Entziehung der Kinder durch die Behörden. Eine Angst, die Impfgegner im Internet schüren.

Tatsächlich hätte dem nicht vorbestraften Ehepaar nur eine Geldstrafe gedroht.

Polizei vor dem Haus der Familie

Polizisten stehen vor dem abgesperrten Haus der Familie

Foto: Patrick Pleul/dpa

▶︎ Seit Monaten war der Familienvater in der Querdenker-Szene aktiv. Bekannte berichten, der Impfgegner habe sich in letzter Zeit radikalisiert. Das Netz-Beobachtungszentrum CeMAS fand heraus: Der Berufsschullehrer war seit Sommer Mitglied in mehreren Chat-Gruppen radikaler Impfgegner – auch beim bekannten Corona-Leugner Bodo Schiffmann.

Am Tag der Einführung der 3G-Pflicht am Arbeitsplatz hatte Devid R. die Aufnahme in die Telegram-Gruppe „Freiheitsboten Königs Wusterhausen“ beantragt. Leiter Andreas H. ist in der Kleinstadt südöstlich von Berlin als Verschwörungstheorie-Anhänger bekannt.

Brandenburgs Polizei bestätigte BILD, dass H. am Montag Strafanzeige gegen Bundes- und Landesregierung „wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, gemeinschaftlichen Totschlags und Nötigung zum erweiterten Suizid in 5 Fällen“ erstattet hat. Die Querdenker-Partei „Die Basis“ gab gegenüber der „Märkischen Allgemeinen“ zu, dass Devid R. ihr Mitglied war.

Gemeinde steht unter Schock

Am Donnerstagabend fand in der Senziger Kirchengemeinde eine Trauerfeier für die Verstorbenen mit Berlin-Brandenburgs evangelischem Bischof Christian Stäblein statt. „Wir stehen fassungslos vor dem, was geschehen ist“, sagte das Kirchenoberhaupt, „wir verstehen es nicht und wir begreifen es nicht.“

Ortspfarrer Boris Witt rief die Menschen zu Solidarität und Gemeinschaft auf: „Wenn uns das gelingt, das wäre schön.“

Depressiv? Hier bekommen Sie Hilfe

BILD berichtet in der Regel nicht über Selbsttötungen, um keinen Anreiz für Nachahmung zu geben – außer, Suizide erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit.

Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Depressionen betroffen sind, kontaktieren Sie bitte die Telefon-Seelsorge: ☎ 0800 111 0 111. Beim Berliner Krisendienst wird an neun Berliner Standorten kostenlos geholfen – 24 Stunden täglich, auf Wunsch anonym: www.berliner-krisendienst.de.

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