Impfen gegen Corona in der Hauptstadt gestartet : Bundeswehr-Soldatin bereitet Impfstoff zu

Dana Sander (38), Leutnant und Krankenschwester aus Schöneweide, hat den Impfstoff zubereitet

Dana Sander (38), Leutnant und Krankenschwester aus Schöneweide, hat den Impfstoff zubereitet

Foto: Ralf Lutter
Von: Hildburg Bruns

Berlin – In der Hauptstadt hat das Impfen gegen das Coronavirus begonnen. Im Beisein von Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) bekam am Sonntagmorgen Gertrud Haase (101) als erste Berlinerin eine Spritze mit dem Impfstoff der Mainzer Firma Biontech und des US-Pharmariesens Pfizer.

Gertrud Haase lebt seit Anfang 2011 in dem Pflegeheim in Berlin-Steglitz wo sie heute gegen Corona geimpft wurde. „Ich habe den Pieks gar nicht gemerkt. Ganz toll“, sagt sie. Nur in den Tagen zuvor sei sie sehr nervös gewesen. Sie habe gehört und gelesen, dass es viele Tote in anderen Heimen durch das gefährliche Virus gegeben habe. Deshalb sei die Impfung ein großer Vorteil, so die Seniorin.

Gertrud Haase (101) bekam am Sonntagmorgen als erste in Berlin die Spritze gegen das Virus

Gertrud Haase (101) bekam am Sonntagmorgen als erste in Berlin die Spritze gegen das Virus

Foto: AP

Sie gehe jeden Tag spazieren und werde das auch am Sonntag machen. Es gehe ihr gut. Die zweite Dosis des Impfstoffs soll sie noch im Januar bekommen.

Dana Sander (38), Leutnant und Krankenschwester aus Schöneweide, hat den Impfstoff zubereitet (eine Phiole enthält 5 Portionen). Dazu muss die Flüssigkeit vor Ort gemischt und dann auf die Spritzen aufgezogen werden.

„Die Senioren waren sehr dankbar und froh“, sagt Sander. Und: „Ich war eben noch mal mit dem Arzt nachschauen. Die sitzen im Frühstücksraum. Denen geht’s hervorragend.“ Sie selbst darf noch nicht geimpft werden.

Auch die 100-jährige Ruth Heller (l.) wird im Pflegeheim Agaplesion Bethanien Sophienhaus von Impfarzt Fatmir Dalladaku (r.) gegen das Coronavirus geimpft

Auch die 100-jährige Ruth Heller (l.) wird im Pflegeheim Agaplesion Bethanien Sophienhaus von Impfarzt Fatmir Dalladaku (r.) gegen das Coronavirus geimpft

Foto: dpa

Gleich nach Gertrud Haase wurden zwei weitere Seniorinnen geimpft, die laut Gesundheitssenatorin Kalayci ebenfalls über 100 Jahre alt sind. In dem Steglitzer Heim hätten sich 93 Prozent der Bewohner ihre Bereitschaft zu einer Impfung erklärt.

„Es ist ein großer Tag“

Die Senatorin: „Es ist ein großer Tag. Ich bin erleichtert. Alles ist sehr gut abgelaufen. Ich bin froh, dass wir das Leid von ihnen fernhalten können – und letztendlich auch Krankenhäuser entlasten.“

Es sei zudem ein Tag der Hoffnung, dass sich auch in anderen Pflegeeinrichtungen so viele Menschen impfen lassen. Die ersten Impfungen seien ein Signal, für sie sei es nie zu spät. Durch sie könnten schwere Krankheitsfälle gerade älterer Menschen und viel Leid vermieden werden.

Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (4.v.l, SPD) steht mit dem Impfteam im Pflegeheim

Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (4.v.l, SPD) steht mit dem Impfteam im Pflegeheim

Foto: dpa

Laut Kalayci war der Start vorbildlich. Das mobile Impfteam, das zum ersten Mal im Einsatz war, habe „super funktioniert“. Die SPD-Politikerin appellierte an Ärzte, ihre Patienten in den Pflegeheimen gut auf das Impfen vorzubereiten und sie zu begleiten. An die Adresse von Impfgegnern sagte Kalayci, diese verdrängten die Realität und spielten mit Menschenleben.

Für den Start hat Berlin nach Angaben der Gesundheitsverwaltung zunächst 9750 Impfdosen erhalten. Der tiefgekühlte Stoff war erst am Samstag eingetroffen.

Durch Impfung sich und andere schützen? – Infografik

Mannschaftswagen der Polizei standen am Sonntag vor der Einrichtung in Steglitz. Das mobile Impfteam war gegen 7.45 Uhr in einem Transporter vorgefahren. Am Steuer saß ein Bundeswehrsoldat.

Der Berliner Impfplan

Zuerst werden berlinweit Bewohner von Pflegeheimen geimpft. Sie gelten als besonders gefährdete Gruppe. 60 mobile Impfteams sollen im Einsatz sein und die Pflegeheime in der ganzen Stadt anfahren. Pro Team und Tag sind 50 Impfungen geplant.

Am Morgen starteten die Teams am Flughafen Tegel

Am Morgen starteten die Teams am Flughafen Tegel

Foto: Getty Images

Die Gesundheitssenatorin rechnete damit, dass die Impfungen für Bewohner in den Pflegeheimen bis Anfang Februar dauern werden. Rund 29 000 Berliner leben in den Pflegeheimen. Es müssen jeweils zwei Dosen verabreicht werden.

Die Mitarbeiter der Einrichtungen sollen parallel geimpft werden. Dafür geht am Sonntagnachmittag (14 Uhr) das mit 80 Kabinen größte der sechs Berliner Impfzentren in Betrieb. Es wurde in der „Arena“-Halle in Treptow aufgebaut, in der sonst etwa Konzerte stattfinden.

In Halberstadt in Sachsen-Anhalt hatte eine ebenfalls 101-Jährige bereits am Samstag die Impfung bekommen und damit die Terminpläne der Politik durchkreuzt. Der Landkreis Harz und das Heim wollten nicht warten und legten vor dem angekündigten bundesweiten Impfstart am Sonntag los.

In der Hauptstadt arbeiten der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin zufolge bis zum 30. Dezember täglich 90 Ärztinnen und Ärzte in den mobilen Impfteams und im Treptower Impfzentrum. Wann genau und in welcher Reihenfolge die übrigen fünf Impfzentren starten, war noch nicht bekannt.

Blick auf die Impfkabinen des neuen Impfzentrums in der Arena Berlin

Blick auf die Impfkabinen des neuen Impfzentrums in der „Arena“ in Berlin-Treptow

Foto: dpa

Die Kapazitäten sind zunächst begrenzt durch die Menge an Impfstoff, der zur Verfügung steht. Der Impfstoff kommt laut Gesundheitsverwaltung nur nach und nach. Im neuen Jahr sollen zunächst auch Berlinerinnen und Berliner über 80 Jahre geimpft werden, die nicht in Pflegeheimen wohnen.

Timeline: Der Corona-Impfplan für Deutschland 2021 – Infografik

In Berlin sind laut Gesundheitsverwaltung bereits 1128 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben (Stand 26. Dezember). Die Zahl der Infizierten wurde für den Tag mit 92 992 angegeben. 72 526 Menschen gelten demnach als genesen.

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