Ein Piks-Tag in Berlin-Tegel: Über 900 geimpft,3800 hätten es sein können

B.Z.-Reporterin Sara Orlos Fernandes hat am Donnerstag eine Strichliste geführt. In einer Stunde kamen rund 100 Impflinge

B.Z.-Reporterin Sara Orlos Fernandes hat am Donnerstag eine Strichliste geführt. In einer Stunde kamen rund 100 Impflinge

Foto: Olaf Selchow .
Von: Sara O. Fernandes und Stefan Peter

Die Zahlen sind ein Schock für Tausende Berliner, die sich sehnlichst den Piks wünschen, ihn aber nicht bekommen. Der Verdacht: Bürokratie blockiert das zügige Durchimpfen!

Berlin – Das Impfzentrum am ehemaligen Flughafen Tegel, wo der Briten-Stoff AstraZeneca verwendet wird, meldete am Donnerstag zwar einen Rekord: über 900 Impfungen – das sind doppelt so viele wie noch Anfang der Woche. ABER: Berlin hat bisher bereits 64 800 AstraZeneca-Dosen erhalten, 28 800 weitere sollen am Samstag geliefert werden. Geimpft wurden mit dem Stoff jedoch bis jetzt NUR 12 979 Berliner (Stand: Donnerstagnachmittag)!

BILD war am Donnerstag in Tegel vor Ort und hat mitgezählt. Innerhalb von einer Stunde haben knapp 100 Impflinge das Impfzentrum betreten. Insgesamt wurden 826 Termine für den Tag gebucht.

Psychotherapeut Peter Badke hat keine Bedenken: „Es ist für mich okay, dass ich diesen Impfstoff bekommen habe. Hauptsache irgendein Impfstoff“

Psychotherapeut Peter Badke hat keine Bedenken: „Es ist für mich okay, dass ich diesen Impfstoff bekommen habe. Hauptsache irgendein Impfstoff“

Foto: Olaf Selchow .

► Am vergangenen Montag waren es nur 405, Dienstag 20 mehr und Mittwoch schon 680 Termine. Diese Entwicklung soll beibehalten werden, denn für Samstag wird mit über 1000 Impflingen für den AstraZeneca-Piks gerechnet.

In Tegel könnten sogar jeden Tag 3800 Menschen geimpft werden. Die Kapazität wird nicht ausgeschöpft.

Warum?

Zahnärztin Katrin Vogel (30) nach ihrer Impfung: „Ich freue mich, dass ich jetzt geimpft bin. Wir wurden gut aufgeklärt. Vor den Nebenwirkungen habe ich keine Angst“

Zahnärztin Katrin Vogel (30) nach ihrer Impfung: „Ich freue mich, dass ich jetzt geimpft bin. Wir wurden gut aufgeklärt. Vor den Nebenwirkungen habe ich keine Angst“

Foto: Olaf Selchow .

„Es ist ärgerlich, wenn Impfstoff da ist, aber nicht verimpft werden kann“, sagt DRK-Präsident Mario Czaja (45). AstraZeneca habe einen schlechten Ruf. Viele Menschen würden weiterhin darauf hoffen, einen anderen Impfstoff zu bekommen.

Karte/Map: Corona-Impfmonitoring in den Bundesländern – Infografik

Doch reicht das tatsächlich als Erklärung?

► In Deutschland darf AstraZeneca nur bei unter 65-Jährigen geimpft werden. Weil in der Altersgruppe darüber nicht genug Personen getestet wurden. Andere Länder handhaben das inzwischen anders.

Frank Knappe (51) hatte eine Einladung für den Biontech-Piks, hat sich aber für AstraZeneca entschieden. „Der Impfstoff und die Wirkung sind genauso gut. Ich habe heute frei und bin deshalb nach Tegel gekommen“

Frank Knappe (51) hatte eine Einladung für den Biontech-Piks, hat sich aber für AstraZeneca entschieden. „Der Impfstoff und die Wirkung sind genauso gut. Ich habe heute frei und bin deshalb nach Tegel gekommen“

Foto: Olaf Selchow .

Und eine neue Studie zeigt: Der Schutz des Wirkstoffs (60-70 %) Prozent) steigt auf 81 Prozent, wenn zwischen beiden Impfungen zwölf statt sechs Wochen liegen!

Psychotherapeutin Urszula Hecht (47): „Ich habe mich impfen lassen, ohne groß nachzudenken. Der Nutzen ist größer als die eventuellen Risiken“

Psychotherapeutin Urszula Hecht (47): „Ich habe mich impfen lassen, ohne groß nachzudenken. Der Nutzen ist größer als die eventuellen Risiken“

Foto: Olaf Selchow .

Bislang bekam in Tegel im wesentlichen medizinisches Personal den Piks – auf Einladung des Gesundheitssenats. Demnächst sollen dort auch Erzieher, Lehrer und Polizisten geimpft werden.

Eine Sprecherin der Gesundheitsverwaltung zu BILD.: „Wir erwarten eine steigende Nachfrage.“

► Angeschrieben werden jetzt auch Obdachlose und Flüchtlinge, die in Notunterkünften und Heimen untergebracht sind. Sie sollen vor Ort in ihren Einrichtungen geimpft werden. „Die Charité befürwortet das und hat auch angeraten, damit sehr schnell zu beginnen“, so Sozialsenatorin Elke Breitenbach (59, Linke) gestern im Abgeordnetenhaus.

Für die Impfgruppe der über 70-Jährigen, die jetzt an der Reihe sind, gingen am Mittwoch 10 000 Einladungen und am Donnerstag 25 000 weitere raus – für 77- 79-Jährige.

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