Entscheidung von Verwaltungsgericht: Demos bleiben in Berlin an Silvester verboten!

Die „Querdenker“-Demo am 18. November am Brandenburger Tor eskalierte, die Polizei musste Wasserwerfer einsetzen

Die „Querdenker“-Demo am 18. November am Brandenburger Tor eskalierte, die Polizei musste Wasserwerfer einsetzen

Foto: dpa

Der Berliner Senat verbietet in seiner aktuellen Verordnung Demonstrationen an Silvester. Das Verwaltungsgericht hat in einem Eilverfahren entschieden, dass das rechtens sei. Doch jetzt muss das auch noch vor dem Oberverwaltungsgericht bestätigt werden.

Berlin – In der Hauptstadt bleiben Demonstrationen an Silvester und Neujahr vorerst verboten. Das für die beiden Tage geltende Versammlungsverbot sei rechtlich nicht zu beanstanden, teilte das Verwaltungsgericht Berlin am Mittwoch mit, das in einem Eilverfahren entsprechend entschieden hat (Az.: VG 1 L 458/20).

Die für Versammlungsrecht zuständige erste Kammer des Gerichts hat einen Eilantrag gegen das nach der Infektionsschutzverordnung des Senats geltende Demonstrationsverbot zurückgewiesen.

Gegen den Beschluss wurde allerdings kurz nach der Entscheidung von der Antragstellerin Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eingelegt. Am Mittwochabend teilte das OVG mit, dass der Einspruch abgelehnt wurde.

„Querdenker“ und andere Demonstranten wollten am 31. Dezember in Berlin zu Tausenden auf die Straße gehen

„Querdenker“ und andere Demonstranten wollten am 31. Dezember in Berlin zu Tausenden auf die Straße gehen

Foto: dpa

► Die Antragstellerin hatte für Silvester eine Versammlung am Brandenburger Tor geplant und war rechtlich gegen das Verbot nach Paragraf 26 der Infektionsschutzverordnung vorgegangen. Das Gericht teilte mit, entgegen der Ansicht der Antragstellerin sei die Verordnung hinreichend begründet und auch sonst formell rechtmäßig.

Das Versammlungsverbot beruhe auf Paragraf 32 des Infektionsschutzgesetzes. Die dort genannten Voraussetzungen seien erfüllt, insbesondere sei bundesweit der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen deutlich überhöht.

Das Protest-ProtokollSo eskalierte die „Querdenker“-Demo in Berlin

Quelle: BILD

Die Entscheidung für ein Versammlungsverbot wahre den Ermessensrahmen und beachte den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz. So diene das Verbot von Versammlungen legitimen Zwecken wie dem Schutz von Leben und Gesundheit sowie der Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems.

Das Versammlungsverbot sei außerdem angemessen. Dabei werde nicht verkannt, dass Versammlungen nur unter strengen Voraussetzungen verboten werden dürften. Ein solcher Ausnahmefall liege vor.

Besondere Gefährdungslage an Silvester

An Silvester und Neujahr gebe es eine besondere Gefährdungslage, weil sich zum Jahreswechsel eine große Zahl von Personen auf der Straße befinde, argumentiert das Gericht. Das gelte erst recht für das Brandenburger Tor, das gerade zu Silvester große Menschenmengen anziehe.

In Anbetracht dieser Umstände müsse die verfassungsrechtlich geschützte Versammlungsfreiheit zurücktreten. Bei dieser Rechtsgüterabwägung sei zusätzlich zu berücksichtigen, dass das Verbot nur für 48 Stunden gelte.

Bei dem Eilverfahren ging es nicht um die „Querdenken“-Demonstration gegen staatliche Beschränkungen in der Corona-Krise, die ursprünglich ebenfalls für Silvester angemeldet worden war. Die Organisatoren hatten sie nach Bekanntwerden des Versammlungsverbots auf den 30. Dezember vorverlegt. Die Polizei hatte die Demonstration anschließend verboten.

„Querdenken“-Initiator Michael Ballweg

„Querdenken“-Initiator Michael Ballweg

Foto: dpa

„Querdenken“-Initiator Michael Ballweg hatte dazu aufgerufen, sich an das Verbot der „Querdenken“-Demo in Berlin zum Jahreswechsel zu halten. In einer an Heiligabend im Netz veröffentlichten Video-Botschaft bat er darum, „das Verbot der Demonstrationen in Berlin zu akzeptieren und am 30.12., am 31.12. und am 1.1. nicht nach Berlin zu fahren“.

BILD Kaufberater: Hier gibt es die besten Produkte im Test!