Leon (8) ertrank in Brandenburger Gewässer: Eltern trauern am See um ihren toten Sohn

Wegen der Corona-Maßnahmen war sein Schwimmunterricht seit Monaten ausgefallen

Feuerwehr und Rettungsdienst am See in Brandenburg

Feuerwehr und Rettungsdienst am See in Brandenburg

Foto: Spreepicture
Von: Ole Kröning und Jörg Bergmann

Die weißen Rosen sind ein letzter Gruß an ihr totes Kind. Die Eltern haben eine schwarze Schleife um die Vase mit den Blumen gebunden und in den Sand an der Badestelle am See gestellt. Als sie gehen, halten sie sich still an den Händen. Ihr Sohn Leon (8) ist hier kurz zuvor ums Leben gekommen.

Potsdam (Brandenburg) – Nach dem tödlichen Badeunfall im Großen Lienewitzsee in Michendorf ermitteln jetzt Polizei und Staatsanwaltschaft. „Es wurde ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet, um die Umstände des Unglücks aufzuklären“, so Polizeisprecherin Stefanie Wagner-Leppin.

Leons Eltern haben einen Strauß weiße Rosen zur Unglücksstelle gebracht

Leons Eltern haben einen Strauß mit weißen Rosen zur Unglücksstelle gebracht

Foto: Bild

Am Montagabend hatten sich die Behörden an die Bevölkerung gewandt, als der kleine Leon R. gegen 18 Uhr beim Baden verschwunden war. Laut Polizei war er in Begleitung einer Aufsichtsperson an den Strand des bis zu sechs Meter tiefen Gewässers gegangen und hatte dort mit anderen Kindern gespielt.

Ob es sich bei der Person um einen Angehörigen oder ein Elternteil mit Leon befreundeter Kinder handelte, will die Polizei bislang nicht bekannt geben.

Auf die Frage, wie Leon trotz Aufsicht plötzlich verschwinden konnte, heißt es bei der Polizei: „Die Kollegen arbeiten daran, diese Frage zu klären.“

Stundenlang hatten mehr als 40 Rettungskräfte, Taucher von Feuerwehr und DLRG, Spürhunde und die Besatzung eines Polizeihubschraubers nach dem 8-Jährigen gesucht. Auch ein Boot war auf dem knapp 14 Hektar großen See im Einsatz.

Leons Eltern warteten verzweifelt am Ufer. Um 21.15 Uhr fanden Taucher das leblose Kind in dem sechs Meter tiefen Gewässer. Einem Sprecher der DLRG zufolge ist der Junge der erste Badetote Brandenburgs in diesem Sommer.

Seine unter Schock stehenden Eltern mussten psychologisch betreut werden. Leons Großvater erlitt in der Nacht einen Zusammenbruch. „Für die Großeltern war der Junge ihr Ein und Alles“, sagten Freunde der Familie BILD.

Im vergangenen Jahr hatte Leon angefangen, schwimmen zu lernen. Im Herbst wurde der Schwimmunterricht wegen der Corona-Maßnahmen abgesagt. Daran hat sich bis heute nichts geändert …

So schützen Sie Ihre Kinder im Wasser

► Die wichtigste Grundregel laut Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG): Kinder sollten nur dann alleine ins Wasser, wenn sie nachweislich sicher schwimmen können. Das ist der Fall, wenn sie die Kriterien des Deutschen Schwimmabzeichens Bronze (Freischwimmer) erfüllen. Dazu gehört: 15 Minuten Schwimmen, davon 150 Meter in Bauch- oder Rückenlage und einmal einen Gegenstand aus zwei Metern Tiefe holen.

Bei allen anderen Kindern, die das nicht können, gilt: „Auf Armlänge bleiben, damit ich jederzeit zugreifen kann“, rät der DLRG-Sprecher Achim Wiese (61).

Wichtig auch: „Wer schwimmen geht, sollte sich vorher über die Örtlichkeiten informieren“, so Wiese. Denn ein See sei kein Schwimmbad und könne tückische Stellen haben. Es gebe etwa Strömungen, die nicht sofort erkennbar seien. „Oftmals geht es flach rein und plötzlich fällt der Boden tief ab“, warnt Achim Wiese.

Tipps zum sicheren Baden – Infografik

► Auch Pflanzen unter Wasser könnten Panik erzeugen, was zu hektischen Bewegungen führe und dann verheddere sich der Schwimmer. „Dann am besten auf den Rücken legen und langsam aus der Zone schwimmen“, rät Wiese.

► Besonders gefährlich seien sogenannte Schichttemperaturen. An der Oberfläche ist es warm, aber schon 80 Zentimeter tiefer ist das Wasser 15 Grad kälter. „Springt man überhitzt ins Wasser, besteht die Gefahr, dass der Kreislauf zusammenbricht, wie beim Herzinfarkt oder beim Schlaganfall“, so der Experte. „Wenn man in so eine kalte Schicht reinschwimmt, kann das zu Krämpfen in den Beinen führen, was Panik verursachen kann.“

Über all diese Risiken sollten Eltern ihre Kinder aufklären. Und Wiese betont: „Gehen Sie möglichst dort baden, wo es eine Aufsicht gibt.“

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