Die Umbau-Pläne für das alte Herz der Stadt: Potsdamer Platz wird zur Flaniermeile

Die Alte Potsdamer Straße wird autofrei, bekommt ein belebtes Granitpflaster und insektenfreundliche LED-Leuchten, die ihre Lichtfarbe je nach Tageszeit verändern

Die Alte Potsdamer Straße wird autofrei, bekommt ein belebtes Granitpflaster und insektenfreundliche LED-Leuchten, die ihre Lichtfarbe je nach Tageszeit verändern

Foto: Brookfield Properties
Von: Hildburg Bruns

Berlin – Stuttgarter bauten ihn auf, Schweden wirtschafteten ihn ab, Kanadier erfinden ihn neu: Der seit dem Wiederaufbau erst 23 Jahre alte Potsdamer Platz wird rundum erneuert – als Fußgänger-Paradies.

„Wir haben das Areal 2016 in desolatem Zustand übernommen. Mit 50 Prozent Leerstand und 2,5 Kilometer zugeklebter, verrammelter Fassade im Erdgeschoss“, sagt Karl Wambach vom kanadischen Eigentümer Brookfield. In Umfragen urteilten die Berliner damals: „ungemütlich“, „abweisend“.

Der Marlene-Dietrich-Platz wird mit Wasserfontänen und Linden aufgepeppt. Das Theater ist auf 15 Jahre vermietet. Auch das Multiplex-Kinocenter hat seinen Vertrag verlängert

Der Marlene-Dietrich-Platz wird mit Wasserfontänen und Linden aufgepeppt. Das Theater ist auf 15 Jahre vermietet. Auch das Multiplex-Kinocenter hat seinen Vertrag verlängert

Foto: Brookfield Properties

„Der Potsdamer Platz war in einem ruinösen Zustand“, sagt auch Mittes Straßen-Stadträtin Sabine Weißler (62). „Als die neuen Eigentümer bei mir einen Termin anfragten, dachte ich genervt: Der nächste Investor! Aber auch als Grüne muss ich nach der Zusammenarbeit sagen: Endlich kümmert sich jemand! Der Potsdamer Platz hat einen Freund gefunden.“

Bei der Draußen-Planung geben Fußgänger und Radler den neuen Ton an. Von zehn Straßen (u.a. Alte Potsdamer Straße) und vier Plätzen wird der private Autoverkehr verbannt. Die 90 oberirdischen Parkplätze verschwinden – es gibt in Tiefgaragen unter dem Platz über 2100 Plätze.

Noch fahren hier Autos, das soll sich aber bald ändern

Noch fahren hier Autos, das soll sich aber bald ändern

Foto: christian lohse

Der Asphalt wird entfernt, alles mit Granit-Steinen gepflastert. Da der schlesische Steinbruch für das alte Berliner Pflaster erschöpft ist, suchte man von Portugal bis zum Reich der Mitte nach dem richtigen Berlin-Ton – und fand ihn in China. Auch die robusten Bänke (insgesamt über 100 Meter) werden dort gesägt.

Wichtigster Treffpunkt wird der Marlene-Dietrich-Platz, der mit Wasserfontänen und Linden neu gefasst wird. Das oft von Algen zugewucherte Wasserbecken Richtung früherem Debis-Hochhaus wird mit einem Regenwassergarten neu angelegt und niedriger umrandet. „Man wird dort sitzen und seine Füße reinhalten können“, sagt Planer Oliver Schulze aus Kopenhagen.

Die Macher (v.l.): Außenplaner Oliver Schulze, Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel, Stadträtin Sabine Weißler und Karl L. Wambach, Europa-Vizepräsident von Brookfield

Die Macher (v.l.): Außenplaner Oliver Schulze, Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel, Stadträtin Sabine Weißler und Karl L. Wambach, Europa-Vizepräsident von Brookfield

Foto: christian lohse

In den geschlossenen Arcaden wird schon seit April 2020 gebuddelt: sechs Verbindungsbrücken, Rundgang und 13 Rolltreppen wurden abgerisssen. Aus der früheren Mall werden sechs individuelle Gebäude – unter einem gemeinamen Glasdach.

„Der erste Laden wird dem künftigen Mieter im August zum Ausbau übergeben“, sagt Wambach. Komplett geöffnet wird bis Mitte 2022, die Fußgängerzone mit viel Außengastronomie wird bis 2025 brauchen. Kosten insgesamt: über 200 Mio. Euro.

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