Fünf Jahre nach dem Terror-Anschlag: Trauer um die Opfer am Breitscheidplatz

Astrid Passin (r), Angehörige eines der Opfer, wird von einer Familienangehörigen umarmt

Astrid Passin (r), Angehörige eines der Opfer, wird von einer Familienangehörigen umarmt

Foto: Fabian Sommer/dpa
Von: Sabine Klier

Berlin – Auf den Stufen vor der Gedächtniskirche stehen die Fotos der 13 Opfer, die durch das Attentat vor fünf Jahren ihr Leben verloren haben. Am Sonntagabend stellten hier viele Menschen Kerzen auf, legten Blumen nieder.

Darunter einige, die selbst an dem Tag den Weihnachtsmarkt besucht hatten und Menschen, die einfach nur ihre Anteilnahme ausdrücken wollten. Viele konnten ihre Tränen nicht zurückhalten.​

Sie war kurz vor dem Anschlag gegangen. Nun ist das BVG-Ticket, abgestempelt um 20.11 Uhr ,der Glücksbringer von Evelyn Grunenberg (81)​

Sie war kurz vor dem Anschlag gegangen. Nun ist das BVG-Ticket, abgestempelt um 20.11 Uhr ,der Glücksbringer von Evelyn Grunenberg (81)​

Foto: Siegfried Purschke

Die Läden der Weihnachtsmarktbuden vor der Treppe waren geschlossen. Es nieselte.

Rentnerin Evelyn Grunenberg (81) aus Berlin-Kladow legte einen Strauß weißer Rosen auf der Treppe ab. „Ich habe großes Glück gehabt. Vor fünf Jahren war ich mit meiner Enkelin auch hier. Kurz vor dem Anschlag sind wir gegangen. Als es passierte haben wir gerade unseren BVG-Ausweis am Automaten abgestempelt.“ Das Ticket bewahrt sie als Glücksbringer auf.​

Trauriger JahrestagGedenken an Terroranschlag vor 5 Jahren

Quelle: Reuters

Auch Dennis Lindenberg (35) schlenderte vor fünf Jahren noch fröhlich über den Weihnachtsmarkt. „Es will mir immer noch nicht in meinen Kopf rein, dass ein Mensch aus ideologischen Hass anderen Menschen hier den Tod gebracht hat“, sagt er.​

Oberstleutnant Claus Lemke (56) lassen die schrecklichen Bilder des Abends nicht mehr los. Er legt lilafarbene Rosen ab​

Oberstleutnant Claus Lemke (56) lassen die schrecklichen Bilder des Abends nicht mehr los. Er legt lilafarbene Rosen ab​

Foto: Siegfried Purschke

Lilafarbene Rosen hat Oberstleutnant Claus Lemke (56) mitgebracht. „Ich habe den Einsatz der Bundeswehr an dem Abend mit koordiniert“, sagt er. „Ich bin später hingefahren, stand hinter der Absperrung. Die Bilder haben mich nie losgelassen.“​

Am 19. Dezember 2016 fuhr der Terrorist Anis Amri mit einem Lkw in den Weihnachtsmarkt

Kurz nach 20 Uhr raste der Lkw auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. 13 Tote, 67 ​

Foto: Peter Müller

Auch Fotografin Simone (52) war an dem Abend vor Ort. „Ich habe immer diese Bild im Kopf von dem umgekippten Tannenbaum mit seinem kaputten Stern“, sagt sie. Ihre Fotos des Grauens gingen um die Welt. Seitdem ist die Weihnachtszeit für sie nicht mehr die gleiche.

„Eine diffuse Angst ist immer noch da, dass sich das wiederholen könnte“, sagt sie.​

Anna Grabowska (51): „Ich bin Polin, komme aus dem Nachbar-Ort des ermordeten Lkw-Fahrers. Mir geht das sehr nah.“

Anna Grabowska (51): „Ich bin Polin, komme aus dem Nachbar-Ort des ermordeten Lkw-Fahrers. Mir geht das sehr nah.“

Foto: Siegfried Purschke

Auch Rentnerin Roswitha Klekottka (78) besuchte an jenem Abend den Markt. „Ich stand weiter weg. Ich weiß nicht mehr, wie ich nach Hause gekommen bin. Sah dann die Bilder im Fernsehen. Ich denke an die Verstorbenen, an die, die ein Trauma erlebt haben und an jene, die nicht mehr richtig gesund geworden sind. Sie dürfen nicht vergessen werden.“

Steinmeier räumt Fehler des Staates ein

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (65) gedachte am Sonntagabend gemeinsam mit Angehörigen der Opfer den 13 Getöteten.

Steinmeier bei seiner Rede in der Gedächtniskirche

Steinmeier bei seiner Rede in der Gedächtniskirche

Foto: CHRISTIAN DITSCH/AFP

Am Ort des Anschlags räumte er Fehler ein: Der Staat „steht in der Pflicht, die Fehler, Versäumnisse und Probleme auszuräumen, die dazu beigetragen haben, dass dieser Anschlag nicht verhindert wurde“, betonte er. Justizminister Marco Buschmann (FDP) sagte den Opfern mehr Unterstützung zu.

„Die Betroffenen können gewiss sein, dass wir für sie da sein werden.“

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